Neuausrichtung: Zukunft des Klinikums Lemgo vorerst gesichert

35
Auf einer Pressekonferenz nach der entscheidenden Gesellschafterversammlung des Klinikums stellten Landrat Dr. Axel Lehmann (Mitte) und die Geschäftsführer des Klinikums Dr. Johannes Hütte (links) und Dr. Christine Fuchs (rechts) die Entscheidungen der Öffentlichkeit vor. Foto: Reiner Toppmöller

Kreis Lippe. Nachdem es den Rüffel aus Düsseldorf gegeben hatte, der anders als der Landrat und der Kreis den Bestand des Klinikums in Lemgo vorsieht, war es ruhig geworden. Jetzt aber gibt es einen einstimmigen Beschluss des Aufsichtsrates und der Gesellschafterversammlung des Klinikums Lippe, der zumindest bis 2030 die Zukunft des Hauses sicherstellen soll.

Dazu, so Landrat Dr. Axel Lehmann, müsse jedoch auch das Land nun seinen Beitrag leisten. Nach dem Beschluss sollen Neurologie und Onkologie weiterhin bis zum Jahr 2030 nach Detmold umziehen. Dort sollen dann ein Notfallzentrum auf höchstem Niveau (Level drei) und ein onkologisches Zentrum entstehen.

Damit, so der Landrat, wären dann grundsätzlich die Spektren abgedeckt, um Universitätsklinikum zu sein. Das Haus in Lemgo werde ein Krankenhaus für die Grundversorgung und eine Notfallversorgung sein. Ausdrücklich stellte Dr. Christine Fuchs dazu klar, dass dies etwas anderes als eine Notaufnahme sein werde.

Der Standort Lemgo des Klinikums Lippe soll als Krankenhaus der Grundversorgung mit stationären Fachkliniken erhalten und mit ambulanten Angeboten weiterentwickelt werden. Foto: Klinikum Lippe

Eine Notaufnahme wird unter anderem von Rettungswagen angefahren, das findet dann nicht mehr statt. Zusätzlich, so die Medizinische Geschäftsführerin des Klinikums, müsse dann aber ein Chirurg vor Ort sein, der blutende Wunden auch nachts versorgen könne.

Dr. Johannes Hütte, Geschäftsführer des Klinikums, stellte ausdrücklich noch einmal den Unterschied klar: „In der derzeitigen Notaufnahme fahren die Rettungswagen das Haus in Lemgo auch bei neurologischen Erkrankungen an. Das wird sich ändern, wenn die Neurologie umgezogen ist.“

Landrat Lehmann sagte, dass neben der Grundversorgung weitere stationäre Fachkliniken in Lemgo erhalten werden sollen. Zusätzlich soll es weitere ambulante Angebote geben. Für den Umzug der Neurologie und der Onkologie muss in Detmold neu gebaut werden. Ob die Pneumologie nachkommt, wird bis zum Jahr 2027 entschieden. Sie könnte auch in Lemgo bleiben. Bis 2025 soll auch darüber entschieden werden, ob die Thoraxchirurgie und die Gefäßchirurgie nach Detmold gehen. Sollte das passieren, muss in Lemgo eine allgemeine Chirurgie eingerichtet werden.

Am Standort Detmold des Klinikums Lippe sollen die Neurologie und die Onkologie angesiedelt werden. Foto: Klinikum Lippe

Nach Aussagen des Landrates sieht das Land NRW die Standorte Detmold und Lemgo nun als einen Standort an und hat Investitionszuschüsse in zweistelliger Millionenhöhe zugesagt. Dass diese nur für die baulichen Maßnahmen gedacht seien und die strukturellen Verluste der kommenden Jahre nicht auffangen würden, sei allen klar, so Dr. Lehmann.

„Bis mindestens zum Jahr 2030 werden wir deshalb mit jährlichen Defiziten von sechs bis zwölf Millionen Euro rechnen müssen. Das bedeutet sicher eine nicht unerhebliche Erhöhung der Kreisumlage. Ob sie unumstritten bei allen Bürgermeistern durchgehen wird, bleibt abzuwarten“, so der Landrat mit Blick auf die Aussagen der vier Bürgermeister aus Extertal, Dörentrup, Lemgo und Barntrup.

Diese äußerten sich bereits fünf Minuten nach dem Start der Pressekonferenz in einer eigenen Erklärung über die Sozialen Medien. „Wir begrüßen die aktuellen Entwicklungen zur Zukunftsausrichtung des Klinikums Lippe und seinen stationären Standorten in Detmold und Lemgo. Durch die Bereitschaft zum Verzicht der Verlagerung der Pneumologie von Lemgo nach Detmold und die ergebnisoffene Prüfung zur Standortfrage der Gefäß- und Thoraxchirurgie, wird eine positive Zukunftsvision für den Lemgoer Standort ermöglicht. Zugleich begrüßen wir, dass es nun im Gegensatz zu den bisherigen Planungen zu einer 24/7-Notfallaufnahme am Standort Lemgo kommen soll“, schreiben die vier Bürgermeister Markus Baier (Lemgo), Frank Meier (Extertal), Friso Veldink (Dörentrup) und Borris Ortmeier (Barntrup).

Was sie offensichtlich bis zu ihrer Erklärung nicht wussten, ist die Änderung in den Begriffen „Notaufnahme“ und „Notfallversorgung“ mit den oben beschriebenen Unterschieden. Darauf wurde vom Landrat und den beiden verantwortlichen Geschäftsführern des Klinikums erst in der Pressekonferenz aufmerksam gemacht.

Der Landrat rechnet jetzt fest mit den Zusagen aus Düsseldorf. „Was wir brauchen, ist vor allem Geld. Aber auch die Unterstützung unserer Landtagsabgeordneten. Das bisher nicht immer der Fall“, so Dr. Lehmann abschließend.