Energiepflanze blüht auf neun Feldern: „Durchwachsene Silphie“ etabliert sich in Lippe

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Die Zungenblüten der gelb leuchtenden „Donau-Silphie“ lockt viele Kleintiere wie etwa Bienen an. Foto: Andreas Leber

Kreis Lippe. Die „Durchwachsene Silphie“, auch als „Donau-Silphie“ bekannt, ist eine Pflanze, die eigentlich in Nordamerika beheimatet ist und zur Familie der Korbblütler gehört. Sie ist eine ausdauernde und mehrjährige Pflanze, die sich aufgrund ihrer Biomasseproduktion als Energiepflanze anbietet. Mittlerweile erstrahlt ihre gelbe Blütenpracht auch auf neun Feldern in Lippe, unter anderem in Lemgo, Blomberg und Detmold.

Die LipperLandEnergie GmbH & Co. KG betreibt in Dörentrup eine Biogasanlage und kam durch Zufall bei einer Beratungsrunde auf diese vielfältig nutzbare Pflanze, da sie eine Alternative zum Maisanbau biete, sagt Landwirt Christoph Güse. Das Feld in Lemgo-Voßheide ist hingegen nur zwei Hektar groß. Insgesamt umfassen alle neun Felder in Lippe rund 19 Hektar. Seit 2018 wird dort die Sorte „Donau-Silphie“ angebaut, mit der man sehr gute Erfahrungen gemacht habe, erklärt Güse weiter.

In Voßheide steht ein rund zwei Hektar großes Feld mit der gelb leuchtenden „Donau-Silphie“. Foto: Andreas Leber

Auch auf diesen Flächen wurde zuvor unter anderem Mais angebaut, da dieser sich sehr gut für Biogasanlagen verwenden lässt. Weil die dortigen Flächen in einem Naturschutzgebiet liegen und der Pflanzenschutzmitteleinsatz stark eingeschränkt ist, suchte man vonseiten der LipperLandEnergie Alternativen zu klassischen Ackerbau-Fruchtfolgen.

Dabei kamen zwei verschiedenen Verfahren zum Einsatz. Zum einen wird die Silphie zusammen mit dem Mais ausgesät. Das hat den Hintergrund, dass die Silphie im ersten Jahr keinen Ertrag bildet und man stattdessen den Mais ernten kann. Im zweiten Jahr erntet man dann die Silphie allein, wobei der volle Ertrag erst im dritten Jahr zum Tragen kommt. Bei dem anderen Verfahren werden vorgezogene Setzlinge mittels einer Pflanzmaschine gepflanzt. Dadurch ist es möglich, die Silphie-Pflanzen bereits im ersten Jahr zu ernten.

Das Besondere an der Silphie sei zudem, verrät Güse, dass man sie nur einmal säen respektive pflanzen müsse. Da es sich um eine Dauerkultur handele, könne man sie anschließend mindestens 15 Jahre lang ernten.

Die „Donau-Silphie“ kann eine Wuchshöhe von bis zu drei Metern erreichen. Sie besitzt einen vierkantigen Stängel und die Blätter sind mittelgrün und am Blattrand gezähnt. Die Blätter sind zudem am Stängel so geformt, dass sie eine Art „Becher“ bilden, mit dem sie Tau und Regenwasser sammeln, wodurch die Flüssigkeit direkt an die benötigten Stellen gelangen.

Die Zungenblüten der Pflanze sind gelb und ihre Blütezeit erstreckt sich von Juli bis September. Parallel zur Maisernte wird die Silphie dann mit einem Maishäcksler geerntet und anschließend siliert. Dabei wird die Biomasse luftdicht mit einer Plane abgedeckt und es entsteht ein Gärungsprozess. So erreicht man bei der Maisernte einen Trockenmassegehalt von rund 32 Prozent, bei der „Donau-Silphie“ liegt er bei rund 20 bis 25 Prozent, also etwas feuchter.

Nach dem Gärungsprozess kann das Erntegut für die vorhandene Biogasanlage in Dörentrup verwendet werden.

Die Pflanze bietet noch weitere Vorteile. So wird durch ihren Anbau nachhaltig Humus aufgebaut und damit aktiv CO2 aus der Luft in den Boden verlagert (Stichwort Klimaschutz). Auch werden Bodenlebewesen wie die tief grabenden Regenwürmer gefördert, wodurch ihre Population steigt. Durch diese permanente Bodendeckung entsteht ein Erosionsschutz. Auch ist die Bepflanzung grundwasserschonend: So werden auch im Winter Nährstoffe in der Wurzel gespeichert und nicht ausgewaschen.

Die Pflanze bietet sich zudem für allerlei Kleintiere wie Schmetterlinge an und kann auch als Bienenweide dienen, denn in der Blütezeit finden Honigbienen woanders nicht allzu viel Nektar mehr. Darüber hinaus wird sie sogar als Rohstoff für die Papierherstellung genutzt, um dadurch weniger Bäume fällen zu müssen. Für die alleinige Papierproduktion reicht die „Silphie“- Pflanze allerdings noch nicht aus, da dafür weiterhin Zellstoff aus Holzfasern benötigt wird. (al)