
Lemgo-Lieme/Bad Salzuflen. Mit sehr viel Elan und neuen Schauspielern startete die Retzer Bühne mit dem Stück „Carmen darf nicht platzen“, eine Komödie von Ken Ludwig unter der Regie von Susanne Habenicht, am 1. März in die neue Theatersaison. Ein Abend, der für viele Freunde der Retzer wohl unvergesslich bleiben dürfte, denn so viel nackte Haut auf der Bühne gab es noch nie.
Lucille Wiley (Nina Josephs), die Operndirektorin der Cleveland Grand Opera Company, bereitet sich auf das einmalige Ereignis vor, die Weltklasse-Sopranistin Elena Firenzi (Nadine Nagel) für ein Gastspiel von „Carmen“ willkommen zu heißen. Doch die Diva kommt viel zu spät. Nach einer Überdosis Schlafmittel, einer leidenschaftlichen Eifersuchtsszene mit Ehemann Pasquale (Andreas Landau), der darauf hin verschwindet, findet Jo (Maria Nickel), eine Assistentin, die Sopranistin scheinbar leblos im Bett.
Jetzt ist ihre Zeit gekommen, sie kann in die Rolle des Opernstars schlüpfen und den Abend retten. Nachdem die echte Firenzi aber wieder aufwacht, möchte auch sie auf die Bühne. Jos Verlobter (Mike Kirsch) und ein waschechter niederländischer Heldentenor (Heiko Welsche) zeigen beide großes Interesse an der Italienerin, damit geht das Verwirrspiel los.
Getreu den Vorurteilen, wenn Deutsche ins Bett gehen, fangen Italiener an zu leben, baut das Stück auf viel Trubel auf. Alle Akteure sprechen ihre Rollen in einem spaßigen Deutsch–Italienisch oder wie im Fall von Heiko Welsche in ulkigem Niederländisch. Schon das trägt für viel Spaß im Publikum bei.
Die beiden Diven zeigen dazu ein perfektes Playback der eingespielten Arien. Die schnellen, lustigen Dialoge lassen dem Publikum kaum Luft zum Nachdenken. Das Stück ist eine unglaublich witzige, schnelle und verrückte Comedy, die ihren Höhepunkt im zweiten Akt mit dem halbnackten Auftritt der beiden liebestollen Männer findet. Dazu gehört schon viel Mut und wird daher mit schallendem Applaus und am Ende auch mit Standing Ovations belohnt.
Die Bühne mit dem doppelten Bühnenbildaufbau lässt zudem zu, dass in zwei Räumen gleichzeitig gespielt werden kann. Diesmal neu dabei, Sabrina Spies, die als aufgeregtes Zimmermädchen ihr Debüt feiert. Nach 15 Jahren stand auch Nadine Nagel wieder auf der Bühne und brillierte als aufgesetzte Diva.
Als am Ende Nina Josephs von den Proben erzählte und meinte, dass die Regisseurin die Truppe diesmal gelobt habe, obwohl ihr Motto sonst sei: „Keine Kritik ist auch Lob“, konnte man ihr nur beipflichten. Susanne Habenicht hat es geschafft, in ihrer Zeit bei der Retzer Bühne aus den damals engagierten Hobbyschauspielern eine tolle Theatertruppe zu formen.
Zu Gast am Premierenabend waren Mitglieder des Theatervereins Stedefreund, der Vorstand des Theaters Stattgespräch sowie die beiden Altmitglieder und früherer Aktive der Retzer Bühne, Hans Carrell und Hilde Klein.
Für Menschen, die das Stück noch gerne sehen möchten, gibt es allerdings schlechte Nachrichten: Sämtliche Vorstellungen im Liemer Krug sind bereits ausverkauft. Dennoch lohne sich eine regelmäßige Nachfrage über die Homepage des Vereins für mögliche Restkarten.