LWZ-Interview und Bücherverlosung: Wanderer Gerald Klamer spricht über seine Sorge um den Wald

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Gerald Klamer möchte mit den Berichten über seine Wanderungen auf die aktuelle Situation des Waldes aufmerksam machen. Fotorechte: Gerald Klamer

Kreis Lippe/Detmold. Egal ob Asien, Australien oder die Karpaten – durch seine Wanderungen hat Gerald Klamer mittlerweile fast die ganze Welt bereist. In seinen Büchern lässt der Wanderer die Leser an seinen Abenteuern teilhaben. Im exklusiven LWZ-Interview erzählt der ehemalige Förster unter anderem von seiner Faszination für die Natur und das Wandern, von besonderen Begegnungen auf seinen Reisen sowie seiner Sorge um den Wald.

LIPPISCHE WOCHENZEITUNG (LWZ): Vielen Dank, dass Sie uns einen Einblick in Ihr Leben als Wanderer gewähren sowie von Ihren Erfahrungen und Beobachtungen berichten. Erzählen Sie doch erst einmal etwas über sich.
Gerald Klamer: Ich bin 1967 geboren, habe Forstwirtschaft studiert und schließlich mehr als 25 Jahre in unterschiedlichen Funktionen als Förster in Mittelhessen gearbeitet. Unter anderem war ich auch Spezialist für Belange des Naturschutzes. Mittlerweile bin ich Wanderer und teile meine Erlebnisse auf meinem eigenen Blog. Zudem habe ich bereits zwei Bücher über meine Reisen veröffentlichen dürfen.

Gerald Klamer inmitten riesiger Ahorne in den Urwäldern Kroatiens. Fotorechte: Gerald Klamer

LWZ: Hatten Sie schon immer eine besondere Liebe zur Natur und zum Wandern?
Klamer: Definitiv. Als Kind und Jugendlicher kamen für mich nur zwei Berufe infrage: Förster oder Reiseschriftsteller. Die Faszination für die Natur hat sich somit schon in meiner Kindheit entwickelt. Ich bin in einem kleinen Dorf aufgewachsen und mein erster Spielplatz war der Wald, den ich damals – auch gerne allein – spielerisch entdeckt habe. Mit der Zeit ist der Aktionsradius dann immer größer geworden.

LWZ: Nach mehr als 25 Jahren im Beruf haben Sie sich entschieden zu kündigen und auf Wanderungen zu gehen. Wie kam es zu dem Entschluss?
Klamer: Es war eine radikale Entscheidung, nach 25 Jahren meinen sicheren und unkündbaren Job als Forstbeamter hinter mir zu lassen – dafür gab es verschiedene Gründe. Zum einen wollte ich schon immer noch etwas Anderes ausprobieren – ein Buch zu schreiben, war zum Beispiel immer ein Traum von mir. Zum anderen war ich mit meinem beruflichen Alltag nicht mehr ganz zufrieden, obwohl mir der Job an sich immer Spaß bereitet hat. Darüber hinaus haben sich die Wälder seit 2018 extrem verändert – ich wollte mit meinen Projekten auf die Situation des Waldes aufmerksam machen.

Auch Teile des Urwaldes in Kroatien werden für die Holzwirtschaft erschlossen. Foto: Gerald Klamer

LWZ: Welche Gebiete haben Sie auf Ihren Reisen bereits erkundet?
Klamer: Gefühlt habe ich fast jede Ecke der Welt schon mal bewandert. Unter anderem war ich oft in Australien und Neuseeland, in der Wüste, im Regenwald und Skandinavien. Auch in Afrika war ich bereits viel unterwegs, eine meiner ersten langen Reisen führte mich von Johannesburg nach Algier. Zudem bin ich vier Monate durch die Alpen und fünf Monate lang durch Patagonien gewandert. In Asien bin ich zum Beispiel in der Mongolei und zwei Monate in abgelegenen Gegenden im Himalaya-Gebirge in Nepal gewesen. Auf meiner Karpaten-Tour in Osteuropa, von welcher auch mein neues Buch erzählt, lag mein Fokus vor allem auf den Urwäldern, die es in Deutschland kaum noch gibt und durch starken Holzeinschlag auch dort bedroht sind. Besonders spannend waren zudem die Begegnungen mit großen Tieren – aber auch die Treffen mit Aktivisten, die sich teilweise unter Lebensgefahr für die Natur einsetzen, waren besonders. Etwas beängstigend war es, die Forstmafia zu erleben, die auch vor Mord nicht zurückschreckt. Nach Lippe habe ich es auf meiner 6.000 Kilometer langen Reise durch Deutschland damals leider nicht geschafft – da ich jedoch gebürtig aus Osnabrück komme, ist mir die Gegend hier aber nicht fremd.

Gerald Klamer freut sich, seine beiden Leidenschaften für die Natur und das Wandern verbinden zu können. Foto: Gerald Klamer

LWZ: Sie haben erwähnt, ein Grund für Ihre Wanderungen sei es, auf die Situation des Waldes aufmerksam machen zu wollen – wie sehen Sie dessen Zustand aktuell?
Klamer: Zwischen 2018 und 2020 gab es eine Dürre in Deutschland, wie ich sie noch nie erlebt habe. Alle Waldbaumarten sind in Mitleidenschaft gezogen worden. Zum Beispiel sind 600.000 Hektar Fichte abgestorben – das ist eine Fläche, die mehr als doppelt so groß ist, wie das Saarland. Mittlerweile sind fünf Prozent des deutschen Waldes abgestorben und 25 Prozent umbaunotwendig. Durch mehr Laubbäume müssen Mischwäldern entstehen. Die Absterbeerscheinungen seit 2018 sind natürlich hauptsächlich eine Konsequenz des Klimawandels – dies ist das übergeordnete Thema, welches wir in den Griff kriegen müssen. Auch die Befahrung der Waldböden ist ein nicht zu unterschätzendes Problem. 20 Prozent der Fläche wird mittlerweile befahren, wodurch sich der Boden verdichtet und er weniger Wasser speichern kann. Global gesehen ist die Waldnutzung nicht nachhaltig. Jedoch könnte schon jeder Einzelne schon, zum Beispiel durch geringeren Holz-, Papier- sowie Fleischkonsum, einen wichtigen Beitrag leisten.

Gerald Klamer freut sich, seine beiden Leidenschaften für die Natur und das Wandern verbinden zu können. Foto: Gerald Klamer

LWZ: Welche zukünftigen Projekte sind bereits in Planung?
Klamer: Im April 2024 startet mein neues Projekt „Durch den bunten Kontinent“, bei dem ich zu Fuß, mit dem Fahrrad und mit dem Schlauchboot durch Afrika reisen werde. Ich freue mich sehr, auch an einige der Orte zurückzukehren, die ich bereits vor 34 Jahren, bei meiner ersten Afrika-Reise, besucht habe. Es wird interessant sein zu sehen, wie sich die Natur entwickelt beziehungsweise verändert hat. Auch diese Reise wird ein Mix aus journalistischem Bericht und persönlichem Abenteuer. Erstmal freue ich mich aber auf die Winter-Vortragsreihe zu meinen Büchern.

LWZ: Am Sonntag, 19. November, sind Sie in Detmold zu Gast und präsentieren im Grabbe-Gymnasium ihr neues Buch „Durchs wilde Herz der Karpaten“ als Multivision.
Klamer: Genau. Das ist mein zweites Buch und erscheint am 5. Februar 2024. Darin erzähle ich von meiner dreieinhalbmonatigen und 1.000 Kilometer langen Reise durch die Karpaten. Vor allem geht es um die letzten Urwälder vor Ort, vieles gilt jedoch auch für den deutschen Wald. Zudem berichte ich von spannenden Tierbegegnungen, zum Beispiel mit Wölfen oder Bären, sowie unheimlichen Aufeinandertreffen mit Hirtenhunden. Es ist somit eine Mischung aus Abenteuergeschichte und Fakten zum Wald und der Natur. Am 20. November bin ich zudem in Bad Salzuflen – dort stelle ich jedoch mein bereits 2022 veröffentlichtes Buch „Der Waldwanderer“ über die Deutschlandreise vor. Weitere Informationen, Termine oder auch Beiträge zu meinen Reisen, sind unter anderem auf meiner Webseite (www.gerald-klamer.de) nachzulesen.

Das Gespräch führte LWZ-Redakteurin Alina Knoerich.


Zudem verlost die LWZ drei Exemplare von Gerald Klamers 2022 erschienenem Buch „Der Waldwanderer“. Um an der Verlosung teilzunehmen, gilt es die folgende Frage zu beantworten und die korrekte Lösung per E-Mail mit dem Stichwort „Wanderung“ an gewinnspiel@lwz24.de zu schicken: Wie heißt das zweite, am 5. Februar 2024 erscheinende Buch von Gerald Klamer? Einsendeschluss ist Mittwoch, 15. November 2023. Die Gewinner werden per E-Mail benachrichtigt, der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Bücher können im LWZ-Verlagshaus (Plantagenweg 34, Detmold) abgeholt werden.