LWZ-Interview: Autor Jörg Czyborra spricht über seinen zweiten Lippekrimi „Sennefeuer“

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Der in Oerlinghausen lebende Autor Jörg Czyborra arbeitet aktuell schon an seinem dritten Roman. Foto: Privat

Oerlinghausen. Nach „Ochsentour“ ist im Oktober vergangenen Jahres mit „Sennefeuer“ der zweite Regionalkrimi des Autors Jörg Czyborra erschienen. Passend zum Buch wurde zudem ein Gin auf den Markt gebracht. Der heute 67-Jährige absolvierte eine Ausbildung zum Bankkaufmann und war anschließend im Vertrieb tätig. Seit 15 Jahren nennt der heutige Oerlinghauser das Lipperland seine Heimat. Im LWZ-Interview spricht Czyborra unter anderem über seinen Werdegang, seine Liebe zu Lippe und wie es zur Herstellung des „Sennefeuer“-Gins kam.

LIPPISCHE WOCHENZEITUNG (LZW): Guten Tag, Herr Czyborra! Schön, dass Sie sich die Zeit nehmen, um uns einen kleinen Einblick in Ihre Tätigkeit als Autor zu ermöglichen. Erzählen Sie doch zunächst einmal etwas über sich.
Jörg Czyborra: Bis vor kurzem war ich noch Assistent in der Buchhandlung meiner Frau, diese wurde jetzt an eine Nachfolgerin übergeben. Somit bin ich jetzt wohl Rentner, helfe aber immer noch etwas in der Buchhandlung aus. Ansonsten kümmere ich mich aktuell um meinen nächsten Roman beziehungsweise mein literarisch-musikalisches Projekt. In diesem möchte ich mich mit Erich Kästner beschäftigen, der dieses Jahr 125 Jahre alt geworden wäre – zudem jährt sich sein Todestag zum 50. Mal.

LWZ: Wollten Sie schon immer Autor werden?
Czyborra: Nein, ich bin erst durch die Buchhandlung meiner Frau wirklich mit Literatur in Berührung gekommen. Speziell Krimis zu schreiben habe ich angefangen, da ich selbst gerne Krimis lesen. Irgendwann war ich an dem Punkt, wo ich dachte, dass ich das auch mal versuchen könnte. Normalerweise macht man sowas dann ja doch nicht, aber ich habe mich überwunden.
Ich hatte Glück, dass Joachim H. Peters, ebenfalls Regionalkrimiautor aus Oerlinghausen, noch eine Geschichte für seine Reihe „Bier mit Schuss“ fehle. Ich habe ihm daraufhin meine Kurzgeschichte angeboten. Schlussendlich wurde sie im Rahmen der Reihe veröffentlicht und ich war total stolz. Danach habe ich weitergemacht. Als der Verleger Ralf Kramp nach Oerlinghausen gekommen ist, habe ich ihm meine Geschichte gezeigt, die nach Überarbeitung auch veröffentlicht wurde. So ist mein erster Roman „Ochsentour“ entstanden.

LWZ: Was ist es, was Sie an Büchern und am Schreiben fasziniert?
Czyborra: Mich fasziniert das kreative Denken sowie das Handwerk des Schreibens. Zudem ist es ein schönes Gefühl, Geschichten im Kopf zu entwickeln und sie dann auf Papier zu bringen. Dadurch, dass ich auch musikalisch unterwegs bin, habe ich schon früher Lieder geschrieben sowie Gedichte vertont.
Beim Roman ist es natürlich nochmal ausufernder. Für mein nächstes, das mittlerweile dritte Buch bin ich aktuell noch in der Recherche und treffe mich dafür bald mit einer Staatsanwältin zum Kaffeetrinken. Es ist interessant, in neue Welten einzutauchen und die Ideen aus dem Kopf mit Leben zu füllen.

LWZ: Woher nehmen Sie ihre Inspiration?
Czyborra: Oftmals kommt mir die Inspiration unter anderem bei Spaziergängen mit dem Hund, wobei ich mir die Frage stelle, was an bestimmten Orten passiert sein könnte. Zudem kommen mir viele Ideen durch Zeitungsberichte. So habe ich damals zum Beispiel von einer abgebrannten Scheune gelesen und dieses Ereignis zu einem Thema in meinem Roman „Sennefeuer“ gemacht.

LWZ: Wie können wir uns den Entstehungsprozess eines neuen Romans vorstellen?
Czyborra: Zunächst entsteht eine Idee und daraus eine Geschichte in meinem Kopf. Daraufhin überlege ich, welche Figuren ich dafür benötige und erstelle ein Personenregister sowie ein Beziehungsschema. Dabei versuche ich meine Ideen mit Leben zu füllen – oftmals ist aber selbst die Namensfindung schon schwierig.
Meistens weiß ich schon recht früh, wer dran glauben muss, für das „Warum“ gibt es aber noch mehrere Möglichkeiten. Häufig lese ich Berichte, die mich auf Ideen bringen. Kürzlich habe ich zum Beispiel einen Artikel über die mir bisher unbekannte Drogenszene in Lippe gelesen – nun überlege ich, diese eventuell zu einem Thema in meinem neuen Buch zu machen.

LWZ: Wie würden Sie Ihre Bücher beschreiben?
Czyborra: Als leicht lesbare Regionalkrimis und gute Unterhaltungslektüre – so wird es mir auch von den Lesern widergespiegelt. Die Bücher sind spannend, ohne dabei aber zu brutal zu sein. Das mag ich weder bei meinen eigenen noch bei anderen Krimis. Mein Ziel ist es, die Spannung hochzuhalten, sodass nicht sofort klar ist, wer der Mörder ist. Natürlich darf auch eine Priese schwarzer Humor nicht fehlen, um die Leser bei Laune zu halten.
Mir ist bewusst, dass ich Regionalkrimis schreibe – und ich liebe das Lipperland – aber natürlich würde ich mich freuen, wenn die Leute auch über Oerlinghausen hinaus zu meinen Krimis greifen. Es kommen wieder kalte Tage, an denen man ein gutes Buch lesen möchte – ich hoffe dazu beitragen zu können.

LWZ: Worum geht es in Ihrem neusten Roman „Sennefeuer“?
Czyborra: Ein Bauer kommt in einer Scheune ums Leben, die daraufhin abbrennt. Die Feuerwehr findet die Leiche, jedoch weiß niemand, wie genau die Person zu Tode gekommen ist. Zusätzlich spielen auch dubiose Unternehmer eine Rolle. Christian Kupery, Assistent der Geschäftsführung im Buchladen seiner Frau, rutscht in die Geschichte rein, wird zum unfreiwilligen Ermittler und möchte herausfinden, wie sich die Ereignisse zugetragen haben sowie warum die Menschen in der Region bedroht werden oder sogar sterben. Handlungsort ist der Kreis Lippe, viele Bezüge zur Gegend sind eingebaut.

LWZ: Wie ist die Idee entstanden, einen passenden Gin zu entwickeln?
Czyborra: Ich trinke selbst gerne Gin und habe in der Melmschen Hirschapotheke in Oerlinghausen einen Gin gekostet, der mir sehr gut geschmeckt hat. Plötzlich kam mir die Idee nachzufragen, ob die Möglichkeit bestehe, eine Spezialabfüllung von dem Gin mit meinem Buchcover vorne drauf anzufertigen. Der Gedanke hat sofort Anklang gefunden, somit haben wir das Vorhaben umgesetzt. Auch der Verkauf läuft gut. Ich versuche mich daran zu gewöhnen, Ideen, die ich habe, wirklich anzugehen und sie umzusetzen.

Das Interview führte LWZ-Reporterin Alina Knoerich.