Neues Leben für das Kavaliershaus – Fachwerkgebäude in Bad Meinberg ist Denkmal des Monats

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Der LWL hat das Kavaliershaus, auf dem Foto sind der Pferdestall und das Kutscherhaus im Jahr 2022 zu sehen, als Denkmal des Monats ausgezeichnet. Foto: LWL Schöfer

Kreis Lippe/Horn-Bad Meinberg. Noch um die Jahrtausendwende stand das Kavaliershaus oberhalb von Bad Meinberg leer. Ein engagiertes Eigentümerpaar verwandelte es innerhalb weniger Jahre in ein Wohnhaus. Das Ergebnis würdigte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) nun als Denkmal des Monats April.

Das denkmalgeschützte Fachwerkhaus entstand Ende des 19. Jahrhunderts als Begleithaus einer großbürgerlichen Villa. „Dieses mächtige, mit Jugendstil-Fachwerk verzierte Gebäude wurde Ende der 1960er-Jahre leider abgebrochen“, erläutert LWL-Denkmalpflegerin Saskia Schöfer. Erhalten blieb das Kavaliershaus mit Orangerie, Pferdestall und Kutscherhaus, das dank des Ehepaars Filter heute in neuem Glanz erscheint.

Die Orangerie 2022. Foto: LWL Schöfer

Noch vor wenigen Jahren war daran kaum zu denken: Denn lange wurde das Begleithaus von der Gärtnereiabteilung des Staatsbades Meinberg als Garage, Reparaturwerkstatt und Pflanzenanzuchtraum genutzt.

Das Obergeschoss diente auch als Winterquartier für die Schwäne des Kurparksees. „Die mangelnde Instandhaltung führte über die Jahre zu einem vernachlässigten Gesamteindruck“, sagt Schöfer und ergänzt: „Die Erfolgsgeschichte begann schließlich 2010 mit dem Kauf durch Eva und Dietmar Filter und deren sachkundigen und kreativen Umgang mit dem Baudenkmal.“

Das Kavaliersaushaus vor der Instandsetzung im Jahr. 2010. Foto: Eva Filter

Die Innenarchitektin und der Architekt erkannten das Potenzial des 35 Meter langen und nur 5,50 Meter breiten Fachwerkgebäudes. Als erste Maßnahmen auf dem Weg zur Nutzung als Wohnhaus setzten sie die Tragstruktur instand, arbeiteten die Fenster auf und legten den Sockel trocken.

„Mit viel Fingerspitzengefühl für das richtige Maß an Erhaltung und Erneuerung ersetzten sie immer nur das notwendige Minimum und erhielten alle Bauteile, die noch verwendbar waren“, erklärt Schöfer.

Der Wohn- und Veranstaltungsraum in der früheren Orangerie. Foto: Eva Filter

Heute befindet sich im ehemaligen Pferdestall eine Bibliothek, die Orangerie ist ein lichtdurchfluteter Wohnraum und der ehemalige Pausenraum der Gärtner wird als Küche genutzt. Die Schwäne sind längst aus dem Obergeschoss gewichen, wo nun Schlaf-, Arbeits- und Gästezimmer untergebracht sind.

„Die gestalterischen und handwerklichen Fähigkeiten von Eva und Dietmar Filter lassen sich auch an der kreativen Inneneinrichtung ablesen. Neben der sensiblen Instandsetzung und Umnutzung trägt sie zum überaus gelungenen und nachhaltigen Gesamtergebnis bei“, würdigt Schöfer die Arbeit des Paares.

Der Essbereich mit Einbaumöbeln. Foto: Eva Filter

Die Räume werden heute nicht nur privat genutzt: „Die geschickte Planung des Eigentümerpaars ermöglicht auch eine öffentliche Nutzung“, erklärt die LWL-Denkmalpflegerin. So werden die sanierten Privaträume für musikalische Veranstaltungen und Ausstellungen regelmäßig einem größeren Publikum geöffnet.

Die Bibliothek entstand im ehemaligen Pferdestall. Foto: Eva Filter

Am Tag des offenen Denkmals etwa, zieht das Kavaliershaus jährlich bis zu 120 Besucher an. Von den Außenanlagen mit der wiederhergestellten Aussichtsplattform können sie den Ausblick auf den Kurpark von Bad Meinberg genießen.

Ein neues Stalltor, das nach altem Vorbild entstand. Foto: Eva Filter

Hintergrund

Bereits Fürstin Pauline zur Lippe hatte zu Lebzeiten Erholung in Bad Meinberg gesucht. Ende des 19. Jahrhunderts zog der preußische Generalmajor Graf Leopold zur Lippe-Biesterfeld in den Kurort und erwarb eine großbürgerliche Villa auf dem Schanzenberg.

Wegen der vielfältigen Gliederung mit Türmen und Aufbauten sowie des adligen Besitzers wurde es im Volksmund auch „das Schloss“ genannt. Von der Anlage sind neben dem Kavaliershaus heute noch Teile des Parks erhalten. (lwz)