Paderborn. Zwei Frauen im Alter von 23 und 68 Jahren haben am Montag, 27. Januar, Strafanzeigen bei der Paderborner Polizei erstattet. Sie sind Opfer unterschiedlicher Betrugsmaschen geworden: Durch das sogenannten Romance- oder Love-Scamming verlor eine Frau über 80.000 Euro an die Täter. Ein betrügerisches Gewinnversprechen führte im zweiten Fall zum Verlust von über 60.000 Euro.
Bereits Ende 2023 nahm ein Täter per Facebook Kontakt zu seinem im Kreis Paderborn lebenden Opfer auf. Etwa ein halbes Jahr chatteten der oder die Kriminellen mit der 68-Jährigen und bauten virtuell eine emotionale Beziehung auf. Dann kam ein gechatteter Heiratsantrag und im weiteren Verlauf chattete eine „Tochter“ des angeblichen Amerikaners eifrig mit. Sie sprach das Opfer sogar mit „Mama“ an. Mit dem so über Wochen aufgebauten Vertrauen zu dem Facebook-Kontakt kam Mitte letzten Jahres eine erste Geldforderung. Er sei als Soldat im Nahen Osten eingesetzt und habe Verletzungen erlitten.
Für Operationen benötigte er jetzt Geld. Über einige Wochen kam es zu Überweisungen und neuen Forderungen bis letztendlich über 80.000 Euro verloren waren. Erste Ermittlungen der Paderborner Kripo führten schon über Nacht zu einem ersten Ergebnis. Die Mail-Accounts führen nach Afrika, genauer nach Nigeria. Die sogenannte „Nigeria-Connection“ ist keine feste Organisation. Die von dort lebenden Kriminellen entwickelte Betrugsstrategie mit vorgegaukelter Liebe und Hochzeit ist schon aufgegangen, als es noch keine Emails gab und sie funktioniert heute noch.
Um nicht Opfer von Romance-Scamming zu werden rät die Polizei:
- „Bei jeder Kontaktaufnahme von Unbekannten über das Internet oder über Messenger-Dienste sollten Sie grundsätzlich misstrauisch sein."
- „Achten Sie auf Ungereimtheiten und Widersprüche und lassen Sie sich von fadenscheinigen Ausreden und Erklärungen nicht blenden."
- „Seien Sie zurückhaltend bei der Veröffentlichung Ihrer persönlichen Daten, wie Anschrift, Geburtsdatum oder auch mit Auskünften über Ihren Arbeitgeber. Bedenken Sie: Mit jeder persönlichen Information haben Betrüger ein Mittel mehr, um ihre Opfer zu täuschen und anschließend um Geld zu bitten oder sogar zu erpressen."
- „Ein weiterer Trick der Täterinnen und Täter ist, sich auf eine Beziehung einzulassen, dann kompromittierendes Bild- und Videomaterial, wie Nacktaufnahmen von der angeblichen Freundin oder dem Freund zu sammeln und das Opfer mit diesem Material um Geld zu erpressen (Sextortion)."
- „Überprüfen Sie das Profil des potenziellen Partners. Nutzen Sie beispielsweise die Bilder-Rückwärtssuche von Suchmaschinen, um das Profilbild auf anderen Webseiten zu prüfen."
- „Gehen Sie keine finanziellen Transaktionen mit Online-Bekanntschaften ein."
- „Lassen Sie sich niemals unter (emotionalen) Druck setzen!"
- „Sollten Sie in eine solche Situation geraten, wenden Sie sich umgehend an die Polizei und zahlen Sie auf keinen Fall Geld."
Vorsicht bei Gewinnversprechen!
Im zweiten Fall war eine junge Frau letzte Woche von einer Bekannten auf ein „totsicheres“ Gewinnspiel auf einer Messenger-Plattform aufmerksam gemacht worden. Sie bekam den Kontakt und ließ sich durch die Gewinnofferten locken. So schickte die 23-Jährige ihre kompletten Zugangsdaten ihres Online-Bankings über den Messenger …
Das sind keine Daten für Fremde: PIN und Passwörter sind aus gutem Grund geheim und sollten das auch immer bleiben.
… Es folgten Abbuchungen vom Konto, die das Opfer arglos über die Sicherheits-App ihrer Bank bestätigte. Bis der Betrug auffiel, waren über 60.000 Euro vom Konto abgebucht. Das Konto ist mittlerweile gesperrt und per Rückholauftrag soll eine Rückbuchung des Geldes versucht werden.
Auch in diesem Fall warnt die Polizei:
- „Geben Sie niemals Geld aus, um einen vermeintlichen Gewinn einzufordern."
- „Machen Sie keinerlei Zusagen am Telefon oder im Chat."
- „Geben Sie niemals persönliche Informationen weiter: keine Telefonnummern und Adressen, Kontodaten, Bankleitzahlen, Kreditkartennummern oder Ähnliches."
- „Warnen Sie Freunde und Bekannte!"
Weitergehende Informationen und Präventionshinweise zum Thema Betrug auf der Internetpräsenz der Polizei. (lwz/Polizei Paderborn)