Kreis Lippe. Bei einem bundesweiten ADAC-Test von bewirtschafteten Rastanlagen haben Anlagen in Nordrhein-Westfalen nur ein mittelmäßiges Ergebnis erreicht. Lediglich die Rastanlage Hünxe West an der A3 wurde mit der Gesamtnote gut bewertet, die anderen sechs Anlagen in NRW, darunter auch die Raststätte Lipperland Süd bei Bielefeld, erhielten vom Mobilitätsclub die Note ausreichend.
Getestet wurden an insgesamt 40 Standorten die Preise, das gastronomische Angebot und Services sowie die Außenanlagen respektive der Zugang und die Sanitäranlagen. Als größtes Ärgernis stellten sich vor allem die hohen Preise beim Rastanlagenbesuch heraus. Große Fortschritte wurden laut des Testes dagegen bei den sanitären Anlagen gemacht.
„Das Gesamtergebnis des Rastanlagentests in NRW ist alles andere als autofahrerfreundlich“, sagt Birgit Kastrup, Verkehrsexpertin beim ADAC-OWL, und ergänzt: „An mehreren Standorten gibt es bei den untersuchten Kategorien große Defizite, die dringend nach den Bedürfnissen der Autofahrer angepasst werden müssen.“
Untersucht wurden in NRW die Anlagen Remscheid West und Tecklenburger Land West (beide A1), Lipperland Süd (A2), Hünxe West (A3), Soester Börde Süd und Hellweg Süd (beide A44) sowie Bedburger Land West (A61).
Durchweg positiv bewertete der ADAC die sanitären Anlagen an den Standorten in NRW hinsichtlich des Zustands, der Ausstattung und der Sauberkeit: Sechs Anlagen erhielten die Note sehr gut, eine die Note gut. Die Anlagen waren meist sehr gut erhalten und optisch sehr sauber. „Es ist erfreulich, dass dort in den vergangenen Jahren Fortschritte gemacht wurden und das große Ekel-Erlebnis beim Besuch der Raststätten ausblieb“, sagt Kastrup.
Das genaue Gegenteil erlebten die Tester bei der Preisgestaltung an den Rastanlagen: Vom Restaurant bis zum Tankstellen-Shop waren die angebotenen Produkte vom Standardmenü über eine Packung Kartoffelchips bis zur Warnweste allesamt überteuert im Vergleich zu einer Stichprobe nahegelegener Autohöfen. Das Ergebnis: Fünf von sieben Anlagen wurden mit sehr mangelhaft bewertet, zwei mit mangelhaft.
Sehr unterschiedlich fiel das gastronomische Angebot aus: So erhielt etwa die Anlage Bedburger Land West an der A61 wegen seiner großen Auswahl an warmen Speisen, Gebäck und Sandwiches die Note sehr gut. Die Anlage Soester Börde Süd fiel dagegen mit einem geringen Angebot mit der Note mangelhaft bei einem Test durch, da das Restaurant geschlossen hatte und die Tester mit dem Angebot der Tankstelle vorliebnehmen mussten.
„Autofahrer wünschen sich bei einer Rast eine angemessene Auswahl an Verpflegung zu fairen Preisen, stattdessen müssen sie an vielen Orten für eine dürftige Auswahl viel zu viel Geld bezahlen“, sagt Kastrup. Der ADAC empfiehlt Reisenden deshalb Proviant von zu Hause mitzubringen, um Geld zu sparen und unabhängig vom Angebot zu sein.
Auch beim Zustand der Außenanlage und dem Zugang machten die ADAC-Tester unterschiedliche Erfahrungen. Untersucht wurden unter anderem die Barrierefreiheit, die Mülleimer und die Parkplätze für Frauen und Menschen mit Behinderung. Vier der Anlagen erhielten die Note gut und zwei die Note ausreichend.
Remscheid West wurde mit mangelhaft bewertet, etwa weil dort die barrierefreien Parkplätze unzureichend beschildert und Bordsteine nicht mehrheitlich abgesenkt sind und Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, nur beschwerlich zum Restaurant gelangen. Dazu gab es keine Frauenparkplätze.
In der Kategorie Services untersuchte der ADAC neben anderen Punkten die Lademöglichkeiten für E-Autofahrer an den Rastanlagen. Dabei fiel das Ergebnis in NRW besser aus als im bundesweiten Vergleich: Fünf von sieben Anlagen haben Superschnellladesäulen mit 150 oder 300 Kilowatt (bundesweit nur rund die Hälfte).
Am Standort Lipperland Süd an der A2 bei Bielefeld finden Autofahrer dagegen nur Schnellladesäulen mit 43 beziehungsweise 50 Kilowatt vor, in Remscheid West an der A1 waren zudem einige dieser Säulen defekt. Die Raststätte Bedburger Land West ist eine von zwei bundesweit getesteten Anlagen, an denen sich gar keine Ladesäulen für E-Autos befinden.
„Das Angebot an Ladesäulen, die besonders schnelles Laden ermöglichen, muss zügig ausgebaut werden, um den Umstieg auf das E-Auto attraktiv zu machen, mit dem man auch weite Strecken ohne lange Wartezeiten zurücklegen kann“, sagt ADAC-OWL-Expertin Kastrup.
Auch bundesweit fiel das Ergebnis des Rastanlagentests eher mittelmäßig aus. Für 24 der insgesamt überprüften 40 Anlagen gab es nur ein „ausreichend“. 15-mal wurde die Note „gut“ vergeben und eine Anlage fiel mit „mangelhaft“ durch. Ein „sehr gut“ konnte sich keine der Rastanlagen verdienen.
Erstmals seit zehn Jahren testete der ADAC wieder bewirtschaftete Rastanlagen. Waren in früheren Tests die Sanitäranlagen oftmals ein großes Ärgernis, gab es dieses Jahr in dieser Kategorie meist die besten Noten. Im Preisvergleich mit einer Stichprobe nahegelegener Autohöfe fielen auch bundesweit im diesjährigen Test alle Anlagen wiederholt durch.
Beste Anlage steht in Bayern
Beste Anlage im Test war die Rastanlage Ohrenbach West an der A7 in Bayern mit der Note „Gut“, die bei der Gastronomie, den Sanitäranlagen und der Außenanlage punkten konnte. Schlechteste und einzige Anlage mit der Note „mangelhaft“ war die Rastanlage Hermsdorfer Kreuz West an der A9 in Thüringen. Dort wurde lediglich die Gastronomie mit „gut“ bewertet.
Forderungen des ADAC an die Betreiber von Rastanlagen
- Die Preise im Restaurant und im Tankstellen-Shop müssen gesenkt werden, wenn sie sich signifikant von denen in der näheren Umgebung unterscheiden
- Kompletter Betrieb muss 24 Stunden am Tag gewährleistet sein
- Reisende sollten rechtzeitig an der Autobahn darüber informiert werden, falls Betriebe ganz oder teils geschlossen sind
- Der Zugang zu allen Einrichtungen muss barrierefrei sein
- Die Services für Camper wie Frischwasserversorgung oder Entsorgung von Campingtoiletten muss verbessert werden
Empfehlungen des ADAC für Autofahrer
- Wer sparen will: Proviant von zu Hause mitbringen
- Möglichst alle zwei Stunden eine Rast einlegen und sich bewegen
- Vor der Reise über Alternativen für die Rast informieren und schöne Orte und Restaurants als Reiseunterbrechung mit Erholungswert suchen
- Spritpreise-Apps nutzen und damit die günstigsten Tankstellen und Lademöglichkeiten für E-Autos finden. Standorte für Ladepausen im Voraus suchen und einplanen
Eine Übersicht über die bundesweiten Ergebnisse ist auf der Homepage des ADAC zu finden.
Methodik
Beim Test der 40 Rastanlagen hat der ADAC auf eine regional breite Verteilung geachtet. Grundlage des Tests waren die Hauptbedürfnisse von Reisenden, die sich einen barrierefreien und sicheren Zugang zur Raststätte wünschen, um dort die sanitären Einrichtungen zu nutzen, schnell, gut und preiswert zu essen und im Shop Kleinigkeiten einzukaufen.
Außerdem wurden Angebote wie etwa die Möglichkeit zum E-Laden oder zur Prüfung des Reifenluftdrucks sowie Serviceleistungen für Camper bewertet. Jede Anlage wurde zwischen dem 17. März und dem 30. April jeweils einmal unter der Woche und einmal am Wochenende anhand von 150 Prüfpunkten getestet.
Bei jedem Test wurde die Auswahl an warmen und kalten Speisen und Getränken im Restaurant der Rastanlage quantitativ überprüft und die Preise für ausgewählte Angebote erhoben.
Zudem ermittelten die Tester im Shop die Preise eines Warenkorbes mit vorab in Art, Größe oder Menge genau definierten Produkten. Um Aussagen über das Preisniveau treffen zu können, wurden die gleichen Speisen, Getränke und Produkte zusätzlich in Autohöfen erhoben und in Relation gesetzt. In den Sanitäranlagen wurde nach optischer Sauberkeit und Funktionalität bewertet.
Spritpreise an den Tankstellen der Rastanlagen hat der ADAC bei seinem Test nicht berücksichtigt, da dazu Mitte Juni eine separate Untersuchung veröffentlicht wurde. Einen Test von unbewirtschafteten Rastplätzen hat der ADAC bereits im vergangenen Jahr durchgeführt. (lwz)
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Bereits zu Schulzeiten entdeckte Yves Brummel seine Leidenschaft für Journalismus, die er während seiner knapp neunjährigen Tätigkeit als Freier Mitarbeiter in der Lokalsportredaktion des Westfalen-Blatts in Gütersloh vertiefen durfte. Nach Stationen unter anderem in den Medienabteilungen von Arminia Bielefeld und Dr. Kurt Wolff sowie in der Sportkommunikation der Arvato-Medienfabrik landete er nach Abschluss seines Masterstudiums im Bereich Journalismus und Medienkommunikation als Freier Redakteur bei Lippe aktuell. Zudem war der gebürtige Gütersloher zu dieser Zeit für den Postillon in Lage tätig. Seit 2023 ist er Freier Redakteur bei der LWZ und schreibt für das Westfalen-Blatt in Schloß Holte-Stukenbrock.