Lippischer Arbeitsmarkt: Jahresbilanz und Ausblick

14
Der Lippische Arbeitsmarkt bleibt stabil und gesundet. Foto: Pexels

Kreis Lippe. Der lippische Arbeitsmarkt ist 2022 trotz schwieriger konjunktureller Einflussfaktoren nicht nur stabil geblieben, sondern im Vergleich zum Vorjahr gesundet. Lag die Arbeitslosenquote 2021 noch bei 5,7 Prozent im Agenturbezirk Detmold, der deckungsgleich mit dem Kreis Lippe ist, so sind es im Jahresdurchschnitt 2022 5,1 Prozent gewesen, also ein Minus von 0,6 Prozent. Die Anzahl der Arbeitslosen in Lippe sank von 10.579 Frauen und Männern im Jahr 2021 auf 9.555 Personen im Jahresdurschnitt 2022. Dies ist ein Rückgang um 9,7 Prozent.

 Dahinter steht ein Trend. Der Arbeitsmarkt ist von Personalengpässen in vielen Branchen geprägt. Allein während der Urlaubszeit im Sommer zeigte es sich, was fehlende Mitarbeiter (Flughafenpersonal, Gastronomie) für die Wirtschaft und die Gesellschaft in Zukunft bedeuten könnten. Rainer Radler, Leiter der Agentur für Arbeit Detmold, bilanziert: „Zunächst die gute Nachricht: 2022 hatte sich das Pandemie-Geschehen beruhigt. Zahlreiche Menschen, die während der Pandemie ihren Job verloren hatten, nahmen eine neue Arbeit auf, zum Teil in anderen Branchen. Durch die weitreichenden sozialen und wirtschaftlichen Sicherungssysteme wurden Folgen abgefedert. Nun die schlechte Nachricht: der Ukraine-Krieg und dessen Auswirkungen.“ Radler erläutert: „In wirtschaftlich unsicheren Zeiten gehen neue Stellenmeldungen seitens der Unternehmen zurück.“ Meldeten Betriebe der Detmolder Arbeitsagentur im Jahr 2021 noch 8.084 zu besetzende Stellen, so waren es 2022 insgesamt 6.359 Stellen, ein Minus von 1.725 Stellen oder 21,3 Prozent.

Doch gerade der Personalbedarf der Unternehmen – aktuell und perspektivisch – bietet laut Agenturchef Radler neue Chancen. Auch unabhängig vom Pandemiegeschehen und den Folgen des Ukraine-Krieges schreitet der demografische und strukturelle Wandel weiter voran. Hiervon betroffen ist nicht nur das produzierende Gewerbe, sondern auch Handel und Dienstleistungen werden sich im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung verändern. Der Fachkräftebedarf bleibt, und in einigen Branchen ist vielmehr von Fachkräftemangel oder Fachkräfteengpass zu sprechen. Allein durch die Pandemie ist deutlich geworden, wie die Gesundheits- und Pflegebranche am Limit arbeitet. Im Zuge der Pandemie gingen Gastronomen und deren Personal in andere Branchen. Angesichts der EU-Sanktionen, der Energiekrise, des Klimawandels, der technologischen Transformation und dergleichen mehr, werden Unternehmen, aber auch Beschäftigte vor immer neue Herausforderungen gestellt. Anpassung ist von Nöten, und Weiterbildung ist ein Faktor in diesem Prozess.

Radler betont, dass Weiterbildung ein wichtiges gestalterisches und politisch gewünschtes Instrument ist. „Die Detmolder Arbeitsagentur fördert die berufliche Weiterbildung von Beschäftigten und Arbeitssuchenden unter bestimmten Voraussetzungen. Eine Beratung hierzu lohnt sich jederzeit.“

Es gibt nicht nur für Beschäftigte und Arbeitssuchende Qualifizierungsmöglichkeiten, sondern auch Unterstützung seitens der Arbeitsagentur für junge Menschen beim Übergang von der Schule in den Beruf. Spezielle Maßnahmen für Jugendliche förderte die Agentur für Arbeit Detmold im vergangenen Jahr mit rund 2,5 Millionen Euro. Für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung(en) standen etwa 16,5 Millionen Euro zur Verfügung.

„Hinter jeder Förderung steht eine individuelle persönliche Einzelfallentscheidung nach den Bedürfnissen einer jeden Kundin und eines jeden Kunden“, betont Radler, der mit Blick auf die Entwicklung im Jahr 2023 festhält: „Unser lippischer Arbeitsmarkt hat sich in den vergangenen Jahren – egal ob in der Finanzkrise, während der Pandemie, oder in den vergangenen Monaten nach dem 24. Februar – als leistungsfähig erwiesen, und er wird es auch in Zukunft sein. Zu der ganzen Wahrheit gehört es aber auch zu sagen, dass stets Anpassungen und Entwicklungen notwendig seien werden: Beim Dienstleistungsangebot der Arbeitsagentur, bei der Positionierung von Unternehmen auf dem Markt, und bei der Beschäftigungsfähigkeit von Menschen in Arbeit oder bei der Arbeitssuche.“ (lwz)