Landwirte-Demo in Berlin: Mehr als 80 Landwirte aus Lippe protestieren

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Auch Bauern aus Lippe demonstrieren auf der Großdemo in Berlin. Sie fordern einen Kurswechsel in der Politik. Foto: WLV

Kreis Lippe/Berlin. „Jungbauer sucht Zukunft“, „Gesetze und Regeln ohne Verstand – erst stirbt der Bauer, dann das Land“, „Bauern sind nicht die Prügelknaben der Nation“ oder „Arbeit muss sich lohnen“ – diese Sprüche waren unter anderem bei der Großdemo der Landwirte am Montag, 15. Januar, in Berlin zu lesen. Auch zahlreiche Landwirte aus Lippe beteiligten sich an den Protesten.

Die Demonstration des Deutschen Bauernverbandes mit mehr als 30.000 Teilnehmern vor dem Brandenburger Tor war der Höhepunkt der zurückliegenden Aktionswoche der Bauernproteste. Mehr als 700 Bauern aus Ostwestfalen-Lippe und mehr als 80 Bauern aus dem Kreis Lippe waren dabei, 50 Landwirte mit dem Bus und mehr als 30 Personen, die mit dem Auto (Fahrgemeinschaften) oder mit der Bahn angereist waren.

Unmut der Bauern

Unzählige Gesetze, Beschlüsse, Auflagen – Regelungswut und eine überbordende Bürokratie in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten – habe den Landwirten und ihren Familien die Luft zum Atmen immer dünner werden lassen. Die Sorge um ihre Zukunft und die ihrer Höfe ist groß.

„Die Politik ist desaströs“, erklärt Dieter Hagedorn, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Lippe. Was nütze die größte Leidenschaft, wenn die Bauernfamilien nicht mehr von ihrer Arbeit leben könnten? Deshalb fanden in der vergangenen Woche flächendeckend unzählige Aktionen der Landwirte vor Ort und auf der Straße statt, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen.

Landwirte fordern Kurswechsel der Politik

In der Politik müsse sich vieles verändern, ist Hagedorn überzeugt. „Wir brauchen eine Neuausrichtung – eine Politik mit Weitsicht und Fachkompetenz, die für die Menschen da ist, die zuhört, die Perspektiven aufzeigt.“ Der Vorsitzende findet klare Worte: „Es dürfen uns nicht immer nur Steine in den Weg gelegt werden.“ Es müsse Schluss sein mit dieser abgehobenen, realitätsfernen Verbotspolitik über den Köpfen der Landwirte hinweg.

Die Landwirtschaft – vor allem der Nachwuchs – brauche endlich wieder Perspektiven. Wer meine zu wissen, was richtig sei und die durchsetze, ohne sich über die Praktikabilität und Folgen Gedanken zu machen, dürfe sich über die Proteste nicht wundern.

Und wenn die Politik den Bauern weiter die Hoffnung nehme, mit ihrem Hof die eigene Existenz sichern, dann sieht der Vorsitzende große Probleme. „Junge Menschen ihre Perspektiven zu nehmen“, untermauert der Vorsitzende, das sei doch das Schlimmste, was es gebe.

„Zuhören, miteinander sprechen und Zukunftsperspektiven aufzeigen“

Eine zeitgemäße Agrarpolitik bedürfe der ständigen Debatte und Rückkopplung gemeinsam mit den Betroffenen auf Augenhöhe, so der Vorsitzende. Und der Staat müsse seinen Bürgern Eigenverantwortung zutrauen. Lippenbekenntnisse reichten nicht. Investitionen beispielsweise in Tierwohlställe seien mit hohen Kosten verbunden, ohne diese vom Markt vergütet zu bekommen.

Beispielsweise hätte der Berufsstand eine gesellschaftlich gewünschte veränderte Tierhaltung mit mehr Tierwohl angeboten, doch eine Gegenfinanzierung erfolgte nicht. Der Vorsitzende: Jeder wolle mehr Tierwohl, aber keiner wolle dafür mehr bezahlen. Es fehle jegliche Planungssicherheit. (lwz)