Zeichen für Demokratie: Mehr als 2.000 Menschen versammeln sich auf Lemgoer Marktplatz

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Auf dem Lemgoer Marktplatz haben sich zahlreiche Menschen versammelt, um ein Zeichen für Demokratie zu setzen. Foto: Andreas Leber

Lemgo. Wie in vielen anderen Städten der Republik, fand am vergangenen Samstag, 27. Januar, auch in Lemgo eine große Demonstration gegen die drohende Zerstörung der Demokratie und Verletzung von Grundrechten statt. Mehr als 2.000 Menschen versammelten sich deshalb auf dem Marktplatz und protestierten friedlich.

Das Bündnis „Lemgo hält zusammen“ rief bereits im Vorfeld alle Bürger dazu auf, für eine vielfältige Gesellschaft und die Wahrung der Menschenrechte auf die Straße zu gehen.  Zudem Bündnis zählen zahlreiche Parteien, soziale Einrichtungen, Vereine, Kirchen, Unternehmen und Privatpersonen.

 

Gemeinsam lehnen sie Diskriminierung, Antisemitismus und Rassismus in jedweder Form ab. Stattdessen sollen die Demokratie sowie die Rechte und die Würde aller Menschen gegenüber denen geschützt werden, die diese gefährden oder sogar ganz abschaffen wollen. Man wolle nicht zulassen, dass sich Hass, Ausgrenzungen und Spaltungen in der Gesellschaft durchsetzten, betonen die Organisatoren.

Für alle Anwesenden sei es selbstverständlich, dass Menschen mit unterschiedlichen Hautfarben, aus verschiedenen Kulturen und Religionen, unterschiedlichen sexuellen Orientierungen oder Menschen mit und ohne Behinderung zusammenlebten. Denn genau diese Vielfalt sei ein Gewinn, die man bewahren wolle.

Dass Lemgo fest zusammenhält, zeigten an diesem Tag auch die vielen Lemgoer mit ihren selbstgebastelten Bannern und Schildern. Begrüßt wurden sie auf dem Marktplatz von Pfarrerin Ulrike Bell (St. Nikolai), die von der Ballhaustreppe aus zu ihnen sprach. Sie übernahm auch die Moderation der Kundgebung, bei der im weiteren Verlaufe noch weitere Redner zu Worte kamen.

In ihrer Rede sprach Bell davon, dass alle dort versammelten Menschen für einen partnerschaftlichen Umgang mit ihren Mitmenschen stünden, denn religiös gesprochen, seien sie alle Kinder eines Gottes und würden sein Bild in sich tragen. Weiter betonte die Pfarrerin, dass Demokratie auf den Menschenrechten und der Menschenwürde basiere und es so allen Menschen möglich sei, sich an den Entscheidungsprozessen zu beteiligen.

Auch trat zweimal ein ukrainischer Frauen-Chor auf, der sich aus der Flüchtlingsarbeit im Mehrgenerationenhaus St. Pauli gebildet hatte. Alle Redner wandten sich in ihren Ansprachen gegen Rassismus und Ausgrenzung und plädierten für die Vielfalt und Toleranz in der Gesellschaft – darunter auch Lemgos Bürgermeister Markus Baier. So rief er mehrfach in die Menge: „Jeder Jeck ist anders, und das ist auch gut so.“ Er unterstrich auch noch einmal, dass die Demokratie von der Vielfalt lebe und dies die Grundlage unseres Wohlstandes sei.

Eine sehr ergreifende Rede hielt Pfarrer Matthias Altevogt (St. Marien). Er erinnerte daran, wie 1942 genau an dieser Stelle die letzten 22 Juden aus Lemgo, darunter auch Karla Raveh und ihre Familie, mit einem Bus in ein Konzentrationslager gebracht wurden. „Wenn sich die Diktatur durchsetzen will, kann es nur geschehen, wenn die Mehrheit mitmacht oder es geschehen lässt – so wie es damals leider passiert ist“, betonte Altevogt.

Unter den weiteren Rednern war auch der Geschäftsführer des Innovation Campus Lemgo, Joachim Höper, der Schülersprecher Lemgos, Daniel Ridderbusch, und auch Detlef Höltke vom Verein „Stolpersteine und Frenkelhaus“. In seiner Rede ging es um die Bedeutung des 27. Januars, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee die Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Seit 1986 gilt dieses Datum als Gedenktag für alle Opfer des Nationalsozialismus.

Höhepunkt der Kundgebung war eine Menschenkette um das Rathaus und St. Nicolai, die von Markus Baier, Andrea Freitag, Heike Busse und Katharina Kleine Vennekate angeführt wurde. Ihr Ziel war es, mit den weiteren, ihnen folgenden Demonstranten einen geschlossenen Kreis zu bilden und anschließend drei Minuten lang stillzustehen. Zum Abschluss der Veranstaltung ging es dann noch einmal zurück auf den Marktplatz.