Kreis Lippe/Detmold. Das Thema Ahnenforschung liegt seit vielen Jahren im Trend, und so stehen viele Archive und Bestände bereits digital im Internet parat, und ersparen lange Reisen. Davon profitierten auch die beiden Autoren Frank Huismann und Roland Linde, die sich auf die spannende Reise machten, alles über die ersten Edelherrn zur Lippe und dem damit verbundenen Aufstieg neuer Adelsgeschlechter im 12. Jahrhundert zu erforschen.
Zu Beginn sei über Hermann und Bernhard zur Lippe nicht sehr viel bekannt gewesen. Man wusste wohl, dass es Brüder waren, viel mehr aber nicht. Das gesamte Forschungsprojekt fand im Rahmen des Jubiläums „900 Jahre Haus zur Lippe“ statt, bei dem die Ahnen eine große Rolle spielten.
Auf Einladung von Hausherr Stephan Prinz zur Lippe fand nun im Detmolder Schloss die Präsentation des kleinen, aber feinen Geschichtsbandes statt. Die beiden Historiker hatten aufgrund dieses bedeutenden Jubiläums zunächst mit einem Aufsatz von rund 15 bis 20 Seiten für den Naturwissenschaftlichen und Historischen Verein für das Land Lippe e.V. (NHV) geplant.
Zu diesem Zeitpunkt hätten sie noch nicht zu träumen gewagt, wie viele neue Informationen sie letztendlich finden würden. Dass es am Ende gar ein kleines Buch mit 96 Seiten geworden sei, wäre nicht geplant gewesen.
Doch nach dem Zusammentragen der zahlreichen historischen Quellen in Archiven aus ganz Deutschland und darüber hinaus, entstand ein spannendes, geschichtlich relevantes Werk, das viele Lücken schließt und Fragen beantwortet. Es ist eine Sonderveröffentlichung des Vereins und stellt damit auch den Auftakt zu einer Vortragsreihe anlässlich des Jubiläums dar.
In einer gefundenen Urkunde aus dem Jahr 1123 wird erstmals ein Bernhard mit dem Zunamen „de Lippe“ (zur Lippe) urkundlich erwähnt. Sein Bruder Hermann taucht urkundlich erstmals 1129 auf und ist somit der Stammvater der hochadligen Familie der Edelherrn, später Grafen und Fürsten zur Lippe.
Der Stammsitz war der ursprüngliche Hermelinghof, wo sich heute noch die Ruine der Stiftskirche, die sogenannte „Kleine Marienkirche“ in Lippstadt befindet. Daher stehen „Hermann I. und Bernhard I. als Begründer der Herrschaft zur Lippe, die später eines der langlebigsten Territorien Deutschlands aufbauten“, so die beiden Autoren. Hermann I. bekam mit einer bis heute unbekannten Frau unter anderem den Sohn Bernhard II., der als Stadtgründer Lippstadts und Lemgos gilt.
Das Buch beleuchtet aber auch die Fragen, woher die Edelherrn kamen und was sie mit anderen Adelsgeschlechtern verband, die sich ab Beginn des 12. Jahrhunderts Zunamen zulegten. Roland Linde ist es zu verdanken, dass viele neue verwandtschaftliche Beziehungen herausgefunden werden konnten.
So fand er heraus, dass der Vater der beiden Brüder wohl 1096 ein Vogt von Herzebrock mit dem Namen Hermann war. Die beiden Brüder Hermann I. und Bernahrd I. gründeten laut dem Buch um 1140 in der Nähe des Hermelinghofes ein Nonnenkloster in Cappel. Trotzdem reisten sie sehr viel umher, sodass ihre Kontakte nach Paderborn, Steinfurt, Osnabrück, Nordhesssen bis hin zu verwandtschaftlichen Banden in den Niederlanden (Utrecht) in bischöfliche Kreise reichten.
Somit war Hermann I. bereits ein Netzwerker und seine Nachfahren führten diese Tradition fort. So fanden Linde und Huismann heraus, dass die beiden Brüder mindestens zwei Schwestern besaßen: Thiedele (zur Lippe), die Gattin des Ludolf von Oesede sowie die Gattin des Gottschalk von Ibbenbüren.
„Die Edelherrn stützten einander, werteten sich auf und beerbten sich sogar“, erläutert Frank Huismann. So fügten beide Historiker das Puzzle Stück für Stück zusammen und hatten bei ihren Entdeckungen nicht nur sehr viel Spaß, sondern waren auch stolz darauf, soviel neue Fakten zusammengetragen zu haben.
Sowohl Stephan Prinz zur Lippe als auch Gefion Apel, die Vorsitzende des NHV, zeigten sich begeistert darüber, wie viele neue Spuren gefunden wurden und nun auch für die Geschichtswissenschaft im richtigen Kontext beleuchtet werden können.
Die beiden Historiker sind sich sicher, dass alles, was es in Archiven zu finden gebe, in diesem Buch verarbeitet zu haben, trotzdem würden aber immer noch viele Fragen unbeantwortet bleiben.
Das Buch ist im Fachhandel unter dem Titel: „Hermann und Bernhard“ zum Preis von 19 Euro über den NHV und das Schloss Detmold erhältlich. (al)