Jüngste Dachdeckermeisterin Deutschlands: Fabienne Ellermeier setzt sich fürs Handwerk ein

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Dachdeckermeisterin Fabienne Ellermeier wirbt zusammen mit ihren Berufskollegen Rudolf Erb (links) und Tobias Püttschneider auf der Messe „my Job OWL“ für das Handwerk. Foto: Reiner Toppmöller

Kreis Lippe/Bad Salzuflen/Kalletal-Hohenhausen. Fabienne Ellermeier ist die jüngste Dachdeckermeisterin in Deutschland. Mit nur 21 Jahren legte die Hohenhauserin im Mai 2023 ihre Meisterprüfung ab. Mittlerweile arbeitet sie im Betrieb ihres Vaters Andreas und ist eine gefragte Person, auch in den Medien.

Neben diversen Auftritten im Fernsehen posierte sie unter anderem für die Werbekampagne eines Berufskleidungsausstatters und ist auch auf dem Cover des Schülerkataloges der Messe „my Job OWL“ zu sehen, die am vergangenen Wochenende, 8. März bis 10. März, in der Salzufler Messehalle stattfand.

Dort warb Ellermeier am Freitag, dem Tag der Schüler, nicht nur in Diskussionsrunden für die Handwerksberufe, sondern war in der Halle unterwegs und für jeden Besucher als Ansprechpartnerin greifbar.

Mit Superlativen auf Azubi-Suche

Mit zahlreichen Superlativen und großem Einsatz präsentierten sich an den drei Tagen insgesamt 200 Aussteller in der Salzulfer Messehalle, um nach dem dringend benötigten Nachwuchs zu suchen. An allen Ständen der „my Job OWL“-Messe war Action angesagt, um die Jugendlichen für einen Beruf oder ein Studium zu begeistern.

Mit starkem Glauben unterwegs: Ilka Auf der Haar (links) und Maren Günther, zwei Theologiestudentinnen kurz vor dem Abschluss, werben zusammen mit Pastor Holger Gießelmann für theologische Berufe. Foto: Reiner Toppmöller

Die Bundeswehr hatte einen Tornado und einen Hubschrauber in die Halle gebracht, um damit für den Soldatenberuf zu werben. Schräg gegenüber befand sich der kleine Stand des Theologischen Dezernats aus Bielefeld. Dort warben zwei angehende Pfarrerinnen fleißig für theologische Berufe wie den des Religionslehrers oder Pfarrers.

Auch die vielen anderen Stände ostwestfälischer Betriebe und Einrichtungen ließen es nicht an Kreativität mangeln, um auf sich aufmerksam zu machen. Allein drei große Trucks standen in der Halle und warben für die jeweiligen Arbeitgeber. Erreicht werden sollten damit insbesondere die zahlreichen Jugendlichen, die sich am Freitag, dem Tag der Schüler, auf dem Messegelände einfanden.

Einmal in einem Tornado sitzen: Großer Andrang herrscht am Stand der Bundeswehr. Foto: Reiner Toppmöller

Ralf Strate, Ausbilder bei der Firma Isringhausen in Lemgo, der mit seinen Kollegen und einem großen Truck in der Halle stand, betonte auf LWZ-Nachfrage, dass man nur noch mit großem Aufwand an die jungen Menschen herankäme. „Wir führen hier schon das eine oder andere gute Gespräch, das möglicherweise am Ende, allerdings erst nach der Messe, zu einem Ausbildungsvertrag führt“, sagte Strate.

Plötzliche Popularität

Messestar am Freitag war aber ganz klar Fabienne Ellermeier aus dem Kalletal. Trotz ihres plötzlichen Ruhmes, verbunden mit dem starken Anstieg ihrer Follower-Zahlen in den Sozialen Medien, die sie schon vor ihrer Popularität nutzte, um über ihren Beruf zu berichten, ist die 22-Jährige sie selbst geblieben.

Seit sie Gesellin ist, berichtet sie gelegentlich auf Instagram über ihren Arbeitsalltag, auf den sie sehr stolz sei. „Das hat sich jetzt natürlich etwas verstärkt. Aber Influencerin will ich auf keinen Fall werden, dafür macht mir der Beruf zu viel Spaß“, betont Ellermeier.

Doch eigentlich wollte sie nach dem Realschulabschluss etwas ganz anderes machen: Zusammen mit ihren Freundinnen hatte sie vor, eine duale Ausbildung als Erzieherin in Eben-Ezer zu beginnen. Doch als ihr Vater sie darauf ansprach, ob sie nicht doch lieber etwas Handwerkliches anfangen wolle, startete sie nach kurzer Überlegung zunächst ein Praktikum in einem großen Bad Salzufler Dachdeckerbetrieb.

„Ich kannte die Arbeit bereits durch meinen Vater und meinen Großvater, der ebenfalls Dachdecker war. Ich hatte zuvor schon öfter mal mitgeholfen und Angst vor der Höhe habe ich nie besessen“, sagt die junge Dachdeckermeisterin lachend.

Das Praktikum gefiel ihr so gut, auch der Umgang mit den männlichen Kollegen, dass sie gleich darauf einen Ausbildungsvertrag mit der Firma abschloss.

Noch im zweiten Ausbildungsjahr bewarb sie sich an der Lorenz-Burmann-Schule, der zentralen Ausbildungsstätte des Dachdeckerhandwerks, im sauerländischen Eslohe.

Dort ging es gleich nach der Lehre für neun Monate in die Meisterausbildung. Gemeinsam mit einer weiteren Frau war sie dort in der Minderheit.

„Wir sind ein tolles Team“

Seit 2022 ist Fabienne im väterlichen Betrieb tätig und führte nach einem Unfall ihres Vaters für geraume Zeit das Geschäft und wickelte mit dem Gesellen im Unternehmen Arbeiten ab. Seit einiger Zeit ist auch ihr Freund Marvin, ebenfalls Meister seines Fachs, den sie der Meisterschule kennengelernt hat, Teil des Unternehmens.

Über ihre gemeinsame Arbeit berichtet sie regelmäßig ihren Followern. „Wir sind ein tolles Team, mein Vater, seine Mitarbeiter, Marvin als Auszubildender und ich“, erklärt die junge Dachdeckerin erfreut.

Als neuste Aufgabe hat sie zusätzlich die ehrenamtliche Mitarbeit im Prüfungsausschuss ihres Handwerks übernommen. Übernehmen möchte sie später auch den Betrieb ihres Vaters Andreas.

Der 56-Jährige ist nicht nur stolz auf seine Tochter, sondern sieht dank ihr auch die Zukunft seines Betriebes an der Lemgoer Straße als gesichert an. Ganz besonders freut er sich außerdem darüber, dass die Familientradition durch die Entscheidung seiner Tochter für den Beruf in der dritten Generation fortgesetzt wird.