Kreis Lippe. Aus vielen Branchen wird aktuell Personalmangel gemeldet. Wie aber steht es um die Ausbildung? Treffen dort die Wünsche der Bewerber und das Angebot zusammen? Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Kreisverband Lippe ließ sich von Dr. Klaus Keßler, Fachlehrer (Projektmanagement, BWL, Informatik) am Felix-Fechenbach-Berufskolleg Detmold, über Zahlen zur Ausbildungssituation im Jahr 2022 informieren. Dr. Keßler hatte hierfür Daten des Bundesinstituts für Berufsbildung Bonn (BIBB) und der Arbeitsagentur ausgewertet.
2022 wurden in Lippe 2.160 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen. Das waren 99 mehr als 2021. Dabei gab es branchenspezifische Abweichungen, so meldeten Industrie und Handel einen Zuwachs von 7,09 Prozent, im Handwerk wurden jedoch weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen als im Vorjahr, minus 1,59 Prozent.
„Obwohl für den Arbeitsagenturbezirk Detmold im Jahr 2022 für alle Ausbildungsbereiche ein Ausbildungsstellen-Plus von 4,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr registriert wurde, war die Nachfrage nach Ausbildungsstellen höher als das Angebot der Betriebe“, betont Keßler und ergänzt: „120 Bewerber blieben ohne jegliche Alternative.“
Hinzugerechnet werden müssen aber auch diejenigen, die eine schulische Alternative gewählt, ihren Lehrstellenwunsch aber ausdrücklich aufrechterhalten haben. In Lippe waren dies 276 Bewerber. Das führt in einem bundesweiten Vergleich zu einem hohen Anteil der erfolglosen Ausbildungsnachfrager an der Gesamtnachfrage von 15,5 Prozent.
Das Angebot an Ausbildungsstellen hat auch 2022 nicht ausgereicht, um allen Bewerbern ein auswahlfähiges Angebot zu machen (88 Stellen pro 100 Bewerber). In dieser Hinsicht rangiert der Kreis Lippe bundesweit am Tabellenende von 155 Arbeitsmarktregionen.
Die Vorsitzende des DGB-Kreisverbandes Lippe, Edeltraud Nülle, fordert daher: „Für 2023 sollte das Ausbildungsstellenangebot um mindestens 200 zusätzliche Stellen gesteigert werden.“ Sie bittet die lippischen Betriebe, ihrer Verantwortung gerecht zu werden.
In der Öffentlichkeit berichten Betriebe immer wieder von Schwierigkeiten, offene Ausbildungsstellen zu besetzen. Kessler konnte anhand der Statistiken aufzeigen, dass die Zahl der offenen Ausbildungsstellen im Kreis Lippe seit vier Jahren relativ konstant bei circa 100 liegt, aktuell bei 93. Demgegenüber ist die Zahl der unversorgten Bewerber viermal so hoch. Diese Daten deuten auf eher geringe Besetzungsprobleme hin.
Auch eine fehlende Passung zwischen Ausbildungsplatzwünschen und dem Angebot an Stellen spielt im Kreis Lippe im bundesweiten Vergleich eine eher untergeordnete Rolle. Die DGB-Kreisverbandsvorsitzende führt dies auf die gut ausgebauten regionalen Unterstützungssysteme zurück (Azubi-Coaches, Ausbildungsberater der Kammern, Netzwerk Lippe, Berufsberatung der Arbeitsagentur).
„Ausbildungswillige Bewerber, die keine passende Stelle finden, können wir uns in der aktuellen Situation nicht leisten. Hier muss etwas getan werden“, so Nülle abschließend. (lwz)
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Bereits zu Schulzeiten entdeckte Yves Brummel seine Leidenschaft für Journalismus, die er während seiner knapp neunjährigen Tätigkeit als Freier Mitarbeiter in der Lokalsportredaktion des Westfalen-Blatts in Gütersloh vertiefen durfte. Nach Stationen unter anderem in den Medienabteilungen von Arminia Bielefeld und Dr. Kurt Wolff sowie in der Sportkommunikation der Arvato-Medienfabrik landete er nach Abschluss seines Masterstudiums im Bereich Journalismus und Medienkommunikation als Freier Redakteur bei Lippe aktuell. Zudem war der gebürtige Gütersloher zu dieser Zeit für den Postillon in Lage tätig. Seit 2023 ist er Freier Redakteur bei der LWZ und schreibt für das Westfalen-Blatt in Schloß Holte-Stukenbrock.