Heimat für Lipper Autoren: Detmolder Hober-Verlag im Porträt

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Der Gründer des Hober-Verlags Bernd Hoffmann (Zweiter von links) mit seinen Autoren (von links) Maximilian Reicke, Claudia Schuttkästing und Eva Brotmann. Foto: Mathias Lindner

Detmold. Im Jahre 2016 gründete Bernd Hoffmann den Hober-Verlag und Anfang 2017 konnten die ersten Bücher erscheinen. Das Alleinstellungsmerkmal des Hober Verlag ist die Beschränkung auf Autoren aus dem Bereich OWL.

Vor mehr als 20 Jahren hat Bernd Hoffmann seinen ersten historischen Roman bei einem Münsteraner Verlag veröffentlicht, gefolgt von einer zweiten Veröffentlichung beim Saarbrücker Conte-Verlag. Als junger Autor, unerfahren, übertrug er dem Verlag sämtliche Buchrechte, bis diese dann eines Tages ausliefen.

Um bessere Bedingungen für sich und andere Autoren zu schaffen, gründete Hoffmann schließlich selbst einen Verlag, und die schreibende Lipper Zunft ließ nicht allzu lange auf sich warten: Schon nach einem Jahr hatte Hoffmann an die 30 Autoren unter Vertrag.

Der gelernte Krankenpfleger, der für die Diakonie im Nachtdienst arbeitet, muss sich immer wieder mit dem Engagement für seinen Hober-Verlag bremsen, denn schon zweimal landete er mit Verdacht auf Herzinfarkt oder Schlaganfall im Krankenhaus – zu groß war die Doppelbelastung. Nun geht er es besonnen an und freut sich über seine zurzeit 16 Autoren und Autorinnen, deren Alter sich über mehrere Generationen erstreckt, von der 15-Jährigen bis zum Senior von 84 Jahren.

Mittendrin ist zum Beispiel die Bad Salzuflerin Claudia Schuttkästing, die schon immer gerne mit viel Fantasie Geschichten zu Papier gebracht hat: „Das hatte auch in der Schule den Vorteil, dass ich meine schlechten Mathenoten mit Deutsch kompensieren konnte“, sagt sie mit einem verschmitzten Lächeln.

Der Humor ist in ihren Geschichten hochgradig wichtig und darf gerne schwarz und auch mal schwärzer sein. Die banalen Missgeschicke des Lebens haben es ihr angetan, und die können sich bis ins Tödliche zuspitzen, gerade dann, wenn ein Protagonist Ähnlichkeit mit unliebsamen Gestalten aus der Vergangenheit hat – das macht dann mörderischen Spaß.

Schuttkästing würde fürs Schreiben aber auf keinen Fall ihren geliebten Job in der Altenpflege aufgeben, der allein schon Berufung ist. Und in ihren Geschichten bietet dieser Arbeitsplatz zuweilen einiges an Inspiration. Der Lippische Slang, der in ihren Kurzgeschichten hin und wieder auftaucht, sorgt für Lokalkolorit und ist ein schöner Kontrast zum makabren Gedankengut.

Zurzeit in Arbeit befindet sich eine Art „Cross-over-Buch“: „Eine Lesung bei den Landfrauen hat mich tatsächlich dazu inspiriert, Geschichten mit Rezepten zu verknüpfen – die Rezepte sind alle längst in der eigenen Küche erprobt, die sind wirklich lecker“, schwärmt Schuttkästing.

Maximilian Reicke ist das Pseudonym, das der Extertaler verwendet, da er seit neun Jahren nebenberuflich als Autor tätig ist und das nicht mit seinem eigentlichen Beruf vermischt wissen will. Drei Bücher hat er bereits verlegen lassen und ist mit seinem vierten und fünften Werk nun im Hober-Verlag unter Vertrag. „Am Ende der Gier“ heißt der aktuelle Roman, der vom Kleinkriminellen bis hin zur unersättlichen Gier der Fleischkonzerne ein breites Spektrum krimineller Machenschaften verarbeitet.

„Ein zentraler Punkt des Romans sind Geschehnisse rund um die sogenannte ‚Speckstraße‘ auf einer Teilstrecke der B64, und eine Protagonistin ist Praktikantin in einem der Schlachtbetriebe“, erklärt der Autor – da können dann wortwörtlich Schweinereien aufgedeckt werden.

Der gelernte Schlosser arbeitet als technischer Angestellter in der Industrie, was ihn zuweilen auch ins Ausland führt – ideal um neue Inspirationen zu sammeln. Der dreifache Familienvater nutzt im Alltag gerne die morgendliche Zeit ab 6 Uhr fürs Schreiben, da sind die Ideen genauso jung wie der Tag.

Gut Ding will Weile haben, sagt sich Eva Brotmann (Pseudonym). Die Hiddenhauserin hat sich für ihren Roman „Byrons Fluch“ zehn Jahre Zeit gelassen. Es ist eine Geschichte über inzestuöse Geschwisterliebe, die aber nicht bewusst als solche begonnen hat, da die beiden sich nach 30 Jahren zum ersten Mal begegnen, ohne zu wissen, dass verwandtschaftliche Bande bestehen.

Da der Roman nicht für die Schublade gedacht war, ging die Autorin auf Verlagssuche, die sich als recht unwegsam gestaltete. „Dann habe ich versucht, einen Verlagsagenten zu bekommen, leider ohne Erfolg“. Die Wendung kam dann mit dem Besuch einer Lesung in Herford, veranstaltet vom Detmolder Hober-Verlag.

Dort bewarb sie sich und wurde prompt unter Vertrag genommen, was Brotmann als „Lottogewinn“ bezeichnet, da es für eine junge, unbekannte Autorin über die Maßen schwierig bis scheinbar unmöglich sei, einen Verlag zu finden, der einen unter seine Fittiche nimmt; der Andrang sei so groß, dass die meisten eingesandten Manuskripte gar nicht gelesen würden.

Die Voraussetzungen beim Hober-Verlag sind für Autoren neben der Ortsansässigkeit hauptsächlich die Qualität ihres belletristischen (Hand)Werks, das vom Korrektorat und Lektorat unter die Lupe genommen wird. Umsonst kann ein so kleiner Verlag dies nicht stemmen – jedes Werk muss vom Autor mit einem Pauschalbetrag von 950 Euro bezuschusst werden, um einen Teil der Kosten zu decken, die unter anderem durch den zu Beginn 100-Exemplar-starken Digitaldruck und die komplette Vermarktung entstehen.

Wenn man bedenkt, dass ein professionell arbeitendes Lektorat pro Seite schon mehrere Euro kostet, ist die „Eintrittskarte“ für den Hober-Verlag sehr günstig. Im A5- oder Taschenbuchformat, als Soft- oder Hardcover- oder auch als E-Book sind die Bücher erhältlich, und bei der Covergestaltung kann sich der Autor mit einbringen.

Gerne können sich heimische Autoren beim Verlag mit ihrem Manuskript bewerben. Eine Lücke in seinem Verlagsprogramm würde Bernd Hoffmann besonders gerne schließen, und zwar das bisher fehlende Genre „Kinderbücher“.