125-jähriges Bestehen: Lippisches Landesmuseum würdigt Detmolder Diakonissenhaus

90
Freuen sich über die neu gestaltete Vitrine, die nun dauerhaft über die „Detmolder Diakonissen“ informiert: (von links) Jörg Düning-Gast, Dr. Michael Zelle, Brigitte Lange, Dr. Imke Tappe-Pollmann und Axel Schulz (Kaufmännischer Vorstand Diakonis). Foto: Andreas Leber

Detmold. Das Lippische Landesmuseum Detmold hat seine Trachtenabteilung umgestaltet. Damit soll das 125-jährige Bestehen des Detmolder Diakonissenhauses gewürdigt werden. Museumsdirektor Dr. Michael Zelle zeigte sich von diesem Anlass beeindruckt. Seit 2011 hätte er immer wieder Kontakt mit Diakonisse Brigitte Lange (86) gehabt, da es seither ihr großer Wunsch gewesen sei, die Geschichte des Diakonissenhauses zu dokumentieren und zu bewahren sowie an einem passenden Ort für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

„Diese Tätigkeit zum Gemeinwohl der Gesellschaft kann nicht hoch genug gewürdigt werden“, betont Jörg Düning-Gast, Verbandsvorsteher des Landesverbands Lippe. „Das nun stattfindende 125-jährige Jubiläum und die dort ausgestellten Stücke erzählen spannende Geschichten, regen zum Nachdenken an und zeigen, wie wichtig der tägliche Einsatz dieser Frauen, die der Bedeutung der Feuerwehr ähnelt, ist“, ergänzt er.

Dr. Imke Tappe-Pollmann, Referentin für Volks- und Landeskunde im Lippischen Landesmuseum, freute sich, dass durch die Umstrukturierungen der dortigen Trachtenabteilung nun besonders die lippischen Trachten mehr in den Vordergrund rückten und eine Vitrine die Objekte der „Detmolder Diakonissen“ präsentieren würde.

Zudem würden noch weitere Infotafeln installiert, und auch eine Art Hörbox, in der Brigitte Lange aus ihren langen und spannenden Leben erzählt und so die Ausstellungsstücke noch erlebbarer macht, sei im kommenden Jahr vorstellbar.

Die kleine Ausstellung zeigt das Leben und Wirken der einst mehr als 400 Diakonissen, aus denen die heutige Stiftung „Diakonis – Stiftung Diakonissenhaus“ hervorging. Trotz der veränderten Rahmenbedingungen ist der damalige Grundgedanke bis heute erhalten geblieben. Brigitte Lange ist 1960 als eine der letzten Diakonissen der Glaubens-, Lebens- und Dienstgemeinschaft beigetreten und ist heute die letzte aktive Diakonisse. Zwei ihrer Mitschwestern leben im Seniorenheim.

„Mir ist es ein großes Anliegen, dass das Wirken der Diakonissen nicht in Vergessenheit gerät. Denn sie waren starke und wichtige Persönlichkeiten“, betont Lange. Sie berichtete zudem aus ihrem Leben und über die Tätigkeitsfelder, die sie täglich ausgefüllt hatte. Egal, ob Pflege, im Kranken- und Kinderkrankenhaus, Seelsorge, Betreuung oder Erziehung, die weißen Hauben und blauen Trachten hätten das Stadtbild geprägt. Zudem habe man immer gewusst, einen kompetenten Ansprechpartner vor sich zu haben.

Vor allem im ländlichen Raum kümmerten sich die Diakonissen als Gemeindeschwestern auch um Hilfsbedürftige. Alles begann 1899 mit der Einweihung des Evangelisch-reformierten Diakonissenhauses Detmold. Damals seien es zu Beginn drei Diakonissen gewesen, berichtet Lange. Das alte „Mutterhaus“, wie das Zuhause der Diakonissen genannt wurde, steht heute noch an der Hofstraße in Detmold.

Im Laufe der Jahrzehnte traten insgesamt 433 Frauen der Diakonissenschwesternschaft bei. Seit 1960 gab es nach Brigitte Lange aber keine Eintritte mehr. Die Lebensform für unverheiratete Frauen habe nicht überlebt, so Lange. Diakonisse zu werden, sei eine Berufung aus Liebe zum Glauben und aus Liebe zu den Menschen gewesen.

Mit der Aufnahme in das „Mutterhaus“ verzichteten die angehenden Diakonissen weitgehend auf eine selbstständige Lebensgestaltung und auf leistungsbezogenen Lohn. Alle Schwestern bekamen nur ein Taschengeld in gleicher Höhe, egal ob sie in der Küche oder in der Leitung eines Krankenhauses eingesetzt waren. Die Versorgungsordnung regelte, dass jede Diakonisse bis an ihr Lebensende trotzdem versorgt war.

Heute ist „Diakonis“ der größte Anbieter im Bereich Altenhilfe im Kreis Lippe. Neben der Diakonissenschwesternschaft gab und gibt es immer noch die Diakonische Schwesternschaft. Eine ausführliche Chronik, die bereits zum 100-jährigen Jubiläum des Diakonissenhauses erschienen ist, kann für 5 Euro im Museumsshop erworben werden. (al)