Bad Salzuflen-Schötmar. Die Enthüllung eines Denkmals, das an ein Kriegsverbrechen in Schötmar-Breden erinnern soll, wurde zu einem überwältigenden Ereignis. Mehr als 130 Gäste kamen zu dem Festakt an der Kilianskirche. Mit einer so großen Anzahl hatten die Verantwortlichen des Salzufler Ratschlags bei weitem nicht gerechnet.
Anlass war die Aufstellung eines Gedenksteins, der an den von den Nazis ermordeten polnischen Zwangsarbeiter Stefan Bolewski erinnern soll. Der Stein, der eigentlich in Breden stehen sollte, dort aber keinen Platz gefunden hatte, wie Franz Meier, ehemaliger Archivar und Leiter der VHS in Salzuflen, sagte, steht jetzt auf dem Kirchplatz zwischen Kirche und der Begegnungsstätte.
Er soll an das Schicksal von Stefan Bolewski erinnern, der als Zwangsarbeiter auf dem Hof Limberg in Ehrsen gearbeitet hatte. Seine Tat, die letztlich zu seiner Ermordung durch Erhängen führte, war, dass er sich einem „Geschlechtsverkehrsverbrechen“ schuldig gemacht hatte. Er hatte ein Liebesverhältnis zu einer deutschen Frau, das von einem Nachbarn verraten wurde.
Nach den damaligen Nazi-Gesetzen führte das unwiderruflich zum Tode. So wurde der Mann am 25. Juli 1941 unter Beteiligung vieler Anwesender in einem Steinbruch in Breden gehängt. Die Frau bekam vier Jahre Haft, musste in ein Konzentrationslager und lebte nach dem Krieg noch weiter im Ort.
Franz Meier, der den Fall akribisch recherchiert und noch Kontakt zu Überlebenden und nachfolgenden Familienmitgliedern beider beteiligten Familien hat, trug das Vorgehen dieser Zeit vor, bevor der Stein enthüllt wurde. Er erinnerte daran, dass in der Nazizeit sechs Millionen Polen getötet wurden, darunter auch die Zwangsarbeiter in Deutschland. „Auch in Salzuflen hat es Gefangenenlager gegeben. Zum Beispiel bei Hoffmanns Stärkefabriken. Verbrechen haben also auch vor unserer Tür stattgefunden“, sagte Meier.
Bezugnehmend auf das Grußwort des Bürgermeisters erklärte er, dass der Schatten von damals noch bis in unsere Zeit reiche. Bürgermeister Dirk Tolkemitt, der sich stark beeindruckt zeigte von der großen Anteilnahme der Menschen, hatte zuvor von der offiziellen Veranstaltung zum Volkstrauertag am Obernberg berichtet. Dort hatte eine Frau den rechten Arm gehoben und „Heil Hitler“ sowie „Der Kaiser soll leben“ gerufen.
Der Bürgermeister sagte dazu: „Das Klima verschiebt sich in Deutschland deutlich nach rechts. Es ist deshalb wichtig, Position zu zeigen. Die Demokratie muss wehrhaft sein. Friede und Freiheit hängen von der Demokratie und dem Einsatz jedes Einzelnen ab.“
Sowohl er als auch Pastor Andraes Gronemeier vom Ratschlag bedankten sich bei der Salzuflerin Gabriele Beermann und dem Lions Club, die sich finanziell an der Entstehung des Gedenksteins beteiligt hatten.
Bildhauer Helmut Schön enthüllte seinen Stein höchst persönlich und gab einen kurzen Einblick in seine Intention. Die fünfeckige Form soll demnach auf die Gemeinsamkeit aller Menschen hinweisen. Die grob bearbeitete Form hingegen diene als Mahnung und Auftrag an die Lebenden, nie wieder ein derartiges verbrecherisches System zu unterstützen. Zugleich solle das Mahnmal an alle geschundenen Kriegsgefangenen erinnern.
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Reiner Toppmöller ist seit Jahrzehnten als Freier Journalist in Ostwestfalen und Nordlippe im Einsatz. Sein Motto: „Wer hier die Herzen der Menschen erreicht, der hat viele Freunde auf Dauer gewonnen.“ Mit dieser Einstellung zu seiner Arbeit, schreibt der Mann, den man nur mit Hut kennt, seit 15 Jahren für die Redaktion Vlotho des Westfalen Blatts im Kalletal. Zudem war er mehr als 20 Jahre als Freier Mitarbeiter in der Redaktion von Lippe aktuell tätig. Die lokale Politik, aber auch das tägliche Geschehen, mit schönen und teilweise hochinteressanten Geschichten der Region, bilden dabei seine Schwerpunkte. Die Arbeit mit den Menschen, nicht über die Menschen, steht dabei für ihn im Vordergrund.