Detmold. „Wir haben zu wenig Stühle aufgestellt“, stellte das Team des Netzwerks Klosterlandschaft OWL um Projektleiter Hans Hermann Jansen angesichts der Besucher fest, die zahlreich durch das Tor des Gartens der Stille des Instituts St. Bonifatius auf dem Detmolder Kupferberg spazierten und organisierte flugs weitere Sitzgelegenheiten.
Denn wahrlich – einen schöneren Auftakt in den Klostersommer 2023 hätten sich die Akteure nicht wünschen können als später, sanft begleitet vom leisen Rauschen der alten Bäume, die dem Garten der Stille eine ganz eigene Atmosphäre verleihen, der Klang eines Violoncellos in den wolkenlosen Julihimmel aufstieg.
Werke von Johann Sebastian Bach und George Crumb waren es, denen der Cellist Gaetano Simone eine ganz besondere Sprache zuteilwerden ließ. Er verlieh der Musik Flügel, befreite sie mit sicherer Intonation und leichtfüßigen Tempi von aller Schwerkraft – ein Tanzsaal zwischen Himmel und Erde. Virtuos rückte der italienische Künstler die Kompositionen mit einer Mischung von Verstand, Herz und Sachdienlichkeit vor seinen Zuhörern in ein Licht, das kein Blendwerk war.
Nicht weniger luzid trat er mit dem „Dialogo“ aus György Ligetis Sonata für Violoncello solo in ein „Duett“ mit Dr. Tanja Busse ein, die über „Unsere gefährdete Schöpfung – und wie wir sie schützen können“ referierte. In eindringlichen Worten analysierte die Hamburger Journalistin, Autorin und gefragte Ökologieexpertin mit ostwestfälischen Wurzeln die derzeitige Umweltkrise, äußerte sich zu Klimawandel und Artensterben und zeigte Lösungen auf.
„Braucht die Natur Rechte?“, fragt sie und malte nach einem ganz klaren „Ja“ ihren Zuhörern aus, wie es wäre, wenn Tier- und Pflanzenarten vor Gericht ziehen und ihr Recht auf Überleben einklagen könnten.
„Wir müssen uns darüber klar sein, dass biologische Vielfalt und ein stabiles Klima für uns überlebenswichtig sind“, appellierte Busse. „Oder anders ausgedrückt: Das Sterben der anderen wird auch unser eigenes und das unserer Nachkommen sein.“
Worte und Musik ergänzten einander, vertieften wechselseitig die Aussagen und entfalteten eine eindrückliche Beredsamkeit. Nicht zuletzt zeugte der Abend davon, wie es gelingen kann, ein ebenso aktuelles wie brisantes Thema mit kulturellen Werten und konkreten Ermutigungen zum Überdenken des eigenen Handelns zu verbinden. (lwz)
Der Klostersommer 2023, der noch bis zum 13. August mit vielen Veranstaltungen an 15 Orte in drei Landkreise lockt, wird im Rahmen der Regionalen Kulturpolitik des Landes NRW sowie von den Kreisen Höxter, Lippe, Gütersloh und Paderborn, dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe und der VerbundVolksbank OWL eG gefördert. Eine Broschüre mit allen Terminen kann kostenlos bei den Veranstaltern per E-Mail angefordert werden. Zudem steht ein Download des Heftes bereit.