Wahlsieg ohne Glanz: CDU erreicht in Lippe dennoch ihr Wunschziel

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Mit ihrem Sieg in Lippe zieht Kerstin Vieregge erneut in den Bundestag ein. Doch wird die Arbeit dort sicher nicht leichter. Unter anderem wartet eine erstarkte AfD. Foto: Reiner Toppmöller

Kreis Lippe. Auf der Wahlparty der CDU Lippe, im Hotel Begatal in Dörentrup, flogen die Tassen bei der ersten Prognose des Wahlergebnisses der Bundestagswahl 2025 nicht hoch. Vielmehr sah man enttäuschte Gesichter, weil die CDU auf Bundesebene eben nicht die angestrebten mindestens 30 Prozent der Wähler erreichen sollte.

Das Ergebnis sollte sich auch im Laufe des Abends nicht wesentlich ändern. Also blickte man auf die nach und nach eingehenden Ergebnisse für die Spitzenkandidaten Kerstin Vieregge. Dabei wurde schnell klar, dass sie ihr Ziel mit mehr als 30 Prozent erreichen würde. Am Ende kam sie auf 31,33 Prozent.

Allerdings konnte man unter den Gästen durchweg die Bestürzung über die AfD-Ergebnisse in Lippe wahrnehmen. Viele der bei der Kommunalwahl im Herbst zur Wahl stehenden CDU-Kandidaten sahen mit Erstaunen, dass die AFD in ihren Wahlkreisen stärker geworden ist als die eigene Partei.

„Trotz aller Freude über mein Ergebnis, frage ich mich, wie das kommen kann: Ein Kandidat, den kaum einer kennt, und ein bis dahin ’rotes’ Lippe wird jetzt AfD freundlich“, sagte Kerstin Vieregge erstaunt. Ihr Gegenkandidat der SPD, Julien Thiede, lag im Endergebnis mit 23,54 Prozent acht Prozent hinter ihr, dicht gefolgt, mit nur eineinhalb Prozentpunkten Rückstand, von Udo Hemmelgarn (AfD, 21,81 Prozent).

Nichtsdestotrotz bedankte sich die Bundespolitikerin schon gegen 18.30 Uhr bei ihren Parteifreunden und Wählern und zeigte Zuversicht für die kommende Zeit. „Gerne hätte ich auch bundesweit eine Drei als erste Zahl gesehen, aber es ist nun wie es ist. Wir müssen jetzt die Themen angehen, die wichtig für das Land sind, und dürfen nichts der AfD überlassen. Bedanken möchte ich mich aber auch bei allen, die mich im Wahlkampf so aufopferungsvoll unterstützt haben. Vor allem bei den vielen Mitgliedern der Jungen Union. Wir alle haben eine gute Arbeit gemacht“, sagte die Bundestagsabgeordnete Vieregge.

Torben Hunsdörfer, Spitzenkandidat der FDP, der gerne eine Schwarz-Rot-Gelbe-Koalition gesehen hätte, war für die Redaktion nach der Wahl telefonisch erreichbar. Der junge Wahlkämpfer der FDP erreichte kreisweit ein Ergebnis von 3,03 Prozent. Er ist der Meinung, dass es ein großer Verlust sei, die FDP nicht mehr im Bundestag vertreten zu sehen. „Für die Demokratie ist es dramatisch, dass es eine freiheitliche Partei jetzt nicht mehr im Bundestag gibt, dafür sich aber die radikalen Ränder so verstärkt haben“, sagt er.

Die anderen Direktkandidaten des Wahlkreises 134 Lippe I erzielten folgende Ergebnisse: Robin Wagener (Grüne, 12,12 Prozent), Eduard Schneider (Die Linke, 6,03 Prozent) und Ralf Ochsenfahrt (Freie Wähler, 2,13 Prozent).

Im Wahlkreis 135 Höxter – Gütersloh III – Lippe II haben 43,15 Prozent Christian Haase (CDU) gewählt, 20,55 Prozent der Stimmen entfielen auf Klaus Lange (AfD), Katrin Freiberger (SPD) erhielt 18,67 Prozent der Stimmen. Annegret Rehrmann (Grüne) kam auf 7,47 Prozent, Petra Riedel (Die Linke) auf 5,27 Prozent, Dennis Niedermark (FDP) auf 3,13 Prozent und Michael Schröder (Freie Wähler) auf 1,77 Prozent.

Im Kreis Lippe vergaben 27,33 Prozent ihre Zweitstimme an die CDU (2021: 23,06 Prozent), 22,13 Prozent entfielen auf die AfD (9,98 Prozent) und 20,81 Prozent an die SPD (31,19 Prozent). 10,30 Prozent wählten mit ihrer Zweitstimme Bündnis 90/Die Grünen (2021: 13,27 Prozent). 6,65 Prozent (2021: 3,66 Prozent) entfielen auf Die Linke, 4,42 Prozent auf das BSW, die FDP erhielt 4,24 Prozent der Stimmen (2021: 11,76 Prozent).

Insgesamt gaben 215.651 Lipper bei der Bundestagswahl ihre Stimme ab, das entspricht 82,4 Prozent der Wahlberechtigten (2021: 76,72 Prozent).