Teures Weihnachtsessen: Verbraucherzentrale fordert mehr Transparenz im Lebensmittelhandel

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Symbolbild. Foto: Adobe Stock

Kreis Lippe. Eine Marktanalyse der Verbraucherzentrale NRW zeigt: Die Preise für Zutaten typischer Weihnachtsgerichte sind um durchschnittlich rund 27 Prozent gestiegen.

  • Trotz der aktuell gesunkenen Inflationsrate bleiben Lebensmittel überdurchschnittlich teuer
  • Deutliche Preissprünge von bis zu 74,6 Prozent gibt es bei Zucker und Mehl, bei Kartoffeln und Wurstkonserven sind es über 30 Prozent
  • Besonders der Preisvergleich über zwei Jahre zeigt die finanzielle Belastung

Weihnachten ist das Fest der Familie und des guten Essens. Doch Lebensmittel sind im Vergleich zum Oktober 2021 um durchschnittlich 27 Prozent teurer geworden. Viele Menschen werden derzeit nachrechnen, ob sie sich die Klassiker des Weihnachtsessens überhaupt noch leisten können. Selbst die Zutaten für Kartoffelsalat mit Würstchen sind im Einkaufspreis stark gestiegen. Warum die Lebensmittelpreise sich von der allgemeinen Verteuerung entkoppelt haben, ist nur schwer nachvollziehbar. Die Verbraucherzentrale NRW fordert deshalb eine Monitoringstelle für mehr Transparenz im Lebensmittelhandel.

Bei vielen Verbraucher laufen in der Adventszeit die Planungen für das Weihnachtsfest. Die meisten Menschen freuen sich besonders auf das Weihnachtsessen mit den Liebsten, doch wegen der immer noch hohen Lebensmittelpreise könnte das in diesem Jahr für viele zu teuer werden. Die Verbraucherzentrale NRW hat sich angeschaut, wie sich die Preise für Zutaten typischer Weihnachtsgerichte in den vergangenen zwei Jahren verändert haben. Die Daten des Statistischen Bundesamtes und der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) zeigen: Verbraucher müssen in manchen Fällen bedeutend tiefer in die Tasche greifen als in den Vorjahren.

Preisvergleich seit Oktober 2021 für typische Weihnachtsgerichte
Über die Weihnachtstage kommen bei vielen Menschen vor allem Klassiker auf den Tisch: Würstchen mit Kartoffelsalat, Raclette, Rinderrouladen mit Klößen und Rotkohl. Aber auch Plätzchen, Lebkuchen, Stollen & Co. gehören zum Fest. „Bei unserem Vergleich legen wir nicht nur die Preissteigerungen für die typischen Zutaten im Jahr 2023 zugrunde. Vielmehr schauen wir uns die Preisentwicklung rückwirkend seit Oktober 2021 an, weil die Lebensmittelpreise in diesem Zeitraum besonders stark gestiegen sind. Die Einkaufsrealität der Verbraucher:innen kann man nur so korrekt abbilden“, erklärt Silvia Monetti, Leiterin des Teams Ernährungsarmut bei der Verbraucherzentrale NRW. „Die Lebensmittelteuerung hat sich zwar verlangsamt, doch die Lebensmittelpreise verharren auf einem sehr hohen Niveau. Das wird für immer mehr Menschen zu einem großen Problem.“

Die Ergebnisse im Einzelnen
Sämtliche untersuchten Zutaten sind im Zweijahresvergleich der Oktoberpreise gestiegen. 2023 kosteten beispielsweise Kohlgemüse und Butter jeweils 29,5 und 12,6 Prozent mehr als im selben Monat 2021. Deutsche Markenbutter kostete im Oktober 2023 durchschnittlich 1,45 Euro je 250 Gramm. Wurstkonserven waren im Vergleich zum vergangenen Jahr um 15,4 Prozent teurer, im Zweijahresvergleich sogar um 34,6 Prozent. Sie kosteten im Oktober 2023 im Durchschnitt 9,13 Euro je Kilogramm. Vegane Wurstalternativen sind ohnehin deutlich teurer, dafür müssen Verbraucher:innen 2023 durchschnittlich 13,45 Euro je Kilogramm zahlen. Auch Kartoffeln und Weizenbrot sind in den vergangenen zwei Jahren deutlich im Preis gestiegen: Im Oktober 2023 kosteten diese Lebensmittel 33,8 Prozent bzw. 26,9 Prozent mehr. Zucker ist im Vergleich zu 2021 um 74,6 Prozent teurer geworden und kostete im Oktober 2023 1,45 Euro pro Kilo. Für Margarine zahlten Verbraucher:innen 2023 zwar nur 8,1 Prozent mehr als vor einem Jahr, aber 50,8 Prozent mehr als 2021. Für das Plätzchenbacken unverzichtbar ist zudem Weizenmehl. Im Oktober 2023 kostete es 69,6 Prozent mehr als vor zwei Jahren. Im Vergleich zum Vorjahr dagegen „nur“ 24,5 Prozent mehr.

Woher kommen die Preissteigerungen?
Auch wenn die Inflationsrate aktuell deutlich gesunken ist, sind die Preise für Lebensmittel im Jahr 2023 erheblich gestiegen. „Die Gründe dafür sind vielfältig: Gestiegene Kosten für Energie und Importgüter, Arbeitskräftemangel und höhere Personalkosten, der Klimawandel und Ernteausfälle – aber auch versteckte Preiserhöhungen sowie Mitnahmeeffekte durch Unternehmen in der Nahrungsmittelbranche“, erläutert Monetti. Die Lebensmittelteuerung habe sich bereits im März 2023 von dem Trend der gesamten Inflation abgekoppelt, Nahrungsmittel seien seitdem deren Haupttreiber. Im Oktober kosteten sie rund 27 Prozent mehr als vor zwei Jahren.

Starke finanzielle Belastung vor allem am Jahresende
Wegen der hohen Inflation ist die Kaufkraft 2022 deutlich gesunken. Zeitgleich stiegen die Energiekosten und vielerorts die Mieten. In Deutschland sind aktuell über 14 Millionen Menschen von Armut betroffen oder bedroht. „Rund 40 Prozent der Bevölkerung hat hierzulande so gut wie keine Ersparnisse, um die Teuerungen auszugleichen“, so Monetti. „Viele Verbraucher schauen daher mit Sorge auf das Ende des Jahres, wenn nicht nur Geschenke und gutes Essen auf der Wunschliste stehen, sondern auch Zahlungen für Versicherungen, Abos oder Ähnliches fällig werden.“

Verbraucherzentrale NRW fordert mehr Transparenz
Bisher gibt es keine Transparenz über die Preisbildung von Lebensmitteln. Damit sind auch einzelproduktbezogene Aussagen über Preisentwicklungen kaum möglich. Deshalb fordert die Verbraucherzentrale NRW die Einrichtung einer Monitoringstelle für Lebensmittelpreise. „Die Untersuchung von auffälligen, nicht nachvollziehbaren Verbraucherpreisen konkreter Produkte und Marken ist überfällig“, unterstreicht Silvia Monetti. „So könnte man auch Mitnahmeeffekte unterbinden. Zudem sollten nicht nur Sonderangebote, sondern auch Preiserhöhungen für Verbraucher klar erkennbar werden – am Regal und in der Werbung. Damit wären versteckte Preiserhöhungen vom Tisch.“ (lwz/Verbraucherzentrale NRW)