Detmold. In der vergangenen Ausgabe der LIPPISCHEN WOCHENZEITUNG sprach Prof. Godelieve Schrama aus dem Vorstand der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Hochschule für Musik Detmold (GFF) über ihre Aufgaben im Vorstandsteam und über die Arbeit der GFF. Im zweiten Teil des Interviews berichtet sie unter anderem über ihre Beweggründe, sich in der GFF zu engagieren und über die Arbeit der Kommission zur Auswahl der Stipendiaten.
LWZ: Wie bereiten Sie sich auf die Kommissionsarbeit vor?
Prof. Schrama: Sobald Anmeldeschluss ist, fange ich an, die Unterlagen zu sichten und zu bewerten. Ich mache mir viele Notizen zu den einzelnen Bewerbern und berücksichtige dabei sowohl die künstlerischen Qualitäten als auch die finanzielle Notlage – schließlich ist das Stipendium für Studenten gedacht, die ihr Studium nicht oder kaum finanzieren können. Zudem sollte eine realistische berufliche Perspektive deutlich sein.
LWZ: Gibt es ein Erlebnis, das Ihnen nach den Auswahlrunden als besonders erfreulich in Erinnerung geblieben ist oder sie emotional berührt hat?
Prof. Schrama: Ich finde es wunderbar, von den Studenten zu hören, was ihre Pläne und Ziele für die Zukunft sind. Über eine finanzielle Notlage zu sprechen, ist selbstverständlich nicht leicht, deshalb ist es wichtig, dass das vorher bereits in dem Motivationsschreiben zum Ausdruck kommt.
LWZ: Erfahren Sie von den Stipendiaten, was die Förderung individuell bedeutet und wie sie sich auf ihr Studium auswirkt?
Prof. Schrama: Das muss ich nicht wissen. Ich hoffe und erwarte, dass die Studenten gewissenhaft mit dem Stipendium umgehen; ich erwarte keine persönliche Dankbarkeit.
LWZ: Wofür werden die Gelder noch eingesetzt?
Prof. Schrama: Aus den Jahresbeiträgen und Einzelspenden finanziert die GFF zum einen die Stipendien, unterstützt aber zum anderen auch besondere künstlerische Projekte der Hochschule – in diesem Jahr beispielsweise die Serenade im Palaisgarten oder die Aufführung der Opernschule –, sowie Chor- und Orchesterreisen.
LWZ: Wechseln wir von der Seite der „Nehmenden“ auf die Seite der „Gebenden“. Wie bewegen Sie und Ihre Vorstandskollegen in Zeiten, in denen viele ihren Gürtel enger schnallen, Menschen dazu, „Freund und Förderer“ zu werden?
Prof. Schrama: Um die die GFF, die eher im Verborgenen wirkt, sichtbarer zu machen, haben wir etwa den Informationsflyer überarbeitet. Auch sprechen wir Publikum bei Konzerten gezielt an. In der Post-Corona-Zeit ergeben sich nun auch wieder häufiger Gelegenheiten, um vermehrt in der Presse präsent zu sein. Das bevorstehende Jubiläumsjahr (2023 die GFF feiert 75-jähiges Bestehen. Anmerkung der Redaktion) ist dabei ein geeigneter Anlass, den Förderverein bekannter zu machen.
LWZ: Was ist Ihre persönliche Motivation, sich in der GFF zu engagieren?
Prof. Schrama: Musik ist mein Leben und ich gönne unseren Studenten eine faire Chance, den wunderbaren Musikerberuf zu erlernen und ihr Leben damit zu gestalten. Kunst und Musik fördern die Kreativität und das freie Denken. Musik kann das Leben in allen Facetten widerspiegeln und bietet Menschen Halt sowie die Möglichkeit, ihre Freude und Trauer auf einer metaphysischen Ebene zu erfahren. Sie verbindet Menschen auf eine unglaublich schöne und ausdrucksvolle Weise. Eine Gesellschaft, in der viel Kunst und Musik zu erleben ist, ist eine freie Gesellschaft. Nicht zuletzt heißt Musizieren auch „Spielen“: Eine Gesellschaft, die spielt, ist frei und offen. Ich möchte mich – soweit mir das möglich ist – dafür einsetzen, diese Gesellschaft zu pflegen und erhalten.
LWZ: Frau Prof. Schrama, vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Redakteurin Karen Hansmeier.
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