Blutvergießen im Herzen Europas: FAN Höxter zeigt Fotografien von Howard Graham Buffett

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Die Schule Nummer 17 in Irpin nahe Kiew wurde im März 2022 von russischen Raketen getroffen. Das Dach wurde repariert und nicht explodierte Kampfmittel entfernt. Geblieben ist ein großes Loch in der Wand. Foto: Howard G. Buffett

Höxter. Es ist eines dieser Bilder, die den Betrachter so schnell nicht loslassen: Die Wand, in der ein Loch klafft. Schwer verletzt. Irreparabel beschädigt. Einer offenen Wunde gleich. Der ernste, dunkle Blick des Mädchens, das durch die scharfkantige Öffnung den Besucher ansieht. Wie beiläufig. Und gleichzeitig ganz direkt. Weich schmiegt sich ein rosafarbenes Band ins offene, weit über den Rücken fallende Haar. Während am oberen Bildrand ein weißes Piktogramm auf verblasstem Signalgrün stumm einen Fluchtweg ausweist.

Das Foto ist eine von 33 Aufnahmen, die ab Dienstag, 22. August, bis zum 31. Dezember in der „Courage of a Nation“ betitelten und von Muhammed Muheisen kuratierten Ausstellung im Forum Anja Niedringhaus (FAN) Höxter gezeigt werden.

Impressionen aus der Ukraine

Eine unter die Haut gehende, in Bilder gebannte Berichterstattung, geschaffen von Howard Graham Buffett. Die Fotografien des bekannten amerikanischen Fotografen, Farmers und Philanthrophen dokumentieren das erste Kriegsjahr in der Ukraine nach der groß angelegten Invasion Russlands im Februar 2022.

Howard G. Buffett in Borodianka, Ukraine. Foto: Ann Kelly Bolten

Auf sechs Reisen über einen Zeitraum von 14 Monaten fängt Buffett die an den Ukrainern begangenen Gräueltaten sowie ihr Leid, ihre Widerstandsfähigkeit und ihren Mut ein. Mehr als Fakten und Zahlen es können, machen die Bilder in einer drastischen Eindrücklichkeit den Horror und Irrsinn des Krieges greifbar.

Da ist nichts KI-generiert, nichts gephotoshopt. Da ist nur die ungeschönte Realität, vor deren Anblick der Betrachter unwillkürlich einen Schritt rückwärts tritt und von dem er trotzdem die Augen nicht abwenden kann.

Unter die Haut gehende Berichterstattung

Howard G. Buffett war ein Freund der aus dem westfälischen Höxter stammenden Fotojournalistin Anja Niedringhaus, die für die US-amerikanische Nachrichtenagentur Associated Press (AP) arbeitete und am 4. April 2014 im Alter von 48 Jahren in der afghanischen Unruheprovinz Chost von einem Polizisten erschossen wurde.

Für ihre bewegenden Bilder aus dem Irak-Krieg wurde sie 2005 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Mit einer Zuwendung in Höhe von einer Million US-Dollar aus seiner Stiftung initiierte Buffett den Anja-Niedringhaus-Preis für Mut im Fotojournalismus, der seit 2015 alljährlich an Fotojournalistinnen verliehen wird, die mit ihrer Arbeit in die Fußstapfen von Anja Niedringhaus treten.

„Für mich war Anja Niedringhaus eine Freundin und ein Vorbild des Fotojournalismus. Mit der Einführung dieses Preises wollen wir sicherstellen, dass Anjas Arbeit fortgesetzt wird. Ihre Stimme mag zum Schweigen gebracht worden sein, aber wir hoffen, damit die Stimmen derer zu verstärken, die ihre Hingabe teilen“, sagt Buffett.

Howard G. Buffett bei Ausstellungseröffnung

Buffett, der sich nicht nur spontan bereit erklärt hatte, dem FAN seine Arbeiten für eine Präsentation zur Verfügung zu stellen, sondern es sich zudem auf seiner Rückreise aus Afrika nicht nehmen lässt, die Ausstellung zu eröffnen, sagt über seine Zeit in der Ukraine: „I have never seen anything like this in my lifetime.“

Als Reaktion auf die größte humanitäre Krise auf dem europäischen Kontinent seit dem Zweiten Weltkrieg hat die 1999 von ihm gegründeten Stiftung „The Howard G. Buffet Foundation“ die Ukraine zu einem wichtigen Schwerpunkt ihrer Zuschussvergabe in den Jahren 2022 und 2023 gemacht.

Die Ausstellung wird am Montag, 21. August, um 18 Uhr eröffnet und ist zu den regulären Öffnungszeiten des Forums Anja Niedringhaus (dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr) zu besichtigen. Weitere Informationen zum Forum Anja Niedringhaus gibt’s auf der Homepage des Forums. (lwz)