Kreis Lippe. 2022 war ein Boomjahr für die Errichter privater Photovoltaikanlagen. Nie zuvor wurden so viele Anlagen auf den Dächern von Eigenheimbesitzern installiert. Neben diversen Anreizen durch Bund, Land und Kommunen trieb auch die Angst vor einem Gas- oder Stromausfall im Winter 2022/2023 die Immobilienbesitzer zum Kauf einer Anlage. Doch nicht alle Investoren wurden glücklich mit ihren Anlagen.
Zeit für einen Rückblick auf das aktuelle Jahr 2023. Wie ist die Marktlage, welche Anbieter gibt es und worauf gilt es zu achten? Zunächst einmal ist es erstaunlich, dass die meisten Händler und Anbieter einen deutlichen Einbruch der Nachfrage vermelden. Woran liegt das?
Eine mögliche Antwort liefert Claus Preuss, Geschäftsführer bei Planet in Green in Bad Salzuflen, einem Photovoltaik-Anbieter aus Lippe. „Es gibt meines Erachtens diverse Gründe, warum die etablierten Unternehmen weniger Anfragen haben. Zum einen ist der Blackout im Winter ausgeblieben. Die Energieversorgung blieb stabil und die Menschen haben nicht mehr die Sorge, dass es einen längeren Stromausfall geben könnte“, erklärt Preuss.
„Zum anderen sind die Zinsen nun eklatant gestiegen. Da überlegen sich einige Menschen, die das Geld nicht auf der hohen Kante haben, ob sie einen Kredit aufnehmen. Auch die Unsicherheit bezüglich der Gesetzgebung führte zu Kaufzurückhaltung. Muss man für eine Wärmepumpe sparen? Oder zusätzlich auch für Isolierungsmaßnahmen im Haus? Und zuletzt hat sich die geringere Nachfrage auf mehr Anbieter verteilt, die neu gegründet wurden und einen Teil des Kuchens abhaben wollen“, ergänzt er.
Tatsächlich sind einige neu gegründete Unternehmen in OWL unterwegs, die nun fleißig in den Sozialen Medien auf sich aufmerksam machen. Aber auch Unternehmen, die sogenannte „Leads“ generieren: In den Sozialen Medien wird neutral für Photovoltaik geworben, wer die Werbung anklickt, muss Namen und Adresse angeben. Es wird versprochen, dass in kürzester Zeit ein günstiges Angebot einginge. Allerdings werden die Kontaktdaten daraufhin an Unternehmen der Branche verkauft, die dann selbst Kontakt mit dem Kunden aufnehmen.
Worauf sollten interessierte Immobilienbesitzer achten?
Zunächst sollten sich Kunden einen Anbieter aus der Region suchen. Im Falle von Reklamationen sind die Aussichten, dass sich der Anbieter auch zeitnah kümmert, deutlich besser. Zudem sollte ein Unternehmen gewählt werden, das nachweislich über langjährige Erfahrung verfügt.
Damit besteht mehr Sicherheit, dass die Anlage auch sauber gebaut wird. Des Weiteren sollte sichergestellt werden, dass der Anbieter ein zugelassener Elektrofachbetrieb und in der Handwerksrolle eingetragen ist. Kunden sollten sich daher nicht scheuen, nach Referenzen zu fragen, die vergleichbar mit dem geplanten Vorhaben sind.
Wichtig ist es zudem, herauszufinden, ob der Anbieter Ingenieure beschäftigt, mindestens aber geschultes Personal und professionelle Software, mit denen das Dach geplant wird und es erkennbar ist, wie viel die Anlage pro Jahr an Strom produziert. Ebenfalls sollte der Anbieter Qualifikationen darüber nachweisen können, dass er die Verbauung von Batterien und Wechselrichtern beherrscht.
Letztlich stellt sich die Frage, ob es besser ist, eine Anlage zu kaufen oder zu mieten. Dabei sollte bedacht werden, dass keine Errichter-Firma etwas zu verschenken hat. Wenn also angeboten wird, eine Anlage für 20 Jahre zu mieten, entstehen zwar keine Investitionskosten, die vorgeblich geringen monatlichen Kosten summieren sich aber schnell auf das Doppelte des Anschaffungspreises innerhalb der Laufzeit. Nachrechnen lohnt sich also.
Auch die vorgelegten „Einsparungen“ sollten genau angeschaut werden. Es ist nicht selten, dass in der Kalkulation des Anbieters jährlich steigende Strompreise unterstellt werden – oder auch Eventualpositionen, falls ein Elektroauto genutzt wird und dies ausschließlich mit der PV-Anlage „betankt“ wird.
Wer bei Anbietern auf Nummer sicher gehen möchte, sollte daher stets Empfehlungen bei der Verbraucherzentrale NRW, der Handwerkskammer oder auch bei der Sparkasse respektive Volksbank einholen, da diese Institutionen meist gut im Thema sind. (lwz/yb)
- Redaktion
- Kontakt
Bereits zu Schulzeiten entdeckte Yves Brummel seine Leidenschaft für Journalismus, die er während seiner knapp neunjährigen Tätigkeit als Freier Mitarbeiter in der Lokalsportredaktion des Westfalen-Blatts in Gütersloh vertiefen durfte. Nach Stationen unter anderem in den Medienabteilungen von Arminia Bielefeld und Dr. Kurt Wolff sowie in der Sportkommunikation der Arvato-Medienfabrik landete er nach Abschluss seines Masterstudiums im Bereich Journalismus und Medienkommunikation als Freier Redakteur bei Lippe aktuell. Zudem war der gebürtige Gütersloher zu dieser Zeit für den Postillon in Lage tätig. Seit 2023 ist er Freier Redakteur bei der LWZ und schreibt für das Westfalen-Blatt in Schloß Holte-Stukenbrock.