Schicksal der Verschickungskinder: CDU/CSU-Bundestagsfraktion stellt Kleine Anfrage

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Zahlreiche Kinder wurden nach dem Zweiten Weltkrieg in das DRK-Kinderkurheim Johannaberg in Berlebeck verschickt. Foto: privat

Kreis Lippe/Berlin. Die Bundesregierung wird sich mit der Kleinen Anfrage von Friedrich Merz, Alexander Dobrindt und der CDU/CSU-Fraktion zur Aufarbeitung der Geschehnisse bei Verschickungskindern auseinandersetzen. 

„Bisher war die Bundesregierung in dieser Angelegenheit eher zurückhaltend und verwies darauf, dass dies Ländersache sei. Die Kleine Anfrage zwingt sie nun dazu, sich mit der Thematik zu befassen“, erklärt Detlef Lichtrauter, Vorsitzender des Vereins Aufarbeitung Kinderverschickungen NRW.

Die Kleine Anfrage hat politisches Gewicht und muss innerhalb von zwei Wochen beantwortet werden. Die Adressaten der Anfrage sind somit gezwungen, sich mit der Sache auseinanderzusetzen. Die Antwort der Bundesregierung wird voraussichtlich in Kürze als weitere Bundestagsdrucksache veröffentlicht.

Millionen Menschen in Deutschland waren ehemalige Verschickungskinder, die zwischen den 1950er- und 1990er-Jahren in Kinderkurheimen und Einrichtungen zur Erholung, Heilung oder als erzieherische Maßnahme untergebracht wurden.

Leider sah die Realität oft anders aus, und die Kinder wurden Opfer physischer und psychischer Gewalt. Das System der Kinderverschickung galt bei den Trägern und Einrichtungen als wirtschaftliches Erfolgsmodell. Viele Betroffene leiden noch Jahrzehnte später unter den Folgen dieser traumatischen Erfahrungen.

„Die Geschichte der Verschickungskinder blieb lange Zeit ohne Anerkennung und Aufarbeitung. Dank des Engagements und der Vernetzung der Betroffenen hat die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Thema an Dynamik gewonnen. Durch Erlebnisberichte ist heute zumindest ansatzweise bekannt, was sich damals abgespielt hat“, betont Lichtrauter.

Betroffene haben sich in Selbsthilfegruppen organisiert, um gemeinsam das Erlebte aufzuarbeiten und zu bewältigen. „Wir in NRW haben das große Glück, dass wir bei der Aufarbeitung von der Landespolitik bereits unterstützt werden“, sagt Lichtrauter.

Die Fragesteller möchten von der Bundesregierung wissen, welche konkreten Maßnahmen sie bereits zur Aufarbeitung der Geschehnisse bei Verschickungskindern ergriffen hat und welche weiteren Maßnahmen geplant sind.

Außerdem wird gefragt, ob die Bundesregierung die Aufklärung im Rahmen eines Forschungsauftrags plant und ob sie die Einrichtung bedarfsorientierter Unterstützungsinfrastrukturen für Verschickungskinder unterstützen wird. Des Weiteren wird nach einer bundesweiten Anlaufstelle zur Beratung und Vernetzung der Betroffenen gefragt sowie nach der Unterstützung der Recherchearbeit von Betroffenen und deren Organisationen.

Die CDU/CSU-Fraktion erwartet von der Bundesregierung eine zeitnahe Beantwortung der Kleinen Anfrage und hofft auf eine umfassende Aufarbeitung der Geschehnisse bei Verschickungskindern. (lwz)