Bekannt aus TV-Serie „Wilsberg“: Kult-Kommissar Overbeck kommt nach Detmold

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Roland Jankowsky kommt am 6. Februar in die Detmolder Stadthalle. Foto: Markus Hauschild

Kreis Lippe/Detmold. Millionen Zuschauer von jung bis alt sitzen vor dem Fernseher, wenn in der Münsteraner Krimiserie „Wilsberg“ mit Spannung und Humor Verbrecher gejagt werden. Wer bei dieser Jagd nicht fehlen darf, ist der cool-schrullige Kommissar Overbeck alias Roland Jankowsky.

Der Schauspieler und Sänger ist seit einigen Jahren erfolgreich als Vorleser unterwegs.  Schräge Shortstories hat er gesammelt, die allesamt Krimis mit Überraschungseffekt sind, und die der Kölner Schauspieler virtuos vorträgt. In der Stadthalle Detmold gastiert Roland Jankowsky am Donnerstag, 6. Februar, mit seinem Programm „Wenn Overbeck (wieder)kommt“. Im Gespräch mit der LIPPISCHEN WOCHENZEITUNG spricht der fast 57-Jährige über das Älterwerden, seine Liebe zur Musik und wagt zudem einen Blick in die Zukunft.

LIPPISCHE WOCHENZEITUNG (LWZ): In wenigen Tagen werden Sie 57 Jahre alt – schauen Sie, was das Älterwerden betrifft, gelassen in die Zukunft?
Roland Jankowsky: Sagen wir mal so: Da und dort zippelt es schon mal und vergangenes Jahr im Spätherbst hatte ich das erste Mal eine Begegnung mit dem Hexenschuss –  das kannte ich bislang nicht; aber ansonsten kann ich nicht klagen, vielleicht muss man dafür noch etwas älter werden. Wenn ich mir meine Mutter anhöre, wie sie über den Körper klagt und darüber, was sie alles nicht mehr machen kann, da bekommt man dann schon eine Idee vom Älterwerden.

LWZ: Sie sind neben der Schauspielerei und der Vortragskunst auch ein wenig im musikalischen Genre daheim – wie sind Sie zur Musik respektive zum Gesang gekommen?
Jankowsky: Oh, das ist lange her, das fiel in die Zeit nach dem Abitur; in Leverkusen gab es ein schönes, kleines, sehr engagiertes Theater, wo Schauspiel-interessierte und -begabte junge Leute sich im Theaterspielen ausprobieren konnten; das war quasi eine Theaterwerkstatt und es war auch eine Art Sprungbrett. Dort hatten wir uns mit den Balladen von François Villon beschäftigt – so bin ich letztendlich zum Singen gekommen.

LWZ: Sie sind neben der Fernseharbeit viel unterwegs – sind Sie ein umtriebiger Mensch?
Jankowsky: Als umtriebig würde ich mich nicht bezeichnen, eher als Mensch mit vielen Interessen. Meine Arbeit findet definitiv nicht hinter einem Schalter von 9 bis 17 Uhr statt. Jede Woche, jeder Monat, jedes Jahr ist anders. Bei meinen Lesungen habe ich beispielsweise mit drei Aufführungen pro Jahr begonnen – mittlerweile sind es um die 90! Auch bringt der Beruf des Schauspielers gewisse Unsicherheiten mit sich – so kann es zum Beispiel einen neuen Programmchef geben, dem deine Nase nicht gefällt und der einfach eine Rolle streicht – das ist in anderen Produktionen durchaus schon vorgekommen. Aber es gibt schon Möglichkeiten, die für eine große Unabhängigkeit sorgen, so bin ich zum Beispiel bei meinen Lesungen mein eigener Chef.

LWZ: War es schon von Jugend an Ihr Berufswunsch, Schauspieler zu werden?
Jankowsky: Nein, ein Wunsch war das damals nicht, auch wenn ich schon in der sechsten Schulklasse mit dem Theaterspielen angefangen und das kontinuierlich fortgeführt habe, aber erst während der Zivildienstzeit habe ich ernsthaft darüber nachgedacht, was ich beruflich machen möchte. Ich hatte Bio- und Wirtschafts-Leistungskurs und überlegte, ob ich studieren sollte, mir dann aber eingestanden, dass die Schauspielerei das ist, was ich wirklich machen möchte – so fiel meine Entscheidung relativ spät, mit Anfang 20.

LWZ: Würden Sie die Rolle des Kommissars Overbeck als besonderen Glücksfall bezeichnen?
Jankowsky: Teils, teils. Zum einen habe ich selbst die Rolle, die damals mit drei Sätzen pro Sendung begann, so ausgefüllt und weiterentwickelt, dass sie mehr Potenzial zum Vorschein brachte, aber eine glückliche Fügung ist es schon, wenn der richtige Regisseur zum richtigen Zeitpunkt da ist und dieses Potenzial auch wahrnimmt.

LWZ: Sie sind einem Millionenpublikum bekannt, gibt es da manchmal das Gefühl, öffentliches Eigentum zu sein?
Jankowsky: Zum Glück bin ich nicht Brad Pitt (lacht) – nein, meist bekomme ich das ganz gut hin. Nach fast 30 Jahren Fernsehpräsenz entsteht natürlich beim Publikum eine Art Nähe, die aber tatsächlich eine Einbahnstraße ist, und hin und wieder gibt es Situationen, die ich als übergriffig empfinde: Ich möchte weder von Wildfremden geherzt noch gedutzt werden, da mag ich ein wenig altmodisch sein. Aber mit Brille und Mütze ausgerüstet, komme ich sogar ganz gut durch Münster. Anders ist es allerdings bei meinen Lesungen, da erfülle ich die Wünsche, vom Autogramm bis zum Selfie, gerne und bin der Letzte, der den Saal verlässt.

LWZ: Zum Schluss die Frage: Wie schauen Sie in die Zukunft – ist es eher ein sorgenvoller Blick, oder sind Sie trotz alledem ein Optimist?
Jankowsky: Wenn man jetzt gerade die Vereidigung von Trump gesehen hat und die Machthaber in Moskau und China sieht – die mächtigsten Länder der Welt werden von Verrückten regiert, da kann einem schon angst und bange werden. Was also die politischen Aussichten betrifft, gerade das Erstarken der Rechten, hier bei uns, in Europa und weltweit, da mache ich mir schon meine Gedanken; im Gegensatz dazu kann ich aber auf meine eigene, persönliche Zukunft ganz positiv schauen.


Das Interview führte Mathias Lindner.