Kreis Lippe/Kalletal-Talle. Es ist immer wieder eine große Freude, wenn ein Lipper seine Heimat besucht, ganz besonders, wenn es der Bundespräsident ist. Gerne folgte Frank-Walter Steinmeier der Einladung des Deutschen Bauernverbandes aus Berlin, der zusammen mit der Katholischen Landvolkbewegung Deutschland, der Evangelischen Kirche Deutschlands und dem Deutschen Landfrauenverband zum Erntedankfest nach Talle im Kalletal einlud.
Die Landfrauen aus Hohenhausen fertigen aus diesem Anlass in mehreren Stunden die prächtige Erntekrone für den Deutschen Landfrauenband. Solche Kronen schmücken zu Erntedank die Kirchen und sind seit vielen Jahren ein traditioneller Brauch zum Erntedankfest.
In der Erntekrone, die aus Kornähren kunstvoll zu einer vierarmigen Krone gebunden wird, vereinigen sich bäuerliche und kirchliche Gedanken wie Hoffnung auf eine gute Ernte, der Glaube der Bauern an ihre Arbeit und besonders ihr Dank für eine gute Ernte.
Diesen Brauch möchte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gerne wiederbeleben respektive fortsetzen und freute sich daher, dass ihm die gesegnete Krone nach dem Erntedankgottesdienst feierlich übergeben wurde. Steinmeier betonte, dass dieser wichtige Brauch bedauerlicherweise vor rund 15 Jahren in Vergessenheit geraten sei, und es ihm daher ein großes Anliegen sei, ihn nun fortzuführen.
In seiner Rede würdigte der Bundespräsident zudem die Arbeit der Landwirte und dankte ihnen für die verlässliche Erzeugung von Lebensmitteln. Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine falle auf, wie bedeutend die Arbeit der Bauern sei. Reiche Ernten und gefüllte Getreidesilos seien in der heutigen Zeit leider keine Selbstverständlichkeit mehr.
Die Erntekrone wird in der kommenden Woche dann seinen Transportweg nach Berlin finden und zwischen dem Bundespräsidialamt und Schloss Bellevue im dortigen Schlosspark einen besonderen Platz finden.
Steinmeier kam aber nicht nur für das „Bundes-Präsent“ in seine Heimat, sondern suchte bei einem Rundgang um die Peterskirche und dem angrenzenden Berggarten sowie an den verschiedenen Ständen immer wieder den Kontakt zu den Menschen.
Unter dem Motto „Leben auf dem Land“ präsentierten sich an diesem Tag unter anderem der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband, die rollende Waldschule der Kreisjägerschaft Lippe, die Dorfgemeinschaft Talle, die Zuckerfabrik Lage Pfeifer und Langen, der Imkerverein Kalletal oder die Kreativwerkstatt Hof Stock.
Durch den Erntedankgottesdienst in der Peterskirche führten Diakon Hubert Wernsmann (Bundeseelsorger Katholische Landesvolkbewegung) und Pfarrer Thorsten Rosenau (Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Talle). Für die musikalische Begleitung sorgte der Posaunenchor Talle unter der Leitung von Oliver Uthoff, im Zuge dessen der erst zehnjährige Hugo Isaak seinen ersten großen Auftritt feierte. An der Orgel spielte indes Maria Hanekamp.
An dem Gottesdienst nahm neben dem Bundespräsidenten unter anderem auch die Vizepräsidentin des Deutschen Bauernverbandes, Susanne Schulze Bockeloh, teil. Sie dankte bei der Übergabe der Erntekrone dem Bundespräsidenten und hob die Bedeutung des Erntedankfestes für die Landwirtschaft hervor. Der persönliche Besuch von Frank-Walter Steinmeier sei ein wichtiges Signal und unterstreiche die Wertschätzung für die teilweise auch heute noch schwere Arbeit der Bauernfamilien und ihre erzeugten Produkte, so Bockeloh weiter.
„Unter anderem aufgrund der Klimaveränderung und des furchtbaren Angriffskriegs in der Ukraine, erleben wir derzeit, dass Sähen und Ernten sowie eine sichere Ernährung nicht selbstverständlich sind. Eine starke, nachhaltige Landwirtschaft ist daher auch in der heutigen Zeit ein wichtiger Eckpfeiler für den gesellschaftlichen Zusammenhalt“, betonte die Vizepräsidentin des Deutschen Bauernverbandes.
Zahlreiche weitere Gäste aus Politik und Wirtschaft waren ebenfalls der Einladung nach Talle gefolgt, darunter Landrat Dr. Axel Lehmann oder die lippische Bundestagsabgeordnete Kerstin Vieregge. Auch Ina Scharrenbach, NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung, war aus Düsseldorf nach Lippe gereist.
Zum Abschluss trug sich der Bundespräsident noch in das „Goldene Buch“ der Gemeinde Kalletal/Talle ein, ehe er sich wieder auf den Weg Richtung Hauptstadt machte – doch nicht, ohne vorher vom Pickert der Landfrauen gekostet zu haben. (al)