Lemgo. Der Montag bleibt dem TBV ein gutes Omen: Nach etwas zu zaghafter Gegenwehr dreht der TBV Lemgo Lippe nach dem Seitenwechsel das Spiel beim HBW Balingen-Weilstetten und feiert durch das 30:26 (14:16) den zweiten Auswärtssieg der Saison.
Nebst einer vollends überzeugenden Mannschaftsleistung machten drei Lipper besonders auf sich aufmerksam: Jan Brosch feierte mit einer makellosen Ausbeute (9/9) seinen Saison-Bestwert, Lukas Hutecek bestach als nimmermüder und torgefährlicher Antreiber (8/11) und Torhüter Urh Kastelic trug mit einigen wichtigen Paraden in der Crunchtime seinen Anteil zur Wende bei.
Zum Spielverlauf: Die wegweisende Auswärtsaufgabe beim Aufsteiger aus Balingen
konnten die Lipper in voller Mannesstärke bestreiten. Trotz der prekären Tabellensituation
sahen die 2230 Zuschauer in der damit gut gefüllten Sparkassen-Arena im ersten
Durchgang zwei spielfreudige Angriffsreihen, die sich mit dem Torewerfen munter
abwechselten. Jan Brosch brachte den TBV nach 40 Sekunden in Führung – und diese
sollte bis zur 28. Minute Bestand haben.
Jedoch entwickelte sich das im Vorfeld erwartete Spitz-auf-Knopf-Spiel: Der rotgekleidete TBV wusste mit geduldigen und auf den Punkt gespielten Angriffen vorzulegen, ließ in der 6:0-Abwehr allerdings zu oft die nötige Griffigkeit vermissen. So hatten die seit sieben Spielen sieglosen Hausherren zwar in mancher Szene zu leichtes Spiel, legten aus dem eigenen Positionsspiel dennoch eine bemerkenswerte Kaltschnäuzigkeit und wenige Fehler an den Tag.
Über die Stationen 5:5, 9:9 und 11:11 bot sich den Lippern nach 20 Minuten und der ersten Kastelic-Parade – der Slowene war kurz vorher für Finn Zecher eingewechselt worden – erstmals die Gelegenheit, auf zwei Tore davonzuziehen. Doch ausgerechnet in dieser Phase schlichen sich kleine Nachlässigkeiten ins Lemgoer Offensivspiel. Kehrmanns
Forderung in der Auszeit, den Gegner in der Abwehr mehr unter Stress zu setzen, konnten
seine Mannen zunächst nicht nachkommen.
Balingens Kreisläufer Tobias Heinzelmann war zum Ende des ersten Durchgangs für den Innenblock kaum zu bändigen, steuerte zunächst den 12:12- und 14:14-Ausgleich bei, ehe er mit einer weiteren Drehbewegung auch den 14:16-Pausenstand markierte. Mit Niels Versteijnens Aufsetzer an die Latte ging es in die Kabine. Und ein jeder Lipper wusste: Verloren ist hier noch lange nichts.
Mit dem Seitenwechsel kam der TBV zunehmend besser in die Abwehr. Bis zur 43. Minute
hielt Balingen den Zwei-Tore-Vorsprung aufrecht, dann schaltete der TBV in sein
gefürchtetes Sieben-gegen-sechs. Bereits nach Frederik Simaks Torpremiere zum 20:19
und Kastelic‘ vierter Parade lag der Ausgleich in der Luft, doch Suton verfehlte das rechte
Toreck. Drei Minuten und eine Kehrmann-Auszeit später war es dann so weit: Jan Brosch,
den die Balinger Deckung schlichtweg nicht zu packen bekam, ließ sich an diesem Abend
nicht zweimal bitten.
Lemgos Hüne markierte mit seinem siebten Treffer nach einer Dreiviertelstunde den Anschluss (21:21) und kurz darauf den Ausgleich. Die „Gallier von der Alb“ waren aus dem Tritt gekommen, hatten nur fünf Tore in 17 Minuten erzielt. Das lag auch an Urh Kastelic, der kurz darauf den Wurf von Filip Vistorop entschärfte. Im Gegenzug traf Simak zur ersten TBV-Führung in Durchgang zwei. Mit einem seiner explosiven Antritte provozierte Lukas Hutecek die nächste Zeitstrafe, Lemgo legte durch Brosch vor auf 23:22 (49.).
Und Kastelic? Der war nun in den Köpfen der Balinger. Hatte er bei Volz‘ Siebenmeter
noch Pech, dass ihn dieser im zweiten Versuch bezwang, gingen weitere Paraden dem
27:24 durch Samuel Zehnder und dem 28:24 von Nico Theilinger voraus. Den nächsten
Strafwurf von Volz vereitelte Kastelic in Gänze – und Hutecek dankte ihm dies mit der
endgültigen Entscheidung zum 29:24 nach 58 Minuten. Ein sehenswerter Abschluss von
Simak zum 30:26-Entstand krönte eine geschlossene Mannschaftsleistung, mit der sich
die Lipper nun etwas Luft auf die Abstiegsränge verschafft haben.
Die Stimme zum Spiel von Florian Kehrmann: „Wir haben heute eine gute Leistung
gezeigt, mussten aber konzentriert bis zum Ende spielen. In der ersten Halbzeit hatten wir
hinten nicht so den Zugriff, haben insgesamt aber sehr diszipliniert gespielt und ab der 40.
Minute vermehrt Beton angerührt, wodurch wir Bälle gewinnen konnten. Im 7:6 haben wir
sehr souverän und sehr sicher die Chancen herausgespielt und mit vier Toren verdient
gewonnen. Jetzt nehmen wir die zwei Punkte schnell mit auf den Weg nach Lemgo, denn
schon am Donnerstag geht es weiter gegen den Bergischen HC.“ (lwz)
TBV Lemgo Lippe: Zecher, Kastelic; Hutecek (8), Theilinger (1), Zehnder (4/3), Brosch
(9), Simak (4), Laerke, Schagen, Carstensen, Suton, Zerbe (2), Versteijnen (1), Houtepen
(1), Petrovsky
HBW Balingen-Weilstetten: El-Tayar, Ruminsky; Grahovac (1), Vistorop (3), Leimeter
(6), Prantner (1), Huber (1), Ingason, Gretarsson (2/1), Danner, Müller (2), Schoch (2),
Fügel, Saueressig, Volz (2/1), Heinzelmann (6)