Zwei Windräder in Ohrsen: Freunde der Windkraft bleiben cool

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Auf große Resonanz stoßen die Info-Veranstaltungen der „Bürger-Energie-Genossenschaft Lage“ (Bela), die sich dafür starkmacht, zwei Windräder auf einer Agrarfläche in Ohrsen aufzustellen, die allerdings außerhalb des im Flächennutzungsplan ausgewiesenen Areals für Windkraftnutzung liegt. Foto: Hajo Gärtner

Lage-Ohrsen. „Wirbel um Windräder“, lautete die Überschrift des jüngsten Artikels von lage-aktuell.de und der LIPPISCHEN WOCHENZEITUNG (LWZ). Dabei geht es um den politischen Streit angesichts der Rechtsunsicherheit, die hinsichtlich der Genehmigung neuer Windräder entstanden ist. Nun gibt es in Lage eine junge „Bürger-Energie-Genossenschaft Lage“ (Bela), die sich dafür starkmacht, zwei Windräder auf einer Agrarfläche aufzustellen, die allerdings außerhalb des im Flächennutzungsplan ausgewiesenen Areals für Windkraftnutzung liegt.

stürmische Vorgeschichte ⇨

Die Initiative, die damit wirbt, sich demokratisch für lokale, innovative und regenerative Technologie einzusetzen, hat inzwischen 70 Mitglieder. „30 konnten wir beim jüngsten Energie-Stimmtisch begrüßen“, berichtet Andreas Schmuck, Vorstandsmitglied der „Bela“ im Gespräch mit der LWZ. Es gebe ein „vitales Interesse an dem Thema“. Die genossenschaftlich organisierte Bewegung sieht er durch die jüngsten Turbulenzen im Thema Windenergie nicht gefährdet. „Wir warten die Rechtsentwicklung in Ruhe ab“, sagt er.

Mit 250 Euro haben Interessierte Anteile an der Genossenschaft gezeichnet. Werden sie ihr Geld verlieren, wenn das Projekt „Windräder für Ohrsen“ scheitert?

„Richtig ist, dass es sich aus meiner Sicht um Risiko-Kapital handelt. Das ist bei einem Start-up wohl immer so. Wir haben allerdings bislang kein Geld, sondern nur Engagement in dieses Windenergie-Projekt investieren müssen“, betont Schmuck. „Und wir werden auch weiterhin sehr umsichtig mit den uns anvertrauten Geldmitteln umgehen.“

Im Dezember habe die Landesregierung einen „Bürgerenergie-Fonds“ aufgelegt. „Wir versuchen aktuell, mit diesem Fonds unser Risiko bis zur Genehmigung der Anlagen abzufangen.“ Alle Mitglieder würden regelmäßig über den Stand der Projekte – sei es im Bereich Wind oder Fotovoltaik – auf den aktuellen Stand gebracht: mit „Bürger-Energie-Briefen“.

Anschub ist schon finanziert

Aber allein schon deshalb, weil die Genossenschaft sich auch um mehrere Projekte, zum Beispiel im Feld der Fotovoltaik, kümmert, verteile sich das Risiko. „Wir brauchen zurzeit auch kein frisches Kapital für unser Windenergie-Projekt“, sagt er. Der Anschub für „zwei Windräder in Ohrsen“ sei bis zur Genehmigung bereits finanziert. Wir benötigen aber zusätzliches Kapital für unsere noch umzusetzenden PV-Projekte. Ebenso sei Mitgliederzuwachs jetzt ein wichtigeres Ziel.

„Wir wollen nichts erzwingen“, sagt Reimund Neumann vom „Bela“-Vorstand im Gespräch mit der LWZ und beurteilt kritisch die Praxis von großen Investoren, ihr Vorhaben juristisch durchzupauken. Es sei sinnvoller, ein gutes Verhältnis zu den Bürgern und Verantwortlichen „unserer Stadt und zum Kreis Lippe“ aufzubauen und zu bewahren. Verständnis zeigt er für den aufgeflammten Widerstand gegen großflächige Pläne im Teutoburger Wald.

Verglichen damit ist die Ohrser Idee wirklich geradezu kleinräumig disponiert. „Wir warten das jetzt alles mal in Ruhe ab“, wiederholt Vorstandsmitglied Andreas Schmuck mit geradezu britischer Gelassenheit: „abwarten und Tee trinken.“