Landwirte aus Lippe bei Groß-Demo in Berlin

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Die Lippische Delegation auf dem Weg zur Demonstration in Berlin. Die angereisten Demonstranten konnten kostenlos mit der U-Bahn und S-Bahn fahren. Foto: Sabine Stock

Kreis Lippe/Berlin. „Dass ich mit fast 50 Jahren noch einmal zu einer Demonstration fahre, um für unseren Lebensunterhalt und die Zukunft meiner Kinder zu demonstrieren, hätte ich nie geglaubt“. Sabine Stock aus Kalletal-Osterhagen berichtet über die Teilnahme an der Großdemonstration der Landwirte in Berlin am Montag, 15. Januar.

Die gelernte Medizinische Angestellte, Bauernhofpädagogin und Mitglied im Vorstand des lippischen Landfrauenverbandes betreibt zusammen mit ihrem Mann einen Hof im Nebenerwerb. Zusammen mit Bettina Hörstmann vom Kreislandfrauenverband und anderen Frauen aus den Lippischen Ortsverbänden ist sie am Montag mit einer Delegation Lippischer Landwirte nach Berlin zur Demonstration der Landwirte gefahren.

Um vier Uhr morgens ging es am Bahnhof mit der vom Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband organisierten Fahrt in Lage los. Gegen 11 Uhr kam die Delegation in Berlin am Olympiastadion an. Von da aus ging es mit der U-Bahn zum Brandenburger Tor.

„Dort war es bereits sehr voll, aber wir konnten einen Platz nur ein paar Meter von der Rednertribüne einnehmen“. Dort hielten sie die Lippische Fahne und eine Strohsemmel als Erkennungszeichen in die Höhe.

Das Symbolbild der vergangenen Tage: Trecker und demonstrierende Landwirte vor dem Brandenburger Tor. Foto: Sabine Stock

„In den Gesprächen mit den Kollegen aus Brandenburg, Niederbayern oder Kassel im Umfeld konnten wir erfahren, dass es denen, wie uns, nicht mehr nur noch um den Diesel geht. Es geht vielmehr um existenzielle Dinge wie Flächenstilllegung, Randstreifenbepflanzung, die Einsaatvorschriften und die allgemeine Überwachung so wie die überdimensionale Bürokratie“, erzählt sie. Die Stimmung am Brandenburger Tor sei ruhig und keineswegs aggressiv gewesen.

Aber, von der Rede des Finanzministers habe man nichts hören können. Die Lautsprecheranlage sei so schlecht gewesen, dass davon nichts rübergekommen sei, obwohl sie so nah an der Bühne gestanden hätten, berichtet sie weiter. Erst auf der Rückfahrt hätte man im Bus die Rede von Christian Lindner gesehen.

„Für mich kommt er wie ein Lehrer rüber, der da oben steht, aber nicht für Ruhe sorgt, sondern noch weiter aufhetzt. Ich glaube nicht, dass unser berechtigter Protest jetzt ein Ende hat“, so die enttäuschte Landfrau.

Wie schon andere Landwirte zuvor berichtet auch sie von einem unerträglichen Überwachungsdruck der Landwirte durch die Satellitenüberwachung ihrer Höfe und ihrer Arbeit. „Selbst bei uns auf dem Hof waren schon Kontrolleure. Die kommen ohne Anmeldung und sprechen auch nicht mit uns, warum die Dinge so sind wie sie sind“, berichtet sie.

Das Resümee ihres Protestes in Berlin: Sie würde es immer wieder machen. „Wir haben viel zu lange unseren Mund gehalten. Das sage ich auch als gelernte Medizinische Angestellte. In dem Bereich gibt es genauso viele Probleme. Gerade auch hier bei uns im ländlichen Bereich“, sagt sie abschließend. (rto)