Abwärtstrend: In Lippe werden weniger Wohnungen gebaut

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Neue Wohnung, neuer Schlüssel: Doch in diesem Jahr könnte es im Kreis Lippe weniger neue Wohnungsschlüssel geben. Foto: IG BAU/Tobias Seifert

Kreis Lippe. Neues Wohnen im Kreis Lippe: Im vergangenen Jahr wurden im Kreis Lippe insgesamt 649 Wohnungen neu gebaut – darunter 341 in Ein- und Zweifamilienhäusern. Das sind 98 Wohnungen weniger als im Vorjahr.

Insgesamt investierten die Bauherren im vergangenen Jahr im Kreis Lippe rund 132,5 Millionen Euro für den Wohnungsneubau. Das teilte unlängst die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt mit. Die IG BAU Ostwestfalen-Lippe beruft sich dabei auf aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes.

Für das laufende Baujahr warnt die IG BAU-Bezirksvorsitzende Sabine Katzsche-
Döring vor einem weiteren Abwärtstrend: „Bauvorhaben werden auf Eis gelegt. Denn
hohe Baukosten treffen auf hohe Zinsen und hohe Hürden beim Bauen durch staatliche
Auflagen und Vorschriften. Das ist ein toxischer Mix für den Wohnungsbau.“

Die Kaufpreise beim Neubau seien längst „aus den Fugen geraten“ und die Mieten „klettern
enorm nach oben“ – vor allem bei neu gebauten Wohnungen. Entscheidend sei jetzt, was gebaut werde: „Die Wohnungen müssen zur Lohntüte der Menschen passen. Es kommt darauf an, vor allem bezahlbare Wohnungen und Sozialwohnungen zu bauen“, sagt Katzsche-Döring.

Gebraucht werde jetzt ein „Booster für den Neubau“ von sozialen und bezahlbaren
Wohnungen. Katzsche-Döring appelliert an die heimischen Bundestagsabgeordneten, sich in Berlin für ein „massives Aufstocken der Fördergelder“ starkzumachen. Aber auch das Land Nordrhein-Westfalen sei mehr gefordert.

„Für mehr Sozialwohnungen und für mehr bezahlbare Wohnungen muss der Staat
– müssen Bund und Länder – bis 2025 mindestens 72 Milliarden Euro in die Hand
nehmen“, sagt Sabine Katzsche-Döring.

Die Gewerkschafterin beruft sich dabei auf Berechnungen von zwei Wohnungsbau-Studien, die die IG BAU beim Pestel-Institut (Hannover) und beim Bauforschungsinstitut ARGE (Kiel) mit in Auftrag gegeben hat.

Konkret werde ein Sondervermögen von 50 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau benötigt. „Nur dann kann es noch klappen, bundesweit 100.000 Sozialwohnungen pro Jahr zu bauen“, so die IG BAU-Bezirkschefin. Zusätzlich seien 22 Milliarden Euro für den Neubau von 60.000 bezahlbaren Wohnungen dringend erforderlich. Davon profitiere schließlich auch der Kreis Lippe.

Außerdem drängt die IG BAU auf ein „schlankeres Baugesetzbuch“: „Es geht um
das Durchforsten von Gesetzen, Verordnungen und Normen, auf das die Branche
seit Jahren wartet. Das muss jetzt passieren – und nicht irgendwann im kommenden
Jahr“, fordert Katzsche-Döring. (lwz)