Kam, las und siegte: Krimiautor Klaus-Peter Wolf nahm sein Publikum mit auf Ermittlungstour seiner Fantasie-Kommissarin Ann Kathrin Klaasen.
Wenn dein Mann nicht dein Mann ist
Ein geradezu surreales Sujet prägt den neuesten Krimi von Klaus-Peter Wolf: „Ostfriesennebel“: Kommissarin Ann Kathrin Klaasen steht diesmal vor einer schweren und delikaten Aufgabe: Wer ist Fabian Oberdieck? Ein liebevoller Vater und Ehemann oder ein Mörder und Identitätsschwindler? Mit dieser Frage konfrontierte der viel gelesene und preisgekrönte Krimiautor sein Publikum in der gut besuchten Aula im Schulzentrum Werreanger. Nach Informationen der LZ kamen an die 200 Zuhörer, um sich vom Krimiautor vorlesen zu lassen. (Ausgabe 17. März, Seite Lage).
Klaus-Peter Wolf lebt als freier Schriftsteller in der ostfriesischen Stadt Norden. Seine Bücher erscheinen im renommierten S.-Fischer-Verlag. Er erhielt für seine Bücher und Filme zahlreiche Preise. Bislang sind seine Bücher in 26 Sprachen übersetzt und über 13 Millionen Mal verkauft worden. Mehr als 60 seiner Drehbücher wurden verfilmt, darunter viele für „Tatort“ und „Polizeiruf 110“. Wer den Krimi nach Wolfs Präsentation lesen wollte, dem verhalf der Büchertisch der Buchhandlung Brückmann zu einem handsignierten Exemplar.
Worum geht es in diesem Krimi? In der Norder Polizeiinspektion sitzt Carina Oberdieck, Mutter zweier Kinder, und erzählt Kommissarin Ann Kathrin Klaasen eine unglaubliche Geschichte: Der Mann, der derzeit bei ihr lebe, sei gar nicht ihr Mann, auch wenn er sich dafür ausgebe. Sie sei fest davon überzeugt, dass ihr Ehemann nicht mehr am Leben ist. Auch wenn die Aussagen von Carina Oberdieck völlig verrückt klingen, bereiten sie Ann Kathrin Klaasen doch einiges Kopfzerbrechen: Sie hat keine Leiche und keine Zeugen. Und doch will sie dieser zutiefst verunsicherten Frau helfen. Als am nächsten Tag die Leiche einer jungen Frau auf den Bahngleisen gefunden wird, stellen sich viele Fragen ganz neu.
Die Publikums-Resonanz auf die Lesung zeigt, dass der Förderverein der Stadtbücherei bei der Auswahl seiner Autoren ein geschicktes Händchen ins Spiel bringt. Schon der Auftakt der Jahresreihe mit dem Oerlinghauser Polizisten Joachim H. Peters im Technikum war ein Knüller. siehe hier ⇒. Für die Lesung des „Ostsfriesennebels“ hätte selbst die geräumige Technikumshalle plus Empore nicht ausgereicht, wenn die Lesung im gewohnten und beliebten gastronomischen Rahmen durchgezogen worden wäre. Da erwies sich das Ausweichen ins Schulzentrum als weitsichtige Strategie, zumal angesichts der Bekanntheit von Klaus-Peter Wolf und der Beliebtheit seiner Krimis mit einer großen Fangemeinde zu rechnen war.
Bemerkenswert ist die Lust des deutschen Publikums an Fantasiemorden und deren Aufklärung. Das Gute muss am Ende schon siegen: Das gehört sich so. Mit 0,8 Morden auf 100.000 Einwohnern im Jahr 2023 in Deutschland erweisen sich diese Bluttaten glücklicherweise eher als Randphänomen der allgemeinen Kriminalitätsstatistik. Im Fernsehen spielen jedoch „Tatort“ und Co. eine höchst dominante Rolle. Der durchschnittliche deutsche Fernsehzuschauer sieht im Jahr etwa 2.000 Morde im Fernsehen. Das bedeutet, dass ein Zuschauer, der regelmäßig Krimis schaut, im Laufe seines Lebens Zehntausende fiktive Morde gesehen hat. So viele schaffen die Leser von Krimis bei weitem nicht. Aber sie strengen ihren Kopf und ihre Fantasie-Fähigkeit beträchtlich viel mehr an als beim bloßen TV-Gucken. Und das ist zweifellos wertvoller.
[Update vom 17. März 2025]