Stadtsanierung in Detmold: Vom Gigantismus zur historischen Innenstadt

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Dr. Bärbel Sunderbrink, Frank Budde und Petra Schröder-Heidrich (von links nach rechts) mit einer Abbildung des geretteten Sommertheaters. Foto: Volkshochschule Detmold-Lemgo AöR

Detmold. Die Geschichte der Bürgeraktion Stadtsanierung und ihre Wirksamkeit stand jetzt im Mittelpunkt eines Vortrages im Rahmen des stadtgeschichtlichen Projektes „Stadtsanierung in Detmold: Vom Gigantismus zur historischen Innenstadt“.

Stadtarchivarin Dr. Bärbel Sunderbrink führte in die historischen Fakten ein und stellte die Eckdaten und Pläne zur Stadtentwicklung vor, die 1973 zur Gründung der Bürgeraktion Stadtsanierung führte. Mit dabei in dem mit über 60 Interessierten vollbesetzten VHS-Vortragsraum viele Zeitzeugen und mit Ludwig Köller und Hildegard Fink sogar zwei Gründungsmitglieder.

Im Raum standen die Fragen „Was konnte und kann der Widerstand tatsächlich bewirken?
Was konnten die Bürgeraktion tatsächlich verhindern?“ In den 1970er Jahren mischte sich
die Detmolder Bürgerschaft mit Erfolg in die Stadtplanungen ein und konnte zu einem
Umdenken in der gesamten angedachten Flächensanierung entscheidend beitragen.
Frank Budde als aktives Mitglied der Bürgeraktion Stadtsanierung berichtete anhand vieler
Beispiele, wie die Geschichte des Widerstandes, der so Budde „überwiegend eher ein Kampf
gegen Windmühlen war und ist“, sich fortsetzte und am Beispiel „Sommertheater“ aber ein
positives Ende fand.

Mitte der 1990er Jahre sollte das Gebäude abgerissen werden und nur dank der Hartnäckigkeit der Bürgeraktion Stadtsanierung erfreut sich heute das sanierte
Sommertheater großer Beliebtheit als Veranstaltungsort und zählt zu den wertvollen
denkmalgeschützten Gebäuden in der Stadt.

Anders stellte sich die Situation bei der Planung einer Einkaufsgalerie in der Detmolder
Innenstadt am Standort Lustgarten in den Jahren 2003 bis 2006 dar. Petra Schröder-Heidrich, langjährige Pressesprecherin der Stadt Detmold, stellte hier die Sicht der Stadtverwaltung dar und legte den Fokus auf den bisher ersten und einzigen Bürgerentscheid in der Geschichte der Stadt Detmold.

Persönlich beeindruckt von dem teilweise „borstigen Widerstand“ aus der Bürgerschaft, wie Schröder-Heidrich schmunzelnd berichtete, wurde mit vielen städtischen Informationsveranstaltungen und Ausstellungen über das geplante Projekt die Detmolder Bürgerschaft zum Diskurs eingeladen. Der von der Bürgeraktion Stadtsanierung und dem „Arbeitskreis Lebendige Innenstadt“ initiierte, aber nicht erfolgreiche Bürgerentscheid vom 11. Juni 2006, hätte die Chance gehabt, die Ratsentscheidung für den Bau der Einkaufsgalerie zu ersetzen.

In der anschließenden lebendigen Diskussion war man sich einig, dass zum Erhalt einer liebens- und lebenswerten Stadt Detmold immer wieder einmischen aus der Bürgerschaft nicht nur erwünscht, sondern gefordert ist.
Der Vortrag zählt zu einer Veranstaltungsreihe des stadtgeschichtlichen Projektes „Vom
Gigantismus zur historischen Innenstadt“, welches sich mit den Sanierungs- und
Verkehrsplanungen nach 1970 in Detmold beschäftigt.

Die nächste Veranstaltung mit dem Titel „Die innerstädtische Verkehrsplanung am Beispiel Hasselter Platz“ von und mit Alt-Bürgermeister Friedrich Brakemeier findet statt am Dienstag, 12. März um 18 Uhr in der VHS Detmold. Ansprechpartnerin ist die Leiterin des Detmolder Stadtarchivs Dr. Bärbel Sunderbrink unter der Mailadresse stadtarchiv@detmold.de oder telefonisch unter 05232-766110. (lwz)