LWZ-Kommentar: Detmold, (k)eine fahrradfreundliche Stadt

102
Seit einigen Jahren trägt Detmold den Titel „Fußgänger- und fahrradfreundliche Stadt in NRW“. Foto: Robert Pairan

Seit einigen Jahren schmückt sich Detmold auf zahlreichen Schildern mit dem Titel „Fußgänger- und fahrradfreundliche Stadt in NRW“. Genauso lange ärgere ich mich als Fahrradfahrer darüber.

Tatsächlich kam mir die Residenzstadt bislang überhaupt nicht so fahrradfreundlich vor: Immer wieder und immer noch enden Fahrradwege im Nirwana oder einfach so auf der Autostraße, Mehrzweckstreifen haben anscheinend nur den Zweck als Parkplatz zu dienen. Dann wurde damals der von den Bürgern geforderte „Radentscheid“ vom Rat der Stadt abgelehnt.

Ja, es gibt auch positive Entwicklungen, zunehmend mehr Fahrradständer, an denen man sein Fahrrad anschließen kann, sind an den unterschiedlichsten Stellen förmlich aus dem Boden geschossen. Angesichts der Tatsache, dass wir ja im Teutoburger Regenwald leben, wäre aber auch ein Dach darüber nicht so schlecht.

Das neueste Negativ-Beispiel für fahrradunfreundliche Verkehrsplanung ist für mich persönlich die Neugestaltung der Kreuzung Siegfriedstraße/Sylbeckestraße als Kreisel. Nur fünf Meter vor dem Kreisel wird der Fahrradweg kurzentschlossen auf die Straße geleitet – mitten in den Verkehr.

Fünf Meter vor dem neuen Kreisel an der Kreuzung Siegfriedstraße/Sylbeckestraße in Detmold führt der Fahrradweg auf die Straße. Für LWZ-Reporter Robert Pairan ist diese Lösung das neueste Negativ-Beispiel für fahrradunfreundliche Verkehrsplanung in der Residenzstadt. Pairan ist seit einigen Jahren überzeugter innerstädtischer Fahrradfahrer, nachdem er am eigenen Leib erlebt hat, dass man mit dem Auto zwar schneller in der Stadt ist, aber mit Parkplatzsuche und Fußmarsch vom Parkplatz zum eigentlichen Ziel am Ende deutlich länger braucht, als mit dem Fahrrad direkt dorthin zu fahren.

Ist meine nächste Enttäuschung schon vorprogrammiert? Große Baumaßnahmen werden an der Lemgoer-Straße angekündigt: Die Haupteinfallstraße nach Detmold, die ich als Fahrradfahrer geflissentlich meide, weil ich trotz 30-km/h-Beschränkung dem Autoverkehr schutzlos ausgeliefert bin (bergauf, mit Einkäufen und ohne Motor sind keine 30 km/h drin). Andere Länder machen es vor, wo Fahrradwege nicht nur auf der Straße aufgemalt sind, sondern auch mit „Steinen“ davon baulich abgetrennt sind.

Zu den neuen Bauplänen hat sich der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) jedoch positiv geäußert. Auch wenn es nach der Straßenverkehrsordnung faktisch nicht möglich ist, in einer 30-km/h-Zone zusätzliche „Radverkehrsanlagen“ einzurichten.

Hat der damalige „Radentscheid“ vielleicht doch ein wenig die Mobilitätswende angestoßen? Jetzt wird es Frühjahr und die Anzahl der Radfahrer wird wieder größer, ich bin für Überraschungen offen.