Wintereinbruch in Lippe: Frostige Schönheit und unliebsame Unfälle

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Erst war ihm die weiße Pracht vor der Haustür nicht geheuer: Der Australian Shepherd (13) verweigerte sogar das mittägliche Gassi, das ihm sonst heilig ist. Aber dann fasste er sich ein Herz und hüpfte in den Schnee. Ab da war kein Halten mehr. Foto: Hajo Gärtner

Kreis Lippe/Lage. Der Winter hält dieses Jahr zunächst sanft, aber dann entschieden und mancherorts nervig Einzug in die Landschaft. Die ersten Schneeflocken fallen zunächst leise, fast unmerklich und enden als Regentropfen auf der Straße.

Wenig später aber schüttelt Frau Holle energisch ihre Wolkenkissen aus, und schnell breitet sich eine glitzernde Decke über der Stadt aus. Im Stadtwald Lage zeichnen sich die Sohlen der Spaziergänger deutlich im frisch gefallenen Schnee ab, begleitet von den zarten Abdrücken der Hundepfoten ihrer vierbeinigen Freunde.

Der Hütehund Lenni zeigt sich irritiert: Durch die halb geöffnete Haustür blickt er skeptisch auf die weiße Pracht – und verweigert sein Gassi. Das kommt selten vor, und eigentlich müsste er mit seinen 13 Lebensjahren das Wetterphänomen Schnee doch kennen.

Aber so oft ist die lippische Landschaft dann doch wieder nicht in einen Schneemantel gehüllt, der sich in der Regel auch schnell wieder in Wohlgefallen auflöst. Durch die halb geöffnete Haustür erblickt Lenni die weiße Pracht und wirkt erst einmal verstört: Normalerweise stets bereit für einen Spaziergang, verweigert er auf einmal energisch den Gang nach draußen.

An die Leine genommen, lässt er sich schließlich die Treppen hinuntergleiten und tritt aus dem schneebedeckten Hauseingang vorsichtig auf die Straße. Nach einer kleinen Weile hat er sich an das nasskalte Pfotengefühl gewöhnt – und kann bald seine Neugier kaum noch zügeln. Am Ende  tollt er vergnügt mit seinen Hundefreunden durch den Schnee und hinterlässt ein wildes Muster ausgelassener Pfotenabdrücke.

Die Kinder braucht man erst gar nicht nach draußen bitten: Sie lieben den Schneewinter. Schlitten werden aus dem Keller oder vom Dachboden geholt; und Lachen erfüllt den Stadtwald, während die Schlittenfahrer die Hänge hinuntersausen. Auf Schneematsch, einer Mischung aus frischem Schnee, tauendem Eis und bröseligem Untergrund, jagen sie dahin.

Weißes Glitzern über den Feldern

Die Schneelandschaft präsentiert sich nun in einem atemberaubenden Anblick: weiße Felder, glitzernde Bäume und die friedliche Stille, die nur vom Knirschen des Schnees unter den Füßen oder den fröhlichen Rufen der spielenden Kinder unterbrochen wird. Besonders angenehm: die milden Temperaturen, weit oberhalb jedes Gefühls von Winterkälte.

Dennoch gemahnen die herabfallenden Schneeflocken auch zur notwendigen Vorsicht im Straßenverkehr. Mit Schnee und Matsch auf der Fahrbahn steigt die Unfallgefahr erheblich. Einige Autofahrer passen ihre Geschwindigkeit nicht präzise genug an, was zu Rutschpartien und Schleuderspuren führt.

Im Nachbarkreis Paderborner ereigneten sich bis 8.30 Uhr acht Verkehrsunfälle mit Blechschäden rund um Bad Wünnenberg und Büren. Meistens waren Autofahrer in den Graben gerutscht. Auf der K21 zwischen Salzkotten-Niederntudurf und Büren-Wewelsburg rutschte um 8 Uhr ein mit 30 Schülern besetzter Linienbus in den Graben vor einen Baum. Verletzt wurde dabei niemand. Der Bus blieb leicht beschädigt im Graben hängen und musste herausgezogen werden.

Im Kreis Lippe korrigiert die Polizei die Zahl der Unfälle und Gefahrenstellen im Kreis Lippe am späten Nachmittag deutlich nach oben. Der Fokus liegt auf 100 kritischen Punkten gleichzeitig. Bei der Leitstelle würden die Notrufe im Sekundentakt eingehen, hieß es. Sieben Menschen werden verletzt.

Busverkehr in Lippe

Schließlich beeinträchtigt der starke Schneefall den Busverkehr in Lippe im ganzen Lipperland und wirbelt die Fahrpläne durcheinandergewirbelt. In Lage, Kalletal, Oerlinghausen und Leopoldshöhe hat die Kommunale Verkehrsgesellschaft Lippe (KVG) die Busverbindungen komplett eingestellt. Durch schwierige Straßenverhältnisse und zahlreiche Staus kommt es zu erheblichen Verspätungen und Teilausfällen.

Die KVG bittet die Fahrgäste um Verständnis. Bei Rückfragen steht die InfoThek unter der Rufnummer 05261/6673950 zur Verfügung. Dies betrifft auch die LIMO. In Detmold ist die SVD ebenfalls zu diesem Schritt übergegangen. Erst am frühen Abend werden die Linien da, wo es vertretbar erscheint, reaktiviert. Nun fahren die Busse, so weit es die Verkehrslage zulässt.

B239 überraschend gesperrt

Autofahrer, die wie gewohnt vom Kreisel am Marktkauf nach Detmold City fahren wollen, reiben sich verwundert die Augen und beißen ins Lenkrad. Die B239 ist ab der Höhe „Hempelmann Bikes“ (Ostring) gesperrt. Aber nicht wegen des überraschenden Wintereinbruchs mit heftigem Schneetreiben, und auch nicht wegen dringlicher Bauarbeiten, sondern weil das Unternehmen EWE dort Glasfaserkabel verlegt.

Der Firma reicht nach Informationen der Lippischen Landes-Zeitung jedoch eine halbseitige Straßensperre, so dass man nach wie vor ungehindert von Detmold nach Lage fahren kann. Bis Ende Februar bleibt die Sperrung bestehen; dann wandert die Baustelle in den Abschnitt von der Pivitsheider bis zur Westerfeldstraße.

Glücklicherweise gibt es auch im Lipperland die „Engel“ – die unermüdlichen Helfer in ihren gelben Einsatzwagen –, die jetzt alle Hände voll zu tun haben. Sie ziehen gestrandete Fahrzeuge zurück auf die Straße und sorgen dafür, dass der Verkehr weiter fließen kann.

Mülltonnen bleiben ungeleert am Straßenrand stehen, weil die Fahrzeuge mit der rutschigen Fahrbahn und den zugefrorenen Gefäßen überfordert sind. Die blaue Tonne ist dran: Altpapier.

Für leidenschaftliche Spaziergänger und Winterliebhaber bricht indessen eine tolle Saison an. Mit der richtigen Kleidung, nach dem „Zwiebelprinzip“ angelegt – Schicht um Schicht vom Körper bis zum wärmenden Mantel – kann man die Schönheit des Winters in vollen Zügen genießen, ohne zu frieren.

Insgesamt zeigt sich Lippe von seiner winterlich-schönen Seite. Die Kombination aus verschneiter Landschaft, fröhlichem Spiel der Hunde und Kinder sowie dem engagierten Einsatz der Helfer im Straßenverkehr macht den Wintereinbruch zu einem Erlebnis, das fürs Wochenende Spaß und Unterhaltung verspricht.