Pläne der „eurobahn“: Der Ersatz-Bus fährt an Lage einfach vorbei

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An fast jedem dritten Zug des Regionalverkehrs klebt das Logo „eurobahn“, obwohl das Unternehmen kurz vor der Pleite steht und vom „Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe“ (ZV NWL)“ aufgefangen werden muss. Im Bild: die „eurobahn“ als RB 73 von Lemgo-Lüttfeld nach Bielefeld Hauptbahnhof im Bahnhof Lage. Foto: Jörn Fries

Der öffentliche Personen-Nahverkehr (ÖPNV) muss auf der Schiene reformiert werden. Er ist in der bisherigen Form nicht mehr zu bezahlen. Für den Kaufpreis eines symbolischen Euro hat der „Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe“ (ZV NWL) das finanziell angeschlagene Unternehmen „eurobahn“ übernommen. Ist das Linien-Angebot eh schon zusammengestrichen worden, so zeigt die Vergabe von SPNV-Leistungen an die Eurobahn weitere Reduzierungen an. SPNV: Das ist die Kurzbezeichnung von Schienen-Personen-Nahverkehr. 

„Es ist unsere oberste Priorität, das Reisen mit der eurobahn planbar und sicher für unsere Fahrgäste anbieten zu können“, sagt Nicole Drescher, Bereichsleiterin Kunden- und Informationsmanagement bei der „eurobahn“. „Die direkten Rückmeldungen, Anregungen und Kritikpunkte unserer Fahrgäste nehmen wir sehr ernst und nutzen auch gleichzeitig die Gelegenheit, unsere Perspektive im Austausch mit unseren Fahrgästen im Zug oder am Bahnsteig darzulegen, deshalb führen wir dreimal jährlich unsere ‚eurobahn im Dialog‘-Aktionstage durch.“ Das klingt gut, aber:

Seit April 2024 läuft hier in Lippe nichts mehr rund, was die Leistungen der „eurobahn“ angeht. Mal abgesehen von den nahezu regelmäßigen Verspätungen und Zugausfällen infolge Personalmangels fallen Reduzierungen des vertraglich vereinbarten Angebots auf: einseitig von der „eurobahn“ kalkuliert, ohne vorab den zuständigen „Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe“  zu informieren. So fallen zum Teil komplette Linien aus, zum Beispiel der RE82, der per Notverkehr nun von der DB REGIO geleistet wird – allerdings nur zwischen Bielefeld und Horn-Bad Meinberg statt Altenbeken. Ein Schienersatzverkehr durch den Bus lässt Lage links beziehungsweise rechts liegen, da der Schnellbus zwar in Detmold hält, nicht aber in Lage. Und gerade die sich als unzuverlässig herausstellende „eurobahn“ soll nun weitere Jahre den Schienen-Personen-Nahverkehr in Lippe (ZV NWL) betreiben dürfen, obwohl die Bezirksregierung Arnsberg noch nicht einmal die Übernahme der „eurobahn“ durch die ZV-NWL-Mitglieder genehmigt hat. Das alles geht aus dem Amtsblatt der Europäischen Union (EU) bzw. dem Vergabeportal „TED-EU“ hervor. Weitere Verschlechterungen sind also so gut wie sicher.