Angedacht: Durst nach Leben

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Yasmin Zimmermann, Pfarrerin in der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde St. Pauli Lemgo. Fotorechte: Yasmin Zimmermann

Kennen Sie das Gefühl, durstig zu sein? An einem Tag in der Wüste: Die Luft flimmert, es ist brütend heiß, da überkommt Sie das Durstgefühl. Waren Sie schon einmal so richtig durstig? Zum Beispiel nach einer Joggingtour oder auf einer Wanderung, auf der man zu wenig Wasser mitgenommen hat.

Schlechte Vorbereitung könnten Sie nun sagen, tja. Doch das Durstgefühl schenkt auch etwas, und zwar die große Erfrischung durch das erste Glas mit der ersehnten Flüssigkeit – durch den Durstlöscher. Wenn man richtig durstig ist, dann schätzt man etwas, dass ansonsten bei uns meist selbstverständlich ist, viel mehr. Dann wird aus Wasser etwas unglaublich Wertvolles.

Auch im übertragenen Sinn gibt es Durst: den Wissensdurst, den Durst nach Leben. Wenn man sich auf einer Durststrecke befindet, dann kann es sein, dass der Erfolg fehlt oder dass man auf der Suche nach Sinn ist.

Was können wir gegen den Durst tun? Ganz einfach etwas trinken. Wie stillen wir den übertragenen Durst? Wir können uns bemühen, das führt manchmal zum Erfolg. Den Wissensdurst können wir durch das Lesen eines Buches oder durch die Internetrecherche über ein Thema zumindest für eine Zeit stillen.

Wir können uns auf die Suche nach Sinn machen. Den Durst nach Leben könnten wir beseitigen, indem wir unser Leben füllen: mit Aktivitäten, mit vielen Freunden, mit abwechslungsreichen Freizeitaktivitäten, mit einer Arbeit, die uns erfüllt, mit Liebe, mit Glauben und Hoffnung. Doch verschwindet die Sehnsucht oder der Durst ganz?

Jesus hat im Johannesevangelium eine Begegnung an einem Brunnen. Es ist um die Mittagszeit. Eine Frau holt Wasser und Jesus bittet die Frau, um etwas zu trinken. Die Frau ist Samaritanerin und sagt zu Jesus, warum fragst du als Jude mich eine Samaritanerin um Wasser?

Die Juden und die Samaritaner verstanden sich nicht gut. Jesus verspricht der Frau lebendiges Wasser (Quellwasser). Die Frau fragt sich, wie das gehen soll, denn Jesus hat nicht einmal ein Gefäß, um Wasser zu schöpfen. Lebendiges Wasser gibt es keines aus diesem Brunnen (die meisten Brunnen waren Zisternen; das heißt eine Sammlung von Regenwasser und keine Quellbrunnen).

Das Wasser, das Jesus der Frau geben möchte, stillt allen Durst und wird zur Quelle zum ewigen Leben in der Person, die es getrunken hat. Dieses Wasser möchte die Frau, dann müsste sie nicht mehr Wasser schöpfen am Brunnen. Jesus zeigt der Frau, dass er alles über sie weiß und die Frau glaubt.

Sie geht zurück ins Dorf und erzählt es den anderen. Jesus spricht in dieser Geschichte vom Heiligen Geist. Gott möchte unseren Durst stillen. Gott selbst wohnt durch den Heiligen Geist in den Menschen, die Christus nachfolgen. Die Frage ist, stehen wir uns selbst im Weg oder lassen wir den Heiligen Geist da wirken, wo er wirken will? Lassen wir ihn unseren Durst stillen?