Kreis Lippe/Bielefeld. Vor etwas mehr als einem Jahr floh Artem Zaloha aus der Ukraine – seit kurzem ist er Deutscher U17-Meister mit dem DSC Arminia Bielefeld. Aber wie ist es dazu gekommen?
„Wir sind wegen des Krieges in der Ukraine nach Deutschland gekommen“, erzählt der 15-jährige Torwart den vereinsinternen Medien. Gemeinsam mit seiner Mutter und seinem kleinen Bruder sei er über Kontakte in Bielefeld gelandet, sein Vater, mit dem er über Videoanrufe Kontakt hält, durfte nicht mitkommen.
Über seine Anfänge in Deutschland berichtet Zaloha: „Seitdem ich hier bin, gehe ich zur Schule. Von meinen Mitschülern wurde ich sofort sehr gut aufgenommen.“ Die deutsche Sprache, die er mittlerweile gut beherrsche, habe er erst vor Ort gelernt, auch das Alphabet sei neu für ihn gewesen.
Zalohas Weg zur Arminia
„Meine wichtigsten Sachen, eine Tasche mit Torwarthandschuhen und Fußballschuhen, hatte ich schon in der Ukraine gepackt und mitgenommen“, erinnert sich Zaloha. Daran, dass er auch in Deutschland Fußball spielen möchte, hatte er keinen Zweifel: „Fußball ist mein Leben und ich habe nach zwei Wochen schon einen Verein gefunden.“
Nach den Stationen VfL Schildesche und VfL Theesen, erhielt der heute 15-Jährige die Möglichkeit, eines Probetrainings beim DSC Arminia Bielefeld. Bei diesem wusste er zu überzeugen, sodass er daraufhin mindestens einmal die Woche mit der U17 des Vereins auf dem Trainingsplatz stehen durfte.
„Das erste Training hat mich aber doch überrascht“, erinnert sich der Torwart. „Die Geschwindigkeit und das Niveau waren sehr hoch. Trotzdem habe ich es geschafft, mich durchzusetzen und in die Mannschaft zu spielen.“
In dieser habe sich Zaloha direkt wohlgefühlt: „Die Jungs haben mich sofort gut aufgenommen und waren von Beginn an sehr nett zu mir.“ Im Vergleich zu seinem bisherigen Verein in der Ukraine, dem SK Dnipro-I, einem großen Club mit vielen Möglichkeiten, sei die fußballerische Qualität hier deutlich höher sowie die Spieler in seinem Alter körperlich stärker.
Einzig das Trainingsgelände bei Dnipro sei deutlich besser. „Mit meinen ehemaligen Mannschaftskollegen habe ich immer noch Kontakt“, freut sich Zaloha. „Einige Spieler sind wie ich damals aus Dnipro weggegangen, mittlerweile sind einige aber schon wieder zurückgekehrt und spielen wieder für den Verein“, führt er weiter aus.
Die Deutsche U17-Meisterschaft
Zaloha ist in Bielefeld geblieben – und ist nun Teil von etwas Historischem: Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte von Arminia Bielefeld konnte die U17 des Vereins nicht nur das Finale um die deutsche Meisterschaft erreichen, sondern die Schale am Ende auch in ihren Händen halten.
„An dem Tag vor dem Spiel war ich nicht nervös. Auch am Spieltag selbst nicht. Als wir aber im Spielertunnel standen, habe ich extreme Gänsehaut bekommen. Wenn man sich dann aber wieder auf das Spiel konzentriert, fällt die Aufregung wieder von einem ab, dann geht’s“, berichtet Zaloha vom Finaltag, an dem fast 8.400 Zuschauer ihre Mannschaft in der Schüco Arena unterstützten.
Zuvor spielte der 15-Jährige maximal vor 1.500 Fans. Für die Antwort auf die Frage, wen er nach seinem Erfolg zuerst angerufen habe, muss Zaloha nicht lange überlegen: „Meinen Vater! Er hat das Finale zu Hause verfolgt und war sehr stolz auf mich.“
Ein Blick in die Zukunft
Für die Zukunft wünscht sich der Deutsche Meister vor allem, dass sein Vater nach Deutschland und die Familie damit wieder zusammenkommen kann. Zudem hoffe er, dass der Krieg möglichst schnell vorübergeht: „Ich denke oft darüber nach, schon allein, weil mein Vater nach wie vor dort lebt und arbeitet. Deswegen verfolge ich regelmäßig die Nachrichten und das Geschehen vor Ort.“
Weiter ergänzt Zaloha: „Sportlich möchte ich auf das höchste Level kommen, gut spielen und natürlich Profi werden. Ich möchte gerne noch eine Weile hierbleiben, weil ich auch glaube, dass ich hier bessere Chancen habe, meine Karriere aufzubauen.“
Gemeinsam mit seinen Teamkollegen geht es für Zaloha an diesem Sonntag, 7. Mai, zum ersten Mal nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft wieder in einem Pflichtspiel auf den Platz. In der U17-Sonderspielrunde der Jugendbundesliga heißt es dann: DSC Arminia Bielefeld gegen Hannover 96. Angepfiffen wird die Partie um 11 Uhr im Böllhoff Stadion in Bielefeld. (ak)
Schon gewusst?
Mit Henrik Koch (16) und Lukas Kiewitt (17) kommen zwei Leistungsträger des Deutschen U17-Meisters aus Lippe. Beide haben am Anfang ihrer fußballerischen Laufbahn beim TuS Lipperreihe gespielt, gehören aber seit der U10 dem DSC Arminia Bielefeld an.
Während Lukas Kiewitt Arminias U17 als Kapitän auf das Spielfeld führt, ist Koch als Top-Torschütze seiner Mannschaft maßgeblich am Gewinn der deutschen Meisterschaft beteiligt gewesen.
Im Finale in der Schüco Arena gegen den VfL Wolfsburg (2:1) erzielte Koch das Tor zum zwischenzeitlichen 2:0 und sicherte seiner Mannschaft damit die Deutsche Meisterschaft.
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Alina Knoerich studiert Medienwissenschaften an der Universität Paderborn und war von 2020 bis 2022 Freie Redakteurin bei Lippe aktuell. Seit 2023 schreibt die gebürtige Detmolderin für die LWZ und berichtet besonders gerne über Sport sowie Musik, Kunst und Kultur im Detmolder Raum und darüber hinaus.