Lemgo/Stockholm. Während der Entstehung ihrer Romane taucht Mel Tay gerne in die Köpfe ihrer Figuren ein und vermischt dabei reale Erlebnisse mit kreativen Einfällen. Im wahren Leben verbringt die gebürtige Lemgoerin ihre Zeit zwischen traumhaften Wäldern und endlosen Seen in Schweden.
Mel Tay ist das Pseudonym der deutschen Liebesroman-Autorin Melissa Mai, die nun abseits ihrer romantischen Welten die psychologischen Abgründe der Menschheit erkundet. Mit „Between Frenemies“ veröffentlicht sie am heutigen Dienstag, 10. September, ihren ersten Thriller. Dieser kann unter anderem online bei der Buchhandlung Graff bestellt werden. Aktuell läuft dort eine Signieraktion, bei der jedes erworbene Exemplar mit einer persönlichen Signatur der Autorin versehen wird.
Im Interview mit der LIPPISCHEN WOCHENZEITUNG spricht Mel Tay unter anderem über ihre Leidenschaft fürs Schreiben, ihr Leben im hohen Norden und ihre regelmäßigen Besuche in der lippischen Heimat.
LIPPISCHE WOCHENZEITUNG (LWZ): Guten Tag, Frau Tay. In dieser Woche haben Sie Ihren ersten Thriller „Between Frenemies“ veröffentlicht. Welche Geschichte erwartet die Leser?
Mel Tay: „Between Frenemies“ ist ein College-Thriller mit starken Protagonistinnen, die eigentlich verfeindet sind und nun notgedrungen zusammenarbeiten, weil die Polizei sie für einen Doppelmord ins Visier nimmt. Der Roman verbindet die bekannte Recherche eines Thrillers mit jungen Perspektiven, in die man sich leicht hineinversetzen kann.
LWZ: Bisher kannte man Sie in erster Linie als Autorin von Liebesromanen, warum nun der Genre-Wechsel?
Tay: Als Leserin haben mich Thriller schon immer interessiert, von Joy Fielding über Sebastian Fitzek bis Nele Neuhaus lese ich so ziemlich alles. Als Autorin habe ich mit diesem Schritt gewartet, bis ich mir sicher war, dass ich nicht nur eine Idee habe, sondern regelmäßig neue Bücher in dem Genre veröffentlichen werde.
LWZ: Die Leser dürfen sich demnach auf weitere Thriller von Ihnen freuen. Schreiben Sie auch weiterhin Liebesromane?
Tay: Zurzeit schreibe ich in beiden Genres und genieße es, je nach Inspiration zwischen den Projekten zu wechseln. Den nächsten Thriller – mit der Ostküste Australiens als Kulisse – überarbeite ich gerade und plane, ihn 2025 zu veröffentlichen.
LWZ: Sie sprechen das Thema „Inspiration“ an, woher stammen die Ideen für Ihre Werke?
Tay: Indirekt verflechtet sich vieles aus meinem Leben mit meiner Fantasie und landet gemeinsam in meinen Büchern: mein Psychologiestudium, meine Reisen durch Europa oder auch Gespräche mit Freunden. Der Schauplatz in meinem nächsten Buch basiert zum Beispiel auf meinem Auslandsjahr in Australien und einem Interview, das ich Jahre später über den Verfall einer bestimmten Stadt gelesen habe.
LWZ: Apropos Reisen durch Europa: Sie sind in Lemgo geboren, wohnen aber mittlerweile in Schweden – welchen Bezug haben Sie noch zu Ihrer lippischen Heimat?
Tay: Ich besuche mehrmals pro Jahr meine Großeltern in Lage und meinen Vater in Lemgo. Bei meinen Besuchen nehme ich auch gerne meinen Mann mit und zeige ihm meinen früheren Radweg zur Schule, das Hexenbürgermeisterhaus und vermutlich jedes Mal, wenn wir am Marktplatz vorbeimarschieren, erzähle ich, wie ich mal vom Bürgermeister eingeladen wurde, nachdem ich als Kind einen Brief geschrieben hatte (lacht).
LWZ: Wie sieht Ihr Leben in Schweden, rund 1.200 Kilometer von der Heimat entfernt, aus?
Tay: Ich bin das genaue Gegenteil der Thriller-Welten, die ich erschaffe – ruhig und gemütlich: Ich liebe die Natur, gehe gerne spazieren, Schlittschuh- und Langlaufen, backe und lese viel und lerne neue Sprachen.
LWZ: Wann haben Sie Ihr Schreibtalent entdeckt und wie ist Ihr erster Roman entstanden?
Tay: Ich war als Kind mit meinem Vater jeden Samstag in der Stadtbücherei und habe gefühlt die komplette Kinder- und Jugendabteilung durchgelesen. Der Gedanke, Autorin zu werden, war durch die Präsenz der Bücher immer da, aber erst im Studium kam die Idee zum ersten Roman. Seitdem habe ich nicht mehr aufgehört.
LWZ: Gab es einen Schlüsselmoment, der Sie endgültig in diese Richtung gelenkt hat?
Tay: Ja, ich war mitten in der Prüfungsphase und habe für ein Examen gelernt. Statt einen Text endlich auswendig zu lernen, kam plötzlich eine Idee und ich schrieb eine drei Seiten lange Szene. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, wie man ein Buch schreibt und musste das erstmal recherchieren. Damals war es nur zum Spaß, aber wenn man einmal anfängt, entdeckt man so viele Themen und Figuren, über die man schreiben möchte und folgt der Kreativität.
LWZ: Das klingt nach einer Leidenschaft für das Schreiben. Was fasziniert Sie daran?
Tay: Die Grenzenlosigkeit. Ich kann Welten erschaffen oder meine eigene über das Papier entdecken, ich tauche in fremde Köpfe ein und verstehe sie nun mehr – oder weniger, je nachdem, wie ich diese Person schreibe. Das Schreiben bereichert mein Leben und inspiriert es ebenfalls mit neuen Hobbys, Reisezielen und Sichtweisen.
LWZ: Wie können sich die Leser den Entstehungsprozess eines neuen Romans vorstellen?
Tay: Wenn ich eine neue Idee habe, lasse ich sie mehrere Monate im Hinterkopf reifen und sammle Notizen. Sobald ich Zeit für ein neues Projekt habe, strukturiere ich diese und fülle die Lücken: Wer sind meine Hauptfiguren? Welchen Problemen müssen sie sich stellen? Was ist meine Botschaft mit diesem Buch? Das vollständige Konzept geht an eine befreundete Autorin zur Überprüfung und ab da ist es ein ständiger Wechsel aus Schreiben und Überarbeiten, bis der Roman fertig ist.
Das Gespräch führte Yves Brummel.
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Bereits zu Schulzeiten entdeckte Yves Brummel seine Leidenschaft für Journalismus, die er während seiner knapp neunjährigen Tätigkeit als Freier Mitarbeiter in der Lokalsportredaktion des Westfalen-Blatts in Gütersloh vertiefen durfte. Nach Stationen unter anderem in den Medienabteilungen von Arminia Bielefeld und Dr. Kurt Wolff sowie in der Sportkommunikation der Arvato-Medienfabrik landete er nach Abschluss seines Masterstudiums im Bereich Journalismus und Medienkommunikation als Freier Redakteur bei Lippe aktuell. Zudem war der gebürtige Gütersloher zu dieser Zeit für den Postillon in Lage tätig. Seit 2023 ist er Freier Redakteur bei der LWZ und schreibt für das Westfalen-Blatt in Schloß Holte-Stukenbrock.