Kreis Lippe. Nachhaltig mobil sein ist gerade auf dem Land nicht einfach. Im Gegensatz zur Hauptstadt Berlin, wo alle fünf Minuten eine S-Bahn fährt, fehlen in ländlichen Regionen häufig die Verbindungen.
Am Ende greift man dann doch lieber zum Autoschlüssel – das sogenannte Monocab könnte das jedoch ändern: Die seit 2021 entwickelte selbstfahrende, kreiselstabilisierte Einschienenbahn verfolgt das Ziel, ein Mobilitätsangebot mit der Qualität eines eigenen Autos zu schaffen – und das ganz ohne Schadstoffe entlang der Strecke.
Auf nur einem Gleis können die elektrisch betriebenen, autonomen Kabinen, mit bis zu sechs Passagieren, in entgegengesetzter Richtung aneinander vorbeifahren. Einfach per App bestellbar und ohne Ausnahmen jeden Tag verfügbar – so sollen die Kabinen in Zukunft Menschen aller Altersgruppen eine individuelle Fahrt ins Dorf oder in die Stadt ermöglichen.
„Konkret ging es uns um die große Zukunft auf dem Lande, dass man vorhandene Infrastrukturen weiter und wieder nutzt. Also das nutzen, was da ist; nutzen des vorhandenen“, erklärt Thorsten Försterling, Pressesprecher und Marketingverantwortlicher des Monocabs.
Durch die Weiterentwicklung der Idee des irisch-australischen Erfinders Louis Brennan gewann er 2018, gemeinsam mit der Landeseisenbahn Lippe, den Deutschen Mobilitätspreis in der Kategorie „Open Innovation“. Definiert wird es heute als IPNV: Individueller Personennahverkehr.
Gemeinsam mit der Technischen Hochschule OWL (TH OWL), der Hochschule Bielefeld und des Fraunhofer IOSB-INA ist das Forschungsprojekt „Monocab“ ein Verbund. „Wir orientieren uns an den technischen Reifegraden, und davon gibt es neun. Neun wäre dann das Fahrzeug kurz vor Serienreife“, erklärt der Pressesprecher den aktuellen Stand der Entwicklung und ergänzt: „Wir bewegen uns aktuell im technischen Reifegrad fünf: Versuchsfahrzeug in Einsatzumgebung.“
Getestet wird das Monocab derzeit auf einer stillgelegten Bahnstrecke in Extertal-Bösingfeld, um die Nachhaltigkeit zu fördern. Doch technische Anpassungen sind noch erforderlich: „Es geht darum, dass wir natürlich das Fahrzeug, von dem wir jetzt die Machbarkeit nachgewiesen haben, verkehrssicher weiterentwickeln“, sagt Försterling. Dazu gehört vor allem der Dauereinsatz, in dem die autonomen Kabinen in Zukunft fahren sollen.
Er betont, dass eine der größten Hürden die Frage der Zulassung sei, da es keine Richtlinien für das Monocab gebe und alles erst neu definiert werden müsse. Außerdem bräuchten sie die Akzeptanz – und wichtig dafür sei das Gefühl der Sicherheit.
„Die Leute haben weniger Angst, dass die Technik versagt, sie haben Angst vor dem Fremden“, erklärt der Marketingverantwortliche und führt fort: „Das heißt, der Aspekt der Sicherheit steht im Vordergrund.“
Es besteht die Aussicht, dass der Testbetrieb im Jahr 2028 starten kann, um die Zulassung zu erreichen und die ersten Kunden zu gewinnen. Denn eines steht fest: Das Monocab soll seinen Weg in die ganze Welt finden. (lvw)