Kreis Lippe/Lemgo. Der Streit um die Schließung respektive Nicht-Schließung des Klinikums Lemgo – die LIPPISCHE WOCHENZEITUNG berichtete – geht in die nächste Runde. In dieser Woche haben sowohl der Kreis Lippe als auch die Bürgermeister Markus Baier (Lemgo), Borris Ortmeier (Barntrup), Friso Veldink (Dörentrup) und Frank Meier (Extertal) Statements zu der heiklen Thematik abgegeben – mit deutlich unterschiedlichen Ansichten.
Die Standortstrategie für das Klinikum Lippe, so teilt es der Kreis Lippe mit, beschäftige nachvollziehbarerweise viele Lipper. Daher habe der Kreis als Träger des Klinikums noch einmal wichtige Fragen und Antworten zusammengetragen, die sich mit den auf dem Tisch liegenden Vorschlägen zur Neuausrichtung der Standorte Lemgo und Detmold beschäftigten.
Zunächst geht der Kreis dabei auf die Frage ein, ob der Standort Lemgo des Klinikums Lippe geschlossen werde. „Nein, natürlich nicht“, heißt es. In Lemgo sollten unter anderem die Fachkliniken für Innere Medizin und Geriatrie mit rund 120 Betten verbleiben. Außerdem solle der Standort als ambulantes Zentrum weiterentwickelt werden. Bereits in diesem Punkt widersprechen die Bürgermeister.
„Der Kreis Lippe hat Informationen zur politischen Pressearbeit herausgegeben, die sich mit den bisher untersuchten Vorschlägen zur Neuausrichtung der Standorte Lemgo und Detmold beschäftigen. Da die direkten Informationen auch weiterhin weithin geheim gehalten werden, und die Gutachten den betroffenen Städten und Gemeinden vorenthalten werden, gilt es, diese Informationen kritisch zu hinterfragen“, heißt es in dem gemeinsamen Statement.
„Lemgo soll als Krankenhaus geschlossen werden. Die ambulanten Betten sollen weitgehend entfallen. Von der vorhandenen Bausubstanz soll nur ein gutes Viertel genutzt werden, trotz additiv vorgeschlagener Nutzungen wie ambulante medizinische Leistungen und ein Hospiz.
Mindestens 500 Arbeitsplätze sollen am Standort Lemgo entfallen und verlagert werden. Für die dann leerstehende Bausubstanz, immerhin zwei Drittel des jetzigen Klinikums, gibt
es keinerlei Zukunftskonzept“, monieren Markus Baier, Borris Ortmeier, Friso Veldink und Frank Meier.
Der Kreis verteidigt die geplanten Veränderungen mit der derzeitigen Situation der Krankenhäuser in Deutschland: Die finanzielle Situation der Krankenhäuser sei bundesweit existenzbedrohend. Zum einen seien die Kosten deutlich stärker angestiegen als die Erlöse – diese Schere ginge immer weiter auseinander (zuletzt habe die Differenz-Spanne bei 42 Prozent gelegen).
80 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland schrieben aus diesem Grund rote Zahlen. Das habe Folgen: 40 Kliniken hätten 2023 bereits Insolvenz anmelden müssen – zwei davon in unmittelbarer Nähe in Paderborn und in Holzminden. Letztere Klinik sei inzwischen
geschlossen worden. In diesem Jahr werde sogar mit 80 Klinikinsolvenzen gerechnet.
Weiter betont der Kreis Lippe den bundesweiten Mangel an medizinischem und pflegerischem Fachpersonal. „Doppelstrukturen und Personal für zwei Standorte vorzuhalten, ist eine enorme Herausforderung. Das führt dazu, dass es beispielsweise am Standort Lemgo schon heute nicht genügend Anästhesisten gibt.“
Als dritten Punkt führt der Kreis Reformen an, die ihn zum Handeln zwingen würden. „Darüber hinaus müssen die Klinikreformen des Bundes und des Landes – hin zu einer Konzentration und Bündelung von Angeboten und Leistungen – umgesetzt werden. Aus all diesen Gründen ist das Klinikum Lippe zum Handeln gezwungen“, heißt es.
An dieser Stelle nehmen die Bürgermeister den Kreis in die Pflicht: Zu den drei genannten Gründen trügen demnach vor allem die politische und geschäftliche Führung der vergangenen fünf Jahre, der Umgang mit dem Personal, eine fehlende Strategie zur Stärkung des Standortes Lemgo, die irreführende Öffentlichkeitsarbeit, unterdurchschnittliche Patientenzahlen und die Umstellung auf ein Universitätsklinikum zu der jetzigen Lage des Klinikums Lippe bei.
Was der Kreis nun für seine beiden Klinikstandorte plant und wie die Bürgermeister darauf
reagieren, steht unter anderem in der LWZ-Ausgabe am 19. Oktober und auf unserem Nachrichtenportal.
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Bereits zu Schulzeiten entdeckte Yves Brummel seine Leidenschaft für Journalismus, die er während seiner knapp neunjährigen Tätigkeit als Freier Mitarbeiter in der Lokalsportredaktion des Westfalen-Blatts in Gütersloh vertiefen durfte. Nach Stationen unter anderem in den Medienabteilungen von Arminia Bielefeld und Dr. Kurt Wolff sowie in der Sportkommunikation der Arvato-Medienfabrik landete er nach Abschluss seines Masterstudiums im Bereich Journalismus und Medienkommunikation als Freier Redakteur bei Lippe aktuell. Zudem war der gebürtige Gütersloher zu dieser Zeit für den Postillon in Lage tätig. Seit 2023 ist er Freier Redakteur bei der LWZ und schreibt für das Westfalen-Blatt in Schloß Holte-Stukenbrock.