Jobcenter Lippe blickt zurück: Sozialer Arbeitsmarkt feiert Fünfjähriges

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Podiumsdiskussion mit (von links) Benedikt Willautzkat und Peter Fehse (beide G.I.B. NRW), Jobcenter-Vorstand Stefan Susat, Arbeitsmarktexperte Dr. Matthias Schulze-Böing sowie Heidrun Strikker (Moderation). Foto: Jobcenter Lippe

Kreis Lippe. Im Jahr 2019 wurde das Teilhabechancengesetz eingeführt, das ein neues Förderinstrument unter dem Namen „Teilhabe am Arbeitsmarkt“ gemäß Paragraf 16i SGB II etablierte. Im Kreis Lippe wurde damals der Soziale Arbeitsmarkt durch das Jobcenter an den Start gebracht.

Dieses Gesetz schloss eine bedeutende Lücke in der Arbeitsmarktintegration Langzeiterwerbsloser. Für Menschen, die über einen sehr langen Zeitraum kaum Kontakt zum Arbeitsmarkt hatten und auf Leistungen nach dem SGB II angewiesen waren, wurden Chancen auf sozialversicherungspflichtige Arbeit eröffnet – längerfristig, ohne Beschränkungen von Tätigkeiten und Arbeitgeberformen, kombiniert mit einer beschäftigungsbegleitenden Betreuung (Coaching), einem Weiterbildungsbudget und einem hohen Lohnkostenzuschuss für Arbeitgeber.

Nach fünf Jahren war es jetzt an der Zeit, eine Bilanz des Sozialen Arbeitsmarktes im Kreis Lippe zu ziehen. Das Jobcenter Lippe hatte daher zu einer Jubiläumsveranstaltung in die Detmolder Stadthalle geladen. Jobcenter-Vorstand Stefan Susat freute sich, neben vielen Akteuren aus Wirtschaft und Politik auch ehemalige Kunden des Jobcenters begrüßen zu dürfen, die über das Teilhabechancengesetz nun eine langfristige Jobperspektive durch den Sozialen Arbeitsmarkt erhalten haben.

Nach Grußworten von Susat und Landrat Dr. Axel Lehmann hob Matthias Heidmeier, Staatssekretär im NRW-Arbeitsministerium, die Bedeutung des Sozialen Arbeitsmarktes auch und gerade als wichtigen Faktor zum Erhalt des sozialen Friedens hervor. Der Zugang zu einem Arbeitsplatz ermögliche es den Betroffenen, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Dies trage zur Verringerung von sozialer Isolation und zur Förderung des sozialen Zusammenhalts bei.

Die Integration von Langzeitarbeitslosen habe auch positive wirtschaftliche Effekte. So profitierten Unternehmen von motivierten Mitarbeitern und trügen gleichzeitig zur Bewältigung des Fachkräftemangels bei.

Anschließend nahmen Elke Althof und Manfred Neumann vom Jobcenter Lippe die Besucher mit auf eine „Zeitreise“ durch fünf Jahre Sozialer Arbeitsmarkt. Michaela Krupke, zuständige Fachgebietsleiterin für den Sozialen Arbeitsmarkt, erläuterte in einem kurzen Vortrag Aspekte der individuellen Bedeutung des Teilhabechancengesetzes für die Kunden und wartete mit Zahlen zur Entwicklung des Sozialen Arbeitsmarktes in Lippe auf.

Sehr eindrücklich war dann die Begegnung mit einigen Teilnehmern, die in persönlichen Video-Porträts schilderten, welch große Bedeutung die Rückkehr in eine regelmäßige Beschäftigung für ihr Leben hatte.

„Die Ergebnisse des Sozialen Arbeitsmarkts in Lippe sind wegweisend“, bilanzierte Jobcenter-Vorstand Stefan Susat. „Es hat sich gezeigt, dass es durchaus möglich ist, und es sich auch lohnt, auch Menschen wieder in Arbeit zu bringen, die seit vielen Jahren erwerbslos waren“.

Die Ausrichtung des Teilhabechancengesetzes sei dabei dem Bürgergeld schon etwas vorangegangen; durch positive Unterstützung von langzeitarbeitslosen Menschen sollte Ausgrenzung am Arbeitsmarkt durchbrochen werden. Aus dem „Projektgesetz“, das auf fünf Jahre begrenzt war, sei inzwischen ein reguläres Arbeitsmarktinstrument geworden, das nicht mehr befristet sei.

„Somit befinden wir uns mit dieser Veranstaltung nicht am Endpunkt, sondern an einem neuen Beginn des Sozialen Arbeitsmarktes, der sich durch die Vielzahl von Erkenntnissen in Zukunft auch noch optimieren lässt“, blickte Susat in die Zukunft.

Man dürfe aber auch nicht verkennen, dass die Welt sich in den vergangenen Jahren sehr verändert habe. Dies verlange von allen Akteuren in der Wirtschaft und der Arbeitsmarktförderung große Flexibilität. Bedingt durch verschiedene Umstände seien die Ressourcen für soziale Projekte aktuell eher kleiner als größer geworden.