Kreis Lippe. Der Nutri-Score feiert Geburtstag. Das bunte Logo kann seit drei Jahren freiwillig von Herstellern verwendet werden und soll auf einen Blick ersichtlich machen, welche Lebensmittel im direkten Produktvergleich unter anderem besonders viel (oder auch besonders wenig) Zucker, Salz oder Fett enthalten. Die Nährwertkennzeichnung in Ampelform mit den Buchstaben A, B, C, D und E ist für Elisabeth van Thiel ein wichtiges Instrument für mehr Transparenz. Die Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale NRW erklärt, was die aktuellen Anpassungen ab 31. Dezember für Verbraucher bedeuten und weshalb sie den Nutri-Score aussagekräftiger machen.
Beim Nutri-Score wird neu bewertet. Was bedeuten die Änderungen für Verbraucher?
Der Nutri-Score ist als Einkaufshilfe gedacht, um Lebensmittel mit günstiger und ungünstiger Nährwertzusammensetzung direkt miteinander zu vergleichen. Vergleichbar sind immer nur Produktgruppen – also Müsli von Firma A mit Müsli von Hersteller B. Gleiches gilt auch für andere verarbeitete Lebensmittel wie Joghurt, Tiefkühlpizza oder abgepacktes Brot. Berechnet werden die Nährwerte auf 100 Gramm oder 100 Milliliter. Aktuell werden zum Beispiel einige Berechnungen für Getränke geändert.
Konkret sollen ab 2024 etwa Milch sowie Milch- und Pflanzendrinks einheitlich als Getränke bewertet werden und nicht mehr wie vorher zum Teil als feste Lebensmittel. Dadurch werden solche Produkte künftig strenger bewertet. Gesüßte Kaffeegetränke beispielsweisekonnten vor den Änderungen trotz hohem Zuckergehalt einen Nutri-Score im grünen Bereich erreichen. Getränke mit wenig Zucker sollen nun besser bewertet werden. Süßungsmittel werden mit „Negativ-Punkten“ berücksichtigt. Dann schneiden Produkte wie zuckerfreie Limonaden eine Kategorie schlechter ab. Als einziges Getränk soll weiterhin Wasser eine beste A-Bewertung erhalten können.
Warum sind die Anpassungen wichtig?
Grundlage für die Bewertung der Nährstoffzusammensetzung der Produkte sind wissenschaftliche Berechnungen. Da sich aktuelle Erkenntnisse fortlaufend weiterentwickeln, sind auch Anpassungen des Nutri-Score notwendig. So bekam Olivenöl wegen seines hohen Fettgehalts in der Vergangenheit keine gute Bewertung. Nun soll zwischen gesunden und ungesunden Fettsäuren unterschieden werden. Zudem soll der Gehalt von Zucker und Salz in Lebensmitteln insgesamt stärker gewichtet und strenger bewertet werden.
Damit werden gesüßte Frühstücksflocken oder Milchprodukte künftig kritischer bewertet. Ein dunkelgrünes „A“ bedeutet jedoch nicht automatisch, dass das Lebensmittel gesund ist. Letztendlich kommt es auf eine ausgewogene Lebensmittelauswahl und den direkten Produktvergleich innerhalb einer Produktkategorie an. Man könnte also sagen: Auch wenn eine Geburtstagstorte für den Nutri-Score ein dunkelrotes „E“ hätte, wäre es natürlich in Ordnung, ein Stück davon zu genießen, wenn die Ernährung sonst ausgewogen ist.
Wie können Verbraucher den neuen Nutri-Score erkennen?
Ab dem 31. Dezember 2023 erfolgt die weiterentwickelte Berechnung des Nutri-Score auf Produkten, die neu auf den Markt gebracht werden. Für Produkte, die bereits produziert oder mit dem alten Nutri-Score gekennzeichnet sind, haben die Hersteller 24 Monate Zeit, bis sie den neuen verbesserten Nutri-Score verwenden müssen. Da für Verbraucher nicht ohne weiteres ersichtlich ist, ob die alte oder neue Berechnung verwendet wurde, sollten Hersteller auf der Verpackung darauf hinweisen. Der Nutri-Score ist bisher freiwillig. Ein echter Vergleich ist aber nur möglich, wenn alle vorverpackten Lebensmittel einen Nutri-Score tragen. Daher befürworten wir eine europaweit verpflichtende Kennzeichnung.
Hintergrundinfo
Der Nutri-Score ist eine fünfstufige Lebensmittelkennzeichnung von grün bis rot. Ziel ist eine schnelle Orientierung über die Nährwertzusammensetzung. Eingeführt wurde er in Deutschland am 6. November 2020. Lose Lebensmittel sind ausgenommen. Die aktuellen Änderungen hat ein Lenkungsgremium aus verschiedenen EU-Staaten beschlossen. Sie gelten in Deutschland ab dem 31. Dezember 2023. (lwz)