Kreis Lippe/Dörentrup. Vor rund 20 Jahren waren Biogasanlagen zur Strom- und Wärmegewinnung das Nonplusultra. Der Anlagenbau wurde nicht nur durch das EEG bezuschusst, sondern wurde auch für viele Landwirte ein großer Teil ihres Einkommens.
Jetzt wird das EEG-Gesetz noch in diesem Jahr auslaufen und die Bezuschussung entfällt, was für viele der Anlagen das Aus bedeutet, da der erzeugte Strom nicht mehr konkurrenzfähig sein wird.
Die Bundesregierung plant im Gegensatz dazu in ihrer Kraftwerksstrategie die Förderung eines neuen fossilen Kraftwerksparks zur Abdeckung von Lastspitzen in Zeiten geringer Einspeisung von Sonnen- und Windenergie. Zunächst sollen diese Kraftwerke mit fossilem Gas, dann mit so genanntem farbigen, auf jeden Fall erst einmal fossilen Wasserstoff betrieben werden.
Langfristig ist dann grüner Wasserstoff vorgesehen. Die Betreiber der Biogasanlagen halten das für einen falschen Weg und sagen, dass sie bereits jetzt ökologisch und von sogenannten Dunkelphasen unabhängig, zuverlässig Strom und Wärme liefern können. Dazu sei allerdings eine Fortsetzung der Bezuschussung nötig, die aber durchaus flexibel sein könne.
Die bereits bestehenden über 10.000 Anlagen in Deutschland könnten dazu zum größten Teil erweitert und vergrößert werden und die verlässliche Reserve für die Dunkelphasen sein. Die Bezuschussung könnte flexibel angepasst werden, was heißt, ist viel Strom da, gibt es weniger, ist zu wenig Strom da, mehr Geld. Passiere das nicht, so Henning Schoof, gingen zwei von drei Anlagen am Jahresende in den Konkurs.
Zu einer Informationsveranstaltung, die die derzeitige Situation darlegt, hatte Henning Schoof, Geschäftsführer der LipperLandEnergie GmbH und Co. KG, Politiker, Betroffene und Betreiber von Anlagen auf die dem Landesverband gehörenden Domäne Oelentrup eingeladen.
Dort legten nicht nur er, sondern auch Matthias Carl, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Detmold, Frieso Feldink, Bürgermeister von Dörentrup, und Dr. Christian Rissen, Berater mit Schwerpunkt Biogas, die Wichtigkeit des Bestandes und die aus ihrer Sicht unsinnige Abschaffung der Biogasanlage dar. Alle Vortragenden waren sich darin einig, dass, egal welche Regierung ab Februar das Land regiere, dringender Handlungsbedarf in Richtung Erhalt und Einbindung in die Energieversorgung gegeben sei.
Die große Anlage in Dörentrup versorgt zum Beispiel das Bega-Hotel, den Bega-Park und das Dörentuper Freibad sowie einen großen Industriebetrieb mit Wärme und Strom. Das ist möglich durch den modernen Um- und Ausbau sowie dank der Möglichkeit, große Mengen an Gas zu speichern, um sie in Spitzenzeiten zu nutzen.
„Damit werden jährlich eine Milion Tonnen Heizöl gespart“, sagte Henning Schoof. Der Vertreter des Industriebetriebes, der weltweit Marktführer in seinem Bereich ist, sagte, dass er zum Beispiel große Aufträge nur deshalb erhalte, weil in den Vergaberichtlinien jetzt immer mehr auch nach der Ökobilanz gefragt werde und er mit seiner Versorgung durch die Biogasanlage große Vorteile habe.
Dr. Rissen von der GBB-Unternehmensberatung wies auf die Höhe der Einspeisungsmöglichkeit in Stunden und Tagen ohne Wind und Sonne hin. Er zeigte auf, dass circa jede zehnte Kilowattstunde im deutschen Strommix, aus Biogas erzeugt werden. „Aus Photovoltaik kommen nur rund zwei Prozent mehr“, sagte Dr. Rissen.
„Große Biogasanlagen wie diese in Oelentrup sind ein Angebot gegen den Neubau fossiler Kraftwerke. Wir können schon jetzt der Dunkelflaute begegnen, aber nicht, wenn die Subventionen gestrichen werden. Deshalb ist das anstehende Ausschreibungsverfahren für uns so wichtig“, appellierte er an die anwesenden Politiker aus Bund und Land.
Wie schon Henning Schoof meinte auch er, dass die Schuldzuweisungen an die Landwirtschaft nicht mehr zu ertragen seien. „Natürlich können wir auf Mais als Grundlage verzichten. Aber dann muss mir mal jemand erklären, warum wir zwar Kartoffeln und Weizen vergären dürfen, Kartoffelschalen und Weizenabfälle aber nicht“, sagte er.
Nach den Vorträgen hatten die rund 50 Teilnehmer der Veranstaltung noch Gelegenheit zum Austausch. Ein Bus fuhr sie zusätzlich zu den Satelliten der Biogasanlage, um dort mit den Kunden über ihre Erfahrungen zu sprechen. Auch konnte die große Anlage in Oelentrup besichtigt werden.
Veranstaltungen wie diese fanden zeitgleich bundesweit statt, woran man sehen kann, wie wichtig das Thema den Betreibern ist.
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Reiner Toppmöller ist seit Jahrzehnten als Freier Journalist in Ostwestfalen und Nordlippe im Einsatz. Sein Motto: „Wer hier die Herzen der Menschen erreicht, der hat viele Freunde auf Dauer gewonnen.“ Mit dieser Einstellung zu seiner Arbeit, schreibt der Mann, den man nur mit Hut kennt, seit 15 Jahren für die Redaktion Vlotho des Westfalen Blatts im Kalletal. Zudem war er mehr als 20 Jahre als Freier Mitarbeiter in der Redaktion von Lippe aktuell tätig. Die lokale Politik, aber auch das tägliche Geschehen, mit schönen und teilweise hochinteressanten Geschichten der Region, bilden dabei seine Schwerpunkte. Die Arbeit mit den Menschen, nicht über die Menschen, steht dabei für ihn im Vordergrund.