Detmold. „Detmold wird meine Stadt“ – mit diesen Worten begrüßte Designer Guido Maria Kretschmer die mehr als 500 Besucher, die teilweise sogar den weiten Weg aus Nürnberg auf sich genommen hatten, um den gebürtigen Münsteraner zu sehen.
Kretschmer freute sich über die Begeisterung des großen, meist weiblichen Publikums, das sich am Weltfrauentag, 8. März, ab 17 Uhr im pink ausgeleuchteten und rappelvollen Fabrikverkauf des Detmolder Modeproduzenten Wortmann eingefunden hatte.
„Frauen regeln ja das ganze Leben, wenn wir mal ehrlich sind“, gab der Modeschöpfer zu. „Deswegen finde ich es gut, dass es einen Tag gibt, der alle Frauen ehrt und nicht nur, weil sie zum Beispiel Mütter sind.“ Anlässlich des Weltfrauentages besuchte der unter anderem aus der Vox-Sendung „Shopping Queen“ bekannte Designer Detmold und stellte seine neue Kollektion in Zusammenarbeit mit Marco Tozzi vor.
Zudem erklärte er, dass von jedem verkauften Paar 10 Euro an das Frauenhaus Lippe gespendet werden. Als weiteren Programmpunkt verloste Kretschmer Blumen sowie Guido-Pappaufsteller und berichtete: „Ich habe bisher nur einmal was gewonnen – eine Rolle Stacheldraht.“
Die Besucher freuten sich nicht nur über weitere Anekdoten aus dem Leben des 58-jährigen, sondern bekamen auch eine Kostprobe von seiner humorvollen und lockeren Art. Am laufenden Band trat er in Interaktion mit seinen Fans, bewunderte zum Beispiel die Handyhülle einer Besucherin und schmeichelte den Anwesenden mit: „Was seht ihr gut aus, ist ja wie bei Heidi hier.“
Kleider für Helene Fischer, Lady Gaga oder Janet Jackson
Den Traum Modedesigner zu werden, habe Kretschmer schon früh gehabt, erinnerte er sich: „Ich habe mich schon immer für Mode interessiert und nachdem ich eine Nähmaschine bekommen habe, ging es richtig los. Mit elf habe ich bereits Änderungen gemacht, mit zwölf Anfertigungen, mit 13 war ich scheinselbstständig und mit 14 habe ich selbst Anzeigen geschaltet.“
Er sei sehr dankbar, seinen Kindheitstraum leben zu dürfen. Der Mode habe der Designer viel zu verdanken, besonders freue er sich, durch sie viele interessante Menschen kennengelernt zu haben. So habe er bereits die Ehre gehabt, Stars wie Cher, Lady Gaga, Helene Fischer oder Kim Wilde einzukleiden – auch sie seien jedoch nur Frauen mit Problemen, stellt Kretschmer lachend heraus.
Gerne erinnere er sich auch an die Zusammenarbeit mit Janet Jackson, die er aufgrund ihrer piepsigen Stimme zunächst nicht verstehen konnte, bevor er sie später aus ihrem Kleid geschnitten habe, als sie auf Toilette musste.
Kretschmers schönstes Erlebnis sei es jedoch gewesen, als seine Eltern nach einer seiner Modenshows zu ihm kamen und sein Vater meinte: „Du hast alles gemacht, was du immer wolltest.“ Kretschmer ergänzt: „Es ging nicht darum, dass ich berühmt war – die haben sich gefreut, dass ich mit dem, was ich liebe, mein Leben bestreiten kann.“
„Das Leben inspiriert mich“
Die Inspiration für seine Kreationen bekomme Kretschmer vor allem aus seinem alltäglichen Leben, wie er berichtete: „Oftmals sehe ich jemanden, der an mir vorbeiläuft und der etwas hat, was mich inspiriert und sich in meinem Gedächtnis einbrennt. Alles, was ich sehe und erlebe, mache ich mir bewusst, merke es mir und erinnere mich zu gegebenem Zeitpunkt wieder daran.“
Über die Bedeutung von Erinnerungen habe Kretschmer auch schon mit Karl Lagerfeld philosophiert. Auf die Frage, was für ihn das Besondere an Mode sei, erklärte er: „Mode kann nicht nur die Zugehörigkeit zu einer Gruppe ausdrücken sowie bei der Positionierung der Persönlichkeit helfen, sie ermöglicht es auch, bestimmte Momente zu zelebrieren.“
So sei es etwas Besonderes, sich für sich selbst oder Andere hübsch zu machen und damit gleichzeitig ein Vehikel, um Andere zu erreichen und gesehen zu werden. Wichtig sei es jedoch, dass sich die Person selbst wohlfühle und sich nicht zu sehr von anderen Meinungen und vermeintlichen Standards beeinflussen lasse. Der Münsteraner wünsche sich, dass sich die Menschen so akzeptieren wie sie sind und ergänzte: „Ich finde es schön, wenn man sich selbst noch erkennt.“
Guido Maria Kretschmer erfüllt Autogrammwünsche
Während des Gespräches versuchte der Designer den zahlreichen Autogramm- und Selfie-Wünschen nachzukommen und unterschrieb unter anderem auf Handyhüllen, Büchern sowie Geldscheinen und stellt amüsiert fest: „Ich habe schon vieles unterschrieben, aber auf so viel Geld noch nie – ihr Detmolder müsst es ja haben.“ Nach eineinhalb Stunden verabschiedete sich Kretschmer schweren Herzens und unter tosendem Applaus nach Köln.