Lage. Stadtführer Konrad Soppa berichtete am diesjährigen Tag des offenen Denkmals aus der größtenteils unbekannten Luftfahrt-Geschichte des Lagenser Technikums. Auf Einladung der Eisenbahnfreunde Lippe e. V. wird Soppa seinen Vortrag noch einmal in ähnlicher Form wiederholen. Dabei wird es unter anderem auch um die Rolle des Technikums als Standort für einen großen Rüstungsbetrieb gehen, der dort und an anderen Stellen im Stadtgebiet von 1943 bis 1945 tätig war.
„Am Technikum Lage wurde zum Ende der 1920er Jahre durchaus lippische Segelfluggeschichte geschrieben. Die Fluggruppe des Technikums war zudem am späteren Segelflugplatz Oerlinghausen aktiv. Mit dem Technikum Lage können wir mindestens drei erfolgreiche Sportflieger in Verbindung bringen“ weiß Konrad Soppa.
Neben den segelfliegerisch aktiven Studenten am Technikum wird Konrad Soppa auch auf den Einfluß der Familie des Technikum-Gründers Quest eingehen, die maßgeblich die Geschicke dieser renommierten privaten polytechnischen Lehranstalt lenkte.
Die Kriegszeit am Lagenser Technikum war durch die Anwesenheit zweier Abteilungen der damaligen Flugzeugbau-Firma Focke-Wulf gekennzeichnet. Zwischen 1943 und 1945 arbeitete Focke-Wulf, die reichsweit über 32.500 Beschäftigte zählte, an der Brauchbarkeit von Kunststoffen im Flugzeugbau. „In Lage forschte man an der Verwendung von Kunststoff für hochbelastete Flugzeug-Komponenten. Rückblickend kann man das sicherlich als revolutionär für die damalige Zeit bezeichnen.
Die in Lage gewonnenen Ergebnisse werden nach dem Krieg mit Sicherheit in den allgemeinen Flugzeugbau eingeflossen sein“, so Buchautor Konrad Soppa. „Im Übrigen erbeuteten die Alliierten bei Lage auch ein komplettes Flugzeug, das überwiegend aus Holz gebaut war und bereits neueste Radar-Technik besaß. Dieser Fund dürfte im Zusammenhang mit der Anwesenheit von Focke-Wulf in Lage stehen. Das Technikum war nur die Zentrale, es gab mehrere Werkstätten im heutigen Kernstadtbereich von Lage“, weiß Soppa weiter zu berichten. Auch in Detmold hatte der Rüstungsbetrieb ein großes Zweigwerk.
Bereits in den 1930er Jahren gab es im Technikum Ausstellungen und Veranstaltungen mit Luftfahrtbezug, die schon früh den Duktus der NS-Ideologie trugen. Auch wird vielen Lagensern noch die 1996 gezeigte Ausstellung „Von Flügel zu Flügel“ ein Begriff sein. Die Ausstellung griff thematisch ausdrücklich die „Dualität zwischen Fliegen und Musik“ in der Technikums-Geschichte auf.
Der Vortrag wird von den Eisenbahnfreunden Lippe e. V. am Dienstag, 29. Oktober, veranstaltet. Er findet um 19 Uhr im Alten Kirchsaal der Ev.-ref. Kirche Kachtenhausen statt (Ehlenbrucher Straße 10, 32791 Lage). Der Eintritt ist frei, Anmeldungen sind nicht erforderlich.