Darauf darf sich Lippe freuen: Jörg Düning-Gast im Interview

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Jörg Düning-Gast ist seit 2020 Vorsteher des Landesverbandes Lippe. Foto: Landesverband Lippe

Kreis Lippe. Kulturförderung, Denkmal- und Naturschutz, Immobilien- und Forstwirtschaft: Die Aufgaben des Landesverbandes Lippe sind vielfältig. Gleichzeitig ist seine 75-jährige Geschichte eng mit der Region Lippe verknüpft.

Seit April 2020 ist Jörg Düning-Gast der für acht Jahre gewählte Verbandsvorsteher des Landesverbandes Lippe. Der Diplom-Verwaltungswirt hatte vor seinem Amtsantritt verschiedene Funktionen und Leitungsfunktionen bei der Stadt Herford, der Stadt Oerlinghausen und beim Kreis Lippe inne.

Im Gespräch mit der LIPPISCHEN WOCHENZEITUNG spricht der gebürtige Herforder, dessen Großvater und Urgroßeltern waschechte Lipper waren, unter anderem über seine persönliche Halbzeitbilanz seiner Amtszeit, vergangene und zukünftige Herausforderungen sowie anstehende Projekte, auf die sich die Lipper freuen dürfen.

LIPPISCHE WOCHENZEITUNG (LWZ): Herr Düning-Gast, Sie sind seit 2020 im Amt als Vorsteher des Landesverbandes, wie fällt Ihre persönliche Bilanz Ihrer bisherigen Amtszeit aus?
Jörg Düning-Gast: Meine persönliche Bilanz ist positiv: Gemeinsam haben Verbandsversammlung und Verwaltung in den zurückliegenden, rund fünf Jahren eine Menge erreicht. Wir haben mehr als zwei Millionen neue Bäume in unseren Wäldern gepflanzt, die Erlebniswelt am Hermannsdenkmal wurde eröffnet, Investitionen in Personal und unsere Infrastruktur haben zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit unserer Abläufe geführt, neue Geschäftsfelder wie Wind- und Solarkraft werden künftig helfen, das lippische Vermögen zu erhalten. Lippe kann sich auch in Zukunft darauf verlassen, dass wir mit dem lippischen Vermögen pfleglich umgehen und die lippischen Traditionen, Werte und Haltungen im Auge behalten.

LWZ: Wo hat der Schuh zu Beginn Ihrer Amtszeit besonders gedrückt und welche Herausforderungen stehen aktuell im Fokus?
Düning-Gast: Zu Beginn meiner Amtszeit stand die Bewältigung der Corona-Pandemie ganz oben auf der Agenda. Organisatorische Abläufe mussten angepasst und die Koordination zur Öffnung der Kultureinrichtungen und Denkmäler neu gedacht werden. Ein durchaus positives „Ergebnis“ dieser Zeit ist, dass wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seitdem Homeoffice ermöglichen können. So können sie noch besser Beruf und Familie in Einklang bringen und das macht sie zufriedener. Davon profitieren auch wir als Arbeitgeber.
Eine aktuelle, große Herausforderung ist die Bewirtschaftung unserer Wälder. Nachhaltig eingeschlagenes Holz wird zwar weiterhin eine wichtige Einnahmequelle des Landesverbandes sein, unsere Wälder sind schließlich unser grünes Herz. Aufgrund der Folgen des Klimawandels müssen wir jedoch neue Geschäftsfelder entwickeln und wollen in Erneuerbare Energien investieren. Damit wollen wir auch einen Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten. Und an den Erträgen sollen die Lipperinnen und Lipper direkt, aber auch die Städte und Gemeinden teilhaben. Das ist für uns gute, gelebte, lippische Tradition.

LWZ: Der Landesverband hat im vergangenen Jahr sein 75-jähriges Jubiläum gefeiert. Was zeichnet die Arbeit des Verbandes aus und wie hat sich diese über die Jahre verändert?
Düning-Gast: Bei unserer Arbeitsweise ging und geht es uns darum, gemeinsam mit anderen einen Sinn für das Machbare zu entwickeln, Hilfe und Unterstützung zu leisten und so das positive, lippische Lebensgefühl zu stärken. Wenn wir Aufgaben und Projekte angehen, fragen wir uns deshalb immer, was für Lippe die beste Lösung ist. Die Antwort auf diese Frage hat dazu geführt, dass der Landesverband in den zurückliegenden 75 Jahren viele richtungsweisende Projekte umgesetzt hat, oftmals in guter lippischer Tradition mit Kooperationspartnern. Und das ist auch heute unser Ziel und unsere Arbeitsweise.

LWZ: Im November vergangenen Jahres wurde das „Hermanneum“ eröffnet. Wie wird die neue Erlebniswelt am Hermannsdenkmal von den Besuchern angenommen? Und was erwartet diejenigen, die bislang noch nicht dort waren?
Düning-Gast: Die Resonanz ist überwältigend: Wir haben schon viele Besucherinnen und Besucher gezählt und viel positives Feedback erhalten. Diejenigen, die die Erlebniswelt noch entdecken wollen, erwarten interessante, interaktive Themenstationen, an denen sie selbst steuern können, welche Fakten und Inhalte sie über die Geschichte des Denkmals kennenlernen oder vertiefen möchten. Ausprobieren, Spaß haben und sinnliches Erleben stehen im Vordergrund.

LWZ: Der Landesverband hat unlängst den Entwurf für die Haushaltssatzung 2025 eingebracht, der erneut ein Sparhaushalt sein wird. Welche geplanten Projekte konnten dadurch nicht wie gewünscht umgesetzt werden, beziehungsweise welche Sparmaßnahmen musste der Verband ergreifen?
Düning-Gast: Sehr gerne hätten wir uns schon in diesem Jahr mehr um unseren Gebäudebestand gekümmert. Aber die Gebäude haben eine gute Substanz und können das hoffentlich auch weiterhin gut überstehen. Bei der Neuausrichtung unserer Kultureinrichtungen wären wir gerne schneller, aber in guter lippischer Tradition üben wir uns in der Kunst des Machbaren und in Geduld.

LWZ: Ungeachtet der Haushaltslage investiert der Verband aber auch in diesem Jahr in diverse Projekte. Auf welche Neuerungen dürfen sich die Lipper freuen?
Düning-Gast: Das „Hermanneum“ war ein wichtiger erster Schritt, um das Hermannsdenkmal für kommende, junge Generationen attraktiv zu halten. Wir investieren dort weiter und werden das gesamte Gelände – vom Parkplatz über die Gastronomie bis zum Denkmal – neu gestalten und die Aufenthaltsqualität für die Gäste erhöhen. Kinder können sich auf einen modernen Interaktionsbereich freuen.
Beschäftigen wird uns außerdem die Weiterentwicklung unserer Kulturinstitute: Die Verwaltungen des Lippischen Landesmuseums und des Weserrenaissance-Museums wurden zusammengeführt, um die Effizienz zu erhöhen. Die Lippische Kulturagentur soll mit der Zeit gehen und gemeinsam mit vielen ehrenamtlichen Vereinen und Initiativen noch mehr Kultur im ländlichen Raum Lippe ermöglichen.
Ich freue mich aber auch auf viele kleinere Projekte, bei denen der Landesverband für Lippe mit anpacken kann: Zum Beispiel, wenn es um die Ermöglichung neuer Radwege geht, um die Schaffung von Wohnraum, oder um Unterstützung der Kommunen beim Hochwasserschutz. Auch hier werden die Lipper ganz konkret vom Landesverband profitieren.

LWZ: Welche Ziele verfolgen Sie persönlich und bei Ihrer Arbeit für die nahe und ferne Zukunft? Und wohin geht aus Ihrer Sicht die Entwicklung des Landesverbandes?
Düning-Gast: Wir wollen und werden unserer Kulturinstitute weiterentwickeln und haben viele Ideen: Die Museen und das Landestheater sollen sich noch mehr an den Wünschen der Besucherinnen und Besucher ausrichten. In der Lippischen Landesbibliothek möchten wir die Aufenthaltsqualität wesentlich erhöhen. Kultur im ländlichen Raum soll deutlich vielfältiger werden. Bei all dem steht auch die Unterstützung des Ehrenamtes ganz oben: Gemeinsam mit vielen ehrenamtlichen Vereinen und Initiativen wollen wir noch mehr Kultur in der Fläche ermöglichen.
Ein Projekt für die Zukunft könnte ein digitales Zentrum sein, in dem sich alles um Kreativität und Teamwork in unterschiedlichen Disziplinen von Kunst und Kultur dreht. Innovationskraft und Kreativität werden jedenfalls Schlüsselkompetenzen der Zukunft sein, davon bin ich überzeugt.


Das Gespräch führte Yves Brummel.