Bad Salzuflen. Die Bad Salzufler Innenstadt erhält ein neues Hotel. Die prestigeträchtige Immobilie des einst herrschaftlichen Fürstenhofs (Parkstraße 37) ist an die Investoren der Eggersmann Gruppe GmbH & Co. KG verkauft. Das Bauunternehmen aus dem ostwestfälischen Marienfeld wird auch der Betreiber sein, der einen modernen, stilvollen Vier-Sterne-Superior-Betrieb mit etwa 140 Doppelzimmern einschließlich bis acht Appartements errichten wird.
Damit ist der jahrelange Leerstand der historischen Liegenschaft auf dem rund 7.700 Quadratmeter großen Areal vorbei, die sich im Eigentum der Gesundwerk Bad Salzuflen
GmbH (vormals Staatsbad Salzuflen GmbH) befand.
Sichtlich erfreut zeigt sich Bad Salzuflens Bürgermeister Dirk Tolkemitt: „Mit der Revitalisierung des Fürstenhofs bleibt das Nutzungskonzept erhalten, das historische Gebäude als stadtbildprägendes Element zu belassen – eine zwingende Voraussetzung, die wir gestellt hatten.“
Geplant ist die Wiedereröffnung des künftigen Fürstenhofs im Herbst 2027. „Nach Fertigstellung wird das Hotel eine bedeutende Ergänzung zum touristischen Gesamtangebot für den Standort Bad Salzuflen einnehmen“, sagt Tolkemitt, die „zugleich eine weitere Weichenstellung für die Entwicklung des ‚Gesundheitscampus‘ rund um die Parkstraße ist und das städtische Gesamtbild um positive Effekte ergänzen wird.“ Die Arbeiten für den Neu- und Umbau sollen bereits Ende 2025 starten.
Vorbild Haus „Lind“ in Rietberg
Der Eggersmann Gruppe, die neben den Unternehmensaktivitäten im Bauwesen, Objektmanagement, Anlagenbau und dem Betrieb von Kompostierungsanlagen auch mit ihrer Tochtergesellschaft Fechtelkord & Eggersmann GmbH aktuell das in unmittelbarer Nähe gelegene Kurhaus saniert, dient das in 2007 eröffnete Vier-Sterne-Haus „Lind“ in Rietberg als Vorbild.
„Als wir die Anfrage zum Kauf dieser großartigen Immobilie in bester Lage in Bad Salzuflen erhalten haben, mussten wir nicht lange überlegen“, sagt Geschäftsführer Thomas Hein. „Wir werden unsere Synergien zwischen dem Standort Bad Salzuflen und unseren Erfahrungen in Rietberg nutzen und diese in das neue Projekt einbringen.“
Ziel des Investors sei es, die „vorhandenen architektonischen Gegebenheiten in einem harmonischen Zusammenspiel von historischem Flair und zeitgemäßem Ambiente zu verbinden, um dem Anspruch eines Grandhotels gerecht zu werden.“ Damit solle der Fürstenhof wieder zu „einer begehrten Adresse“ werden, so Hein weiter, „für Geschäftsreisende, Tagungsgäste des Kurhauses, Kurgäste und Touristen“.
Dafür sieht die neue Hotelkonzeption auch eine Verbindung mit den Tagungsräumen im Kurhaus vor, in dem die zukünftig benötigten Tagungskapazitäten des Kongress- und Tagungszentrums am Kurpark zur Verfügung gestellt werden können.
„In unserem Konzept haben wir darauf geachtet, ausschließlich kleinere Tagungsräume entstehen zu lassen, um eine symbiotische Verbindung von Fürstenhof und Kurhaus für einen gegenseitigen Mehrwert zu schaffen“, erklärt Hein und beziffert, dass der Schwerpunkt der Vermarktung von Zimmerkapazitäten an Geschäftskunden in Verbindung mit Veranstaltungen bei rund 50 Prozent liege.
So erwartet Melanie Koring, Erste Beigeordnete und Kämmerin der Stadt Bad Salzuflen, eine steigende Anzahl an Hotelübernachtungen: „In der Kurstadt erwarten wir einen leicht steigenden Bedarf in den kommenden Jahren. Da der Anteil an verfügbaren Betten zudem rückläufig ist, entsprechen die neu zu schaffenden Hotelkapazitäten dem zu erwartenden touristischen Mehrbedarf an Übernachtungsmöglichkeiten.“
Bau erfolgt in drei Stufen
Architektonisch orientieren sich die neuen Gebäudestrukturen des Fürstenhofs an der vorhandenen Bebauung und deren Form an den umliegenden Grünflächen. Im Zuge der baulichen Maßnahme werden die verschiedenen Baukörper in drei Baustufen umgesetzt.
In der ersten Baustufe entstehen durch den Umbau des jetzigen Gebäudes 90 Doppelzimmer mit einer variierenden Größe zwischen 25 und 30 Quadratmetern. Weitere 40 Zimmer werden in Baustufe zwei eine Größe von 30 Quadratmetern aufweisen. In der letzten, der dritten Baustufe, werden acht Appartements errichtet, mit einer Größe von 40 bis 50 Quadratmetern.
„Für die vier Baukörper haben wir vorgesehen, dass diese bewusst niedriger ausgeführt werden und so nur zwei bis drei Geschosse erhalten. Damit wollen wir erreichen, dass der frühere Charakter eines Grandhotels wiederhergestellt wird“, führt Eggersmann-Geschäftsführer Hein aus. Des Weiteren werden insgesamt 113 Stellplätze geschaffen – davon 88 Parkplätze oberirdisch und 25 unterirdisch.
Gehobene Gastronomie
Großen Wert legt Thomas Hein auf die Feststellung, dass „keine Verpachtung an einen Dritten erfolgt, so dass der Hotelbetrieb mit eigenen Mitarbeitern sowie einem eigenen Management durchgeführt wird.“ Aus den Erfahrungen des „Lind“-Hotels entstehen mit dem Fürstenhof rund 60 neue Arbeitsplätze am Standort in Bad Salzuflen. Zusätzlich werden 15 Ausbildungsplätze für Hotel- und Restaurantfachleute, Köche sowie Kaufleute im Hotelmanagement geschaffen.
Kulinarisch verwöhnt werden die Gäste im klassischen À-la-carte-Restaurant mit gehobener
Gastronomie, das ebenso für externe Besucher die Türen geöffnet haben wird. Neben einer modernen und ansprechenden Speisenauswahl wird darauf geachtet, dass „die Lieferantenauswahl sich größtenteils auf regionale Märkte sowie Bauern aus der Region beschränken wird“, betont Hein. Vorgesehen ist überdies auch eine Hotelbar.
Touristische Wertschöpfung und Arbeitsplätze
Die Entwicklung des Areals an der Parkstraße als „Gesundheitscampus“ mit der Ankerinvestition in das Kurhaus als modernes Tagungs- und Kongresszentrum, geplante Fertigstellung im Herbst 2025, sowie der Strategiewechsel, auch Teilerwerbe zuzulassen, wie dem Ärztehaus „MediCampus“, hat zahlreiche Investoren auf die Liegenschaften am angrenzenden Kurpark aufmerksam gemacht.
„Hier entstanden und entstehen etliche Synergieeffekte, die den Gesundheitsstandort Bad Salzuflen fit für die Zukunft gemacht haben. So ist aus unserer Vision vor drei Jahren, einen ‚Gesundheitscampus“ für die Kurstadt zu entwickeln und umzusetzen, zweifelsfrei Realität geworden“, resümiert Stadtoberhaupt Dirk Tolkemitt. „Denn damit generieren wir touristische Wertschöpfung und schaffen zusätzliche Arbeitsplätze.“
Blick in die Historie
Der fünfgeschossige Fürstenhof wurde 1908 errichtet. Mehrfach wurde die Immobile, die
nicht unter Denkmalschutz steht, im Laufe der Jahrzehnte aufgrund zahlreicher An- und Umbauten erweitert. Er verfügte über 51 Gästezimmer, Speise- und Aufenthaltsräume, einen Saal für Tagungen, Therapieräume und eine Küche im Untergeschoss. In seiner Historie war er bereits Grandhotel, Therapiezentrum und schließlich auch ein Parksanatorium. Seit 2007 steht der Fürstenhof an der Parkstraße leer.