TBV Lemgo Lippe gewinnt Herzschlagfinale: 31:28 gegen Bergischen HC

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Symbolbild. Foto: Adobe Stock

Lemgo. Bis zur 50. Minute hatte nicht viel auf diesen Ausgang hingedeutet: Doch mit der dritten Führung im Rücken bog der TBV in der Crunchtime auf die Zielgerade ein – und legte ein Finale furioso hin. Durch das 31:28 (13:14) gegen den Bergischen HC feiert der TBV Lemgo Lippe in der Liga den dritten Sieg in Serie – und lässt die Wuppertaler damit auch in der Tabelle hinter sich.

Zum Spiel: Wer von den 3316 Zuschauern in der Phoenix Contact-Arena einen
verhaltenen Beginn erwartet hatte, wurde prompt eines Besseren belehrt: Lukas Hutecek
brachte die Lipper zwar mit dem ersten Angriff in Führung, doch der BHC drückte in der
Anfangsphase mächtig aufs Gaspedal, profitierte dabei vor allem von den
Ungenauigkeiten der Lemgoer Würfe. Nutznießer war BHC-Linksaußen Tim Nothdurft, der
als Zielspieler gleich mal einen Hattrick schnürte und auf 1:3 stellte (4.).

Während der TBV mit gewohnter Geduld seine Angriffe aufzog, jedoch zunächst noch etwas die Zielstrebigkeit vermissen ließ, suchte das Team von Gästetrainer Jamal Naji sein Heil im
Tempospiel – und überrumpelte die Lipper damit auch beim 2:5 durch Tomas Babak. Doch
Lemgo zeigte sich unbeeindruckt. Tim Suton brachte den TBV fast schon im Alleingang
zurück ins Spiel. Nach seinem dritten Treffer zum 5:6 bot sich den Lippern erstmals die
große Chance auf den Ausgleich, doch Samuel Zehnder konnte den Gegenstoß nicht
vollenden und scheiterte frei an Ex-Lemgoer Peter Johannesson.

In der Folge schaffte es der nun stabiler wirkende Gastgeber jedoch, die Gäste immer öfter in den Positionsangriff zu zwingen – und das schmeckte dem Tabellenzehnten weniger. Dennoch war es der BHC, der in der Folge stets vorzulegen wusste. Auch auf Nothdurfts Gegenstoß zur 9:12-Führung (22.) für den BHC, der ein Lemgoer Offensivfoul vorausgegangen war, zeigte der TBV eine gute Reaktion: Erst verkürzte Leos Petrovsky, ehe ihm prompt auch in der Abwehr ein Steal gelang. Bobby Schagen, der diesmal von Beginn an randurfte, markierte den Anschluss.

Finn Zechers starke Parade gegen Lukas Stutzke leitete den Ausgleich von Hutecek ein, der sich einmal mehr die Lücke in der BHC-Zentrale suchte. Kurz vor der Pause witterten die Lipper die Führung, doch Zehnder scheiterte gleich zweimal vom Punkt. So brach Versteijnen zum 13:13 durch, ehe Fredrik Ladefoged auf der anderen Seite zum 13:14-Pausenstand traf. Mit drei Wechseln starteten die Lipper in die zweite Halbzeit: Urh Kastelic ersetzte Zecher, Lukas Zerbe und Leve Carstensen (anstelle von Schagen und Zehnder) bildeten die neue Flügelzange.

Die Umstellungen änderten zunächst jedoch wenig an der Dramaturgie: Der Bergische HC blieb spielbestimmend, Lemgo hielt leidenschaftlich dagegen, wirkte etwas spritziger im Angriff, haderte allerdings ein wenig mit der Chancenverwertung. Suton brach nach fünfeinhalb Minuten den Torlos-Bann zum 14:16. Bis zur 45. Minute allerdings deutete wenig auf eine Wende hin. Der BHC fand offensiv immer wieder Lösungen, Lemgo blieb in Schlagdistanz. Als Zerbe auf 19:21 verkürzt und Kastelic sich als Sieger im Duell
mit Andersen behauptet hatte, schaltete Lemgo blitzschnell um und stellte durch Zerbe
den 20:21-Anschluss her.

Kurz darauf vereitelte Kastelic auch den Einschlag von Yannick Fraatz. Jetzt war Feuer unterm Dach, der TBV am Drücker: Zerbe verwandelte einen von Petrovsky herausgeholten Strafwurf, wieder blieb Kastelic daraufhin Sieger gegen den heranrauschenden Andersen. Lemgo schaltete ins Sieben-gegen-sechs, Leve Carstensen traf zum 22:21. Doch zwei technische Fehler brachten die Gäste schnurstracks zurück ins Spiel (22:23). Es blieb unheimlich spannend – und Lemgos Deckung schien über sich hinauszuwachsen: Mit Anbruch der 54. Minute vollzog Hutecek den Gegenstoß zum 26:26.

Einen Ballgewinn Theilingers nutzte Lemgos Spielmacher zur erneuten Führung
(27:26). In der TBV-Abwehr griff ein Rädchen ins andere, es reihte sich Ballgewinn an
Ballgewinn. In zunehmend hitziger Atmosphäre schlüpfte einmal mehr Hutecek in die
Rolle des Entscheiders, suchte immer wieder das Eins-gegen-eins – und war kaum noch
zu stoppen. Einen hieraus resultierenden Strafwurf verwandelte Zerbe zum 28:27 (57.).
Nachdem Suton einen weiteren Ball erhechtet hatte, erhob sich das Lemger Publikum.

Hutecek traf in Minute 59 zur ersten Lemgoer Zwei-Tore-Führung an diesem Abend, ehe
Carstensen den Deckel draufmachte – und das Herzschlagfinale krönte.
Die Stimme zum Spiel von Florian Kehrmann: „Ich bin unheimlich stolz auf die
Mannschaft. Wir haben eine lange Reise am Montag gehabt, hatten nur eine kurze
Vorbereitungszeit, und haben nicht den allergrößten Kader, mit dem wir viel rotieren
können. Wir haben heute wieder das gespielt, was uns stark macht. Entscheidend war
heute, dass wir übers gesamte Spiel eine ordentliche Abwehr gestellt haben.

Wir hatten in den ersten 40 Minuten das Problem, dass wir vorne zwei, drei Chancen zu viel liegen lassen. So war der BHC immer in Vorlage. Mit den wichtigen Paraden von Urh Kastelic ist dieser berühmte Funke aufs Publikum übergesprungen. Dann ist es für jede Mannschaft unangenehm, hier zu spielen. Was zwischen der 53. Und der 58. Minute passiert, sind purer Kampf und purer Wille in der Abwehr. Ich bin wirklich stolz, dass wir dieses Spiel gewonnen haben, weil der BHC zuvor sehr, sehr gute Leistungen gebracht hat und unangenehm zu bespielen ist.“ (lwz)


TBV Lemgo Lippe: Zecher (4/1 Paraden), Kastelic (5 Paraden); Hutecek (6), Theilinger,
Zehnder (2/1), Brosch (3), Simak, Laerke, Schagen (2), Carstensen (3), Suton (5), Zerbe
(7/3), Versteijnen (2), Houtepen, Petrovsky (1)

Bergischer HC: Rudeck (1/1 Parade), Johannesson (8 Paraden); Beyer (1/1), Persson,
Scholtes (1), Nothdurft (7), M’Bengue, Ladefoged (3), Kjeldgaard Andersen (4), Fraatz (4),
Babak (1), Arnesson (2), Morante Maldonado, Stutzke (3), Seesing (2)