7. und letzter Teil: Eine Reise ins Land der Riesen – Die erste Begegnung mit einem Riesen

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Familienfoto der Matterns vor dem Bungalow ihrer Gastfamilie um Alistair und Kuvin Pae. Fotorechte: Dennis Mattern

Horn-Bad Meinberg/Leopoldstal. Im vergangenen Jahr ist LWZ-Reporter Dennis Mattern mit seiner Familie in die weite Welt aufgebrochen. Auf dem Zettel stand eine Reise in das Land der Riesen, das sich auf den Salomonen, einer Inselkette nordöstlich von Australien, befinden soll.

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Mit dem aktuellen und finalen Reisebericht, kurz vor der Veröffentlichung des Dokumentarfilms „Der Ruf – Eine Reise ins Land der Riesen“, der an diesem Samstag, 24. Februar, um 19.30 Uhr, im Kurtheater Bad Meinberg seine Premiere feiert, endet auch die Berichterstattung dieser einzigartigen und inspirierenden Reise, die die LIPPISCHE WOCHENZEITUNG bald mehr als ein Jahr lang begleiten durfte.

Wer nun mehr über den weiteren Verlauf der Reise und über die letzte Expedition ins Herz der Insel erfahren möchte, kann noch ab 18.30 Uhr Karten für 12 Euro an der Abendkasse erhalten. Die Familie Mattern wird ebenfalls vor Ort sein.

 Aufruhr in der Nacht

Als die Kinder am Abend schlafen, packe ich meine Kamera und die Stirnlampe ein. Ich gehe zielstrebig zur Chili-Pflanze am Bungalow und suche mir ein Blatt aus. Den ganzen Tag über hat mich das Ritual zur Anrufung der Kraft der Riesen nicht mehr losgelassen und nun möchte ich es selbst ausprobieren. Ich führe alles wie beschrieben durch, doch fehlt mir die angegebene Muschel. Nur gut, dass ich zwei Tage zuvor eine wunderschöne Muschel am Strand gefunden hatte, die ich seitdem in meiner Hosentasche mitführte.

Meine Absicht für das Ritual ist klar: Ich möchte Riesen sehen, wünsche mir eine Begegnung und möchte möglichst noch mehr und am liebsten hautnah über sie erfahren und veröffentlichen dürfen. Bei meiner Formulierung fühle ich wieder diesen starken Herzenswunsch, der schon seit vielen Jahren in mir steckt und sich im Laufe der Jahre immer mehr in Zuversicht gewandelt hat.

Nun bin ich meinem inneren Ruf gefolgt und endlich hier auf den Salomonen. Ich schaue auf das Blatt und pflücke es entschlossen, lege die Muschel hinein und wickle das Blatt herum, sodass beides zu einem Gegenstand verschmilzt. Dann stecke ich es ein. Nichts Nennenswertes passiert dabei und ich setze mich anschließend an den Strand, um die frischen Erlebnisse auf meinem Telegram-Kanal zu teilen.

Ein Tag nach dem durchgeführten Ritual liegen meine Frau Anne und ich spätabends im Bett unseres Bungalows und hören, wie die Hunde auf dem Grundstück zu bellen beginnen. Dann stimmen weitere Hunde aus der Nachbarschaft ein und der ganze Strand scheint in Aufruhr.

Da es im Bungalow keine Fensterscheiben gibt, ist es ziemlich laut und ich hoffe, dass die Kinder nicht wach werden. Plötzlich öffnet sich direkt neben meinem Bett die Haustür wie von Geisterhand rund 30 Zentimeter weit und fällt wieder zu. Mit offenem Mund schaue ich auf die Tür. Was soll das denn jetzt?

Auch meine Frau hat es bemerkt. Ich stehe auf und leuchte mit der Taschenlampe hinaus. Im Hintergrund bellen die Hunde zwar weiterhin aus allen Ecken, doch zu sehen ist nichts. Ich verriegle die Haustür von innen und lege mich wieder ins Bett. Ob sich vielleicht irgendjemand Fremdes Zutritt zum Grundstück verschafft hat?

Nie zuvor haben die Hunde derart lange und laut gebellt. Dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen und ich bekomme eine Gänsehaut: Hängt es vielleicht mit dem Ritual von gestern zusammen? Ist etwa ein Riese gekommen? Nein, das bilde ich mir bestimmt nur ein, denke ich. Doch irgendetwas ist da, ich kann es regelrecht fühlen.

Der Umstand mit der Tür verärgert mich zunehmend und ich denke mir: wie respektlos! In meinem inneren Dialog komme ich zu dem Entschluss: Wenn es sich wirklich um einen Riesen handelt und der nun hier vor dem Haus steht, dann möge er doch bitte wenigstens klopfen. Es dauert keine drei Sekunden, dann passiert das Unglaubliche: Es klopft dreimal nacheinander. Ein klares, deutliches „Tok-tok-tok“ erklingt, nicht etwa an der Haustür, sondern irgendwo oben am Haus. Für den ersten Moment bin ich wie erstarrt und möchte am liebsten im Erdboden versinken.

Was mache ich jetzt? Aufgelöst wende ich mich an meine Frau und erzähle ihr, was geschehen ist. Sie hört mir aufmerksam zu und schlussfolgert ruhig: „Dann solltest du jetzt rausgehen.“ Ich atme ein paarmal tief durch, schnappe mir die Taschenlampe und das Blatt mit der Muschel und trete auf die Veranda.

Weder dort noch vor dem Haus sehe ich etwas. Ich schaue zum Strand, der circa 30 Meter entfernt beginnt. Dort ist unsere Feuerstelle, umsäumt von einem Schutzkreis aus Muscheln und Steinen, mit zwei Stühlen im Inneren. Ich beschließe dorthin zu gehen, auch weil es am Strand nicht so dunkel ist wie hier am Bungalow mit all den Bäumen und Palmen. Auf dem Weg höre ich ein Geräusch links hinter mir.

Es klingt wie eine Muschel, die gerade am Boden zu Bruch geht, als ob jemand darauf getreten wäre. Ich gehe etwas schneller. Als ich mich an der Feuerstelle auf einen der beiden Stühle setze, spüre ich plötzlich, wie sich eine enorme Präsenz hinter mir aufbaut. Es fühlt sich an, als würde eine massive, breite und hohe Wand hinter mir aus dem Boden wachsen. Ich traue mich nicht, mich umzuschauen.

Dann blicke ich nach links auf den freien Stuhl und bitte den Besucher klopfenden Herzens in den Kreis einzutreten und neben mir Platz zu nehmen. Tatsächlich verändert sich die Präsenz in meinem Rücken und ich spüre deutlich, wie etwas in den Kreis tritt und sich zu setzen scheint.

Es entsteht eine sehr ruhige und angenehme Atmosphäre innerhalb des Kreises, die ich mit einem Friedensgespräch assoziiere. Die Hunde haben aufgehört zu bellen und alles um mich herum ist ruhig. Dann wage ich zum ersten Mal den Blick auf den Stuhl neben mir…