Kreis Lippe. Der Leiter der Polizei, Polizeidirektor Alexander Fenske, und der Leiter der Direktion Kriminalität, Peter Henschel, stellten vor wenigen Tagen gemeinsam die Entwicklungen im Bereich der Kriminalität des Jahres 2024 für den Kreis Lippe vor.
Die Statistik zeigt, dass der Kreis Lippe einer der sichersten Kreise in NRW ist. Hinter dem Bergischen Kreis und Olpe belegt der Kreis im landesweiten Vergleich Platz drei. Das macht den Chef der Polizei stolz, auch, weil die Aufklärungsquote mit knapp 60 Prozent deutlich über der für ganz NRW (53,5 Prozent) liegt. In Ostwestfalen war nur der Kreis Höxter besser.
Deshalb sprach der Leiter der Polizei seinen Mitarbeitern auch ein dickes Lob aus: „Sie haben alle einen tollen Job gemacht, egal ob Kollegen mit oder ohne Uniform, Regierungsbeamte oder andere.“
Mit einer leichten Zunahme stellte die Polizei 2024 in Lippe rund 15.360 Fälle fest. Fenske spricht von einer zu erwartenden Normalisierung seit Corona. Damals seien die Menschen zu Hause geblieben, deshalb seien die Zahlen gefallen. Insgesamt zeigte er sich aber zufrieden.
Peter Henschel erläuterte anschließend im Einzelnen die unterschiedlichen Straftaten. „Die Polizei nutzt bundesweit einheitliche Vorgaben, um Kreise und Kommunen untereinander vergleichbar zu machen. Die Kriminalitätshäufigkeitszahl (KHZ), das ist die Anzahl der bekannt gewordenen Delikte auf 100.000 Einwohner, wird hochgerechnet. Diese Zahl liegt in Lippe bei 4.391 und damit in etwa auf dem Niveau der Vorjahre“, so der Kriminalist.
Erheblich gesunken sind Delikte wie Raub, Einbrüche und Diebstähle sowie Rauschmittel. Letzteres ist wohl auf die Cannabisfreigabe zurückzuführen. Im Bereich der Sexualdelikte wurde ebenfalls eine Verringerung um 15 Prozent auf 604 Fälle verzeichnet.
Dafür stiegen jedoch die Straftaten im Bereich häuslicher Gewalt und Körperverletzung erheblich sowie tätliche Angriffe auf jede Art von Einsatzkräften. Damit ist nicht nur die Polizei, sondern auch die Feuerwehr und Sanitäter gemeint. „Das ist nicht hinnehmbar“, betonte Alexander Fenske.
Bei der häuslichen Gewalt gab es 920 Fälle, 40 mehr als 2023. Häusliche Gewalt liegt immer dann vor, wenn Gewalt zwischen Personen stattfindet, die in einer familiären oder partnerschaftlichen Beziehung zusammenwohnen. Früher zählten Fälle, in denen eine ehemalige Partnerschaft oder Wohngemeinschaft mehr als sechs Monate zurücklag, nicht als häusliche Gewalt, das ist nun anders. „Auch, wenn sie unabhängig von einem gemeinsamen Haushalt innerhalb der Familie oder in aktuellen oder ehemaligen Partnerschaften geschieht, ist es häusliche Gewalt“, erklärte Peter Hentschel.
Der Umgang der Menschen untereinander ist zudem rauer geworden. Darauf ist möglicherweise auch die Zunahme der körperlichen Gewalt zurückzuführen. „Die Hemmschwellen sinken, es gibt oft bereits tätliche Angriffe, wenn es nur um einen freien Parkplatz geht“, berichtete Hentschel.
Gefährliche und schwere Körperverletzungen sind um zehn Prozent auf 1.969 Fälle angestiegen, Beleidigungen und Bedrohungen nehmen ebenfalls zu. Laut Peter Hentschel hat sich das Anzeigeverhalten verändert. Durch die Möglichkeit, Anzeigen auch online zu stellen, sei es einfacher geworden, Delikte kleinteiliger und öfter zur Anzeige zu bringen. Etwa jede fünfte Anzeige wurde 2024 online erstattet.
Neben Körperverletzungen stellen die Vermögens- und Fälschungsdelikte, dazu gehört auch der Online-Betrug, einen weiteren Großteil der Fälle. Im Bereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte wurden 2866 Straftaten registriert, ein Plus von 14 Prozent. Darunter fallen sämtliche Betrügereien und Urkundendelikte.
Zu den Tätern gab es folgende Erkenntnis: Von den 7.204 Tatverdächtigen hatten 4.743 ihren Wohnsitz in der Tatortgemeinde und 1.146 im übrigen Kreisgebiet. Jünger als 21 Jahre waren 1.700 Täter, 465 jünger als 14 Jahre. Gut 5.000 Täter hatten die deutsche Staatsangehörigkeit. Beim Diebstahl, der Körperverletzung oder Wohnungseinbrüchen war der Anteil ausländischer Tatverdächtiger überproportional hoch.
53 Prozent aller Täter und Opfer kannten sich, entweder locker oder es waren Delikte innerhalb der Partnerschaft oder der Familie.